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Sommer am Meer

Sommer am Meer

Titel: Sommer am Meer
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Williams ging seine Papiere durch. „Mal sehen, Küche, Wohnzimmer, ein Bad im Parterre, Diele und drei Zimmer oben.“
    „Hat es einen Garten?“
    „Keinen richtigen.“
    „Wie weit liegt es von der Straße ab?“
    „Etwa hundert Meter einen Feldweg entlang, soweit ich mich erinnere.“
    „Könnte ich es sofort haben?“
    „Ich sehe keinen Hinderungsgrund. Aber Sie müssen es sich zuerst ansehen.“
    „Ja, natürlich... wann kann ich es sehen?“ „Heute? Morgen?“
    „Morgen vormittag.“
    „Ich werde Sie selbst begleiten.“
    „Danke, Mr. Williams.“ Virginia stand auf und steuerte auf die Tür zu, und er mußte sich beeilen, um Virginia zuvorzukommen und sie ihr aufzuhalten.
    „Nur eins noch, Mrs. Keile.“
    „Was?“
    „Sie haben nicht nach der Miete gefragt.“
    Sie lächelte. „Nein, oder? Auf Wiedersehen, Mr. Williams.“
    Virginia sagte Alice und Tom nichts. Sie wollte nicht in Worte fassen, was bestenfalls eine vage Idee war. Sie wollte sich nicht in eine Diskussion verwickeln, sich nicht überzeugen lassen, daß entweder die Kinder am besten in London bei ihrer Großmutter blieben oder daß Alice über die möglichen Beschädigungen hinwegsehen könnte, die die Kinder vielleicht in Haus Wheal anrichten würden, und darauf bestünde, sie bei sich aufzunehmen. Wenn Virginia etwas gefunden hätte, wo sie wohnen konnten, wollte sie Alice vor vollendete Tatsachen stellen. Und dann würde Alice ihr vielleicht helfen, die schwerste Hürde zu nehmen, nämlich die Großmutter zu überreden, die Kinder ohne Nanny nach Cornwall zu lassen. Allein die Aussicht auf diese Zerreißprobe bewirkte, daß Virginia im Geiste kehrtmachte und die Flucht ergriff, aber zunächst galt es andere, kleinere Hindernisse zu überwinden, und sie war entschlossen, diese selbst in Angriff zu nehmen.
    Alice war eine perfekte Gastgeberin. Als Virginia ihr sagte, daß sie den Vormittag fort sein würde, kam es ihr nicht in den Sinn, sie zu fragen, was sie vorhabe. Sie sagte nur: „Wirst du zum Mittagessen dasein?“
    „Ich glaube nicht... Sagen wir lieber, nein...“
    „Dann sehen wir uns zum Tee. Danach gehen wir zusammen schwimmen.“
    „Himmlisch“, sagte Virginia. Sie gab Alice einen Kuß und ging hinaus, stieg in ihren Wagen und fuhr den Hügel hinunter nach Porthkerris. Sie parkte den Wagen am Bahnhof und ging zur Anwaltskanzlei, um Mr. Williams abzuholen.
    „Mrs. Keile, es tut mir unendlich leid, aber ich kann Sie heute Morgen nicht nach Bosithick begleiten. Eine alte Klientin kommt aus Turo, und ich muß hier sein, um sie zu empfangen; ich hoffe, Sie haben Verständnis! Hier sind die Schlüssel zum Haus, ich habe eine ausführliche Zeichnung gemacht, damit Sie es finden... ich glaube nicht, daß Sie es verfehlen können. Macht es Ihnen etwas aus, allein hinzufahren, oder möchten Sie, daß Miss Leddra mitkommt?“
    Virginia stellte sich die furchteinflößende Miss Leddra vor und versicherte, sie komme gut allein zurecht. Sie bekam einen Ring mit großen Schlüsseln ausgehändigt, jeder mit einem Holzschildchen versehen. Haustür, Kohleschuppen, Turmzimmer. „Sie müssen auf den Feldweg achten“, sagte Mr. Williams zu ihr, als sie zur Tür gingen. „Er ist ziemlich holprig, und vor dem Tor von Bosithik ist kein Platz zum Wenden, aber wenn Sie den Weg weiterfahren bis zu einem alten Bauernhof, können Sie dort umdrehen. So, wenn Sie meinen, daß Sie zurechtkommen... es tut mir schrecklich leid, aber ich werde selbstverständlich hier sein, um zu hören, was Sie von dem Haus halten. Ach ja, Mrs. Keile, es steht seit einigen Monaten leer. Versuchen Sie sich nicht beeinflussen zu lassen, wenn es Ihnen ein bißchen muffig vorkommt. Reißen Sie einfach die Fenster auf und stellen Sie es sich mit einem lustig flackernden Kaminfeuer vor.“
    Ein wenig entmutigt von diesen abschließenden Bemerkungen, ging Virginia zu ihrem Wagen. Die Schlüssel zu dem unbekannten Haus wogen schwer wie Blei in ihrer Handtasche. Ganz plötzlich sehnte sie sich nach Gesellschaft und zog sogar einen verrückten Augenblick lang in Betracht, nach Haus Wheal zurückzufahren, Alice ein Geständnis abzulegen und sie zu überreden, mit nach Lanyon zu kommen und ihr ein wenig moralische Unterstützung zu leisten. Aber das war lächerlich. Es galt nur, ein kleines Cottage zu besichtigen und entweder zu mieten oder zu verwerfen. Das konnte bestimmt jeder Dummkopf zustande bringen... sogar Virginia.
    Das Wetter war noch schön und der Verkehr noch
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