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Sommer am Meer

Sommer am Meer

Titel: Sommer am Meer
Autoren: Rosamunde Pilcher
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mit der Frau sprechen, die sie hereingelassen hatte. Virginia stand auf, trat wieder ans Fenster, öffnete es weit und lachte, als eine Möwe aufgebracht vom Sims flog. Vom Meer her wehte ein kühler, frischer Wind. Ein vollbesetzter Ausflugsdampfer legte ab, und plötzlich sehnte sich Virginia, an Bord zu sein, ohne jede Verantwortung, sonnengebräunt, einen Hut mit der Aufschrift KÜSS MICH auf dem Kopf, und vor Lachen zu kreischen, wenn die ersten Wellen das Boot zum Schaukeln brächten.
    Mr. Williams kam zurück. „Können Sie einen Augenblick warten? Miss Leddra sieht gerade nach...“
    „Ja, natürlich.“ Sie setzte sich wieder auf ihren Stuhl. „Wohnen Sie in Porthkerris?“ fragte Mr. Williams im Plauderton.
    „Ja, bei Freunden. Bei den Lingards in Haus Wheal.“
    Sein Verhalten war weder beiläufig noch vertraulich gewesen, doch mit einemmal wurde er beinahe ehrfürchtig.
    „Oh. Ein bezauberndes Anwesen.“
    „Ja. Alice hat es wunderschön hergerichtet.“
    „Sind Sie früher schon einmal dagewesen?“
    „Ja, vor zehn Jahren. Aber seitdem nicht mehr.“
    „Sind Ihre Kinder auch hier?“
    „Nein, sie sind in London bei ihrer Großmutter. Aber ich möchte sie, wenn es geht, zu mir holen.“
    „Sind Sie in London zu Hause?“
    „Nein. Meine Schwiegermutter wohnt in London.“ Mr. Williams wartete. „Zu Hause bin ich... wir leben in Schottland.“
    Er wirkte begeistert... Virginia hatte keine Ahnung, wieso es ihn begeisterte, daß sie in Schottland lebte. „Wie herrlich! In welcher Gegend?“
    „Pertshire.“
    „Da ist es am schönsten. Meine Frau und ich haben vorigen Sommer dort Urlaub gemacht. Dieser Frieden, die leeren Straßen, die Ruhe. Wie können Sie es hier aushalten?“
    Virginia hatte eben zur Antwort angesetzt, als das Gespräch glücklicherweise von Miss Leddra unterbrochen wurde, die mit einem Stapel Papiere hereinkam.
    „Hier, Mr. Williams. Das ist es, Bosithick. Und der Brief
    von Mr. Kernow, daß er es vermieten will, wenn wir für August einen Mieter finden können. Aber nur an einen geeigneten Mieter, Mr. Williams. Darauf besteht er unbedingt.“
    Mr. Williams nahm die Papiere und lächelte Virginia über den Stapel hinweg an.
    „Sind Sie eine geeignete Mieterin, Mrs. Keile?“
    „Kommt darauf an, was Sie mir bieten, oder?“
    „Es ist nicht direkt in Porthkerris... danke schön, Miss Leddra... aber nicht sehr weit außerhalb... in Lanyon, genauer gesagt...“
    „Lanyon!“
    Es mußte sich entsetzt angehört haben, denn Mr. Williams nahm Lanyon sogleich energisch in Schutz. „Es ist ein ganz entzückendes Fleckchen, der schönste Küstenstrich weit und breit.“
    „Ich wollte nicht sagen, daß es mir nicht gefällt. Ich war nur überrascht.“
    „Inwiefern?“
    Er hatte den durchdringenden Blick eines Vogels. „Aus keinem besonderen Grund. Erzählen Sie mir von dem Haus.“
    Er erzählte. Es sei ein altes Cottage, weder schick noch schön, dem aber der bescheidene Ruhm gebühre, daß ein bekannter Schriftsteller in den zwanziger Jahren dort gewohnt und gearbeitet hatte.
    Virginia fragte: „Welcher?“
    „Verzeihung?“
    „Welcher bekannte Schriftsteller?“
    „Oh, Entschuldigung. Aubrey Crane. Wußten Sie nicht, daß er einige Jahre in dieser Gegend gelebt hat?“
    Virginia hatte es nicht gewußt. Doch Aubrey Crane hatte zu den zahlreichen Schriftstellern gehört, die Virginias Mutter nicht schätzte. Sie erinnerte sich an die kühle Miene ihrer Mutter, die geschürzten Lippen, wann immer seine Bücher erwähnt wurden, erinnerte sich, wie sie sofort in die Bibliothek zurückgebracht wurden, bevor die junge Virginia einen Blick hineinwerfen konnte. Aus irgendeinem Grund schien dies das Cottage namens Bosithick um so begehrenswerter zu machen. „Weiter“, sagte Virginia.
    Mr. Williams fuhr fort. Das alte Cottage sei ein wenig modernisiert worden... es gebe ein neues Badezimmer, eine Toilette und einen Elektroherd.
    „Wem gehört es?“ fragte Virginia.
    „Mr. Kernow ist der Neffe der alten Dame, der das Haus gehört hat. Sie hat es ihm vererbt, aber er wohnt in Plymouth und benutzt es nur in den Ferien. Er wollte diesen Sommer mit seiner Familie kommen, aber seine Frau ist krank geworden und kann die Reise nicht machen. Da wir Mr. Kernows Anwälte sind, hat er uns mit der Angelegenheit betraut, mit der Anweisung, daß wir das Haus nur an jemanden vermieten, bei dem man sich darauf verlassen kann, daß er es in Ordnung hält.“
    „Wie groß ist es?“
    Mr.
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