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Sommer am Meer

Sommer am Meer

Titel: Sommer am Meer
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Gläser blank.
    „... weiß nicht, wie das kommt, William“, sagte er zu einem Gast, der trübsinnig auf einem Barhocker saß, mit einer Zigarette, die fast nur aus Asche bestand, und einem Glas Bier, „... aber du stellst die Abfallkörbe auf, und kein Mensch schmeißt nix rein...“
    „Rr...“ machte William, nickte traurig und streute Zigarettenasche in sein Bier.
    „Das Zeug fliegt über die ganze Straße, und die Verwaltung kommt sie nicht ausleeren. Sind ja auch häßliche alte Kästen, wir wären ohne besser dran. Sind ja früher auch ohne ganz gut ausgekommen...“ Er stellte das fertigpolierte Glas geräuschvoll ab und wandte sich Virginia zu.
    „Ja bitte, Madam?“
    Er war ein typischer Cornwaller, in der Sprechweise, im Aussehen, in den Farben. Rotes, windgegerbtes Gesicht, blaue Augen, schwarze Haare.
    Virginia fragte nach Zigaretten.
    „Hab bloß Päckchen zu zwanzig. Recht so?“ Er drehte sich um, nahm sie aus dem Regal und schlitzte die Packung gekonnt mit dem Daumennagel auf. „Schöner Tag, wie? Machen Sie hier Urlaub?“
    „Ja.“ Sie war seit Jahren in keinem Pub gewesen. In Schottland nahm man Frauen nicht mit ins Pub. Sie hatte die Atmosphäre vergessen, die gemütliche Kameradschaftlichkeit. Sie sagte: „Haben Sie Cola?“
    Er machte ein erstauntes Gesicht. „Klar hab ich Cola. Für die Kinder. Woll'n Se eine?“
    „Bitte.“
    Er langte nach einer Flasche, öffnete sie geschickt, goß ein Glas ein und schob es ihr über die Theke hin.
    „Ich hab eben zu William hier gesagt, die Straße nach Porthkerris ist 'ne Schande...“ Virginia zog sich einen Barhocker heran und setzte sich, um zuzuhören. „... der ganze Unrat, der da rumliegt. Die Urlauber wissen anscheinend nicht wohin mit ihrem Abfall. Man sollte meinen, wenn sie in so 'ne herrliche Gegend kommen, würden sie ihren Verstand gebrauchen, mit dem sie geboren sind, und ihr Papierzeug im Wagen mit nach Hause nehmen und nicht am Straßenrand liegenlassen. Sie quatschen von Naturschutz und Umwelt, aber, mein Gott...“
    Er war wieder bei dem Thema, das offensichtlich sein Steckenpferd war, nach dem wohlberechneten beifälligen Grunzen zu urteilen, das aus allen Ecken des Raums kam. Virginia zündete sich eine Zigarette an. Draußen auf dem sonnigen Platz fuhr ein Wagen vor, der Motor verstummte, eine Tür knallte. Sie hörte eine Männerstimme guten Morgen sagen; dann kamen hinter ihr Schritte durch die Tür und in die Bar.
    „... ich hab deswegen an unseren Abgeordneten geschrieben und gefragt, wer die Chose saubermachen soll, er hat geantwortet, die Gemeindeverwaltung ist verantwortlich, aber ich hab zurückgeschrieben...“ Über Virginias Kopf hinweg sichtete er den neuen Gast. „Hallo! Lange nicht gesehen.“
    „Immer noch bei den Abfallkörben, Joe?“
    „Junge, du kennst mich, ich reite 'n Thema zu Tode, wie 'n Terrier, der 'ne Ratte tötet. Was soll's denn sein?“
    „Ein Bier.“
    Joe drehte sich um, um das Bier zu zapfen, und der Neuankömmling trat näher und stellte sich zwischen Virginia und den trübsinnigen William. Sie hatte seine Stimme gleich  erkannt, so wie sie seinen Schritt erkannt hatte, als er über die geflieste Schwelle von The Mermaid's Arms trat.
    Sie nahm einen Schluck Cola, setzte das Glas ab. Ihre Zigarette schmeckte auf einmal bitter; sie drückte sie aus und wandte den Kopf, um ihn anzusehen, und sie sah das blaue Hemd mit den von seinen braunen Unterarmen hochgekrempelten Ärmeln und die kurzgeschnittenen, struppigen braunen Haare, eng an seinem Kopf anliegend wie ein Pelz. Und weil nichts anderes zu tun war, sagte sie: „Hallo Eustace.“
    Erschrocken schnellte sein Kopf herum, und er machte ein Gesicht wie einer, der plötzlich in den Bauch geboxt wurde, verwirrt und begriffsstutzig. Sie sagte rasch: „Ich bin's wirklich“, und er lächelte ungläubig, kläglich, als wüßte er, daß er sich zum Narren hatte machen lassen.
    „Virginia.“
    Sie sagte noch einmal dümmlich: „Hallo.“
    „Um Himmels willen, was tust du hier?“
    Sie war sich bewußt, daß alle Ohren im Raum auf ihre Antwort warteten. Sie gab sie ganz locker und lässig. „Zigaretten kaufen. Was trinken.“
    „Das habe ich nicht gemeint. Ich meine, in Cornwall. Hier, in Lanyon.“
    „Ich mach Ferien. Ich wohne bei den Lingards in Porthkerris.“
    „Wie lange bist du schon hier?“
    „Ungefähr eine Woche...“
    „Und was machst du hier draußen?“
    Doch bevor sie dazu kam, es ihm zu sagen, hatte der Barmann
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