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Sommer am Meer

Sommer am Meer

Titel: Sommer am Meer
Autoren: Rosamunde Pilcher
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hier?“
    „Ja.“ Sie zeigte hin. „Der blaue Triumph.“
    „Dann trink aus, wir fahren nach Penfolda.“ Virginia starrte ihn an. „Was ist daran so erstaunlich? Es ist Zeit zum Essen. Ich hab Fleischpasteten im Ofen. Möchtest du mitkommen und eine mit mir essen?“
    „Ja.“
    „Dann komm. Ich bin mit meinem Landrover da. Du kannst hinter mir herfahren.“
    „In Ordnung.“
    Er stand auf. „Schön, fahren wir.“
     

3
     
     
     
     
     
     
    S ie war früher einmal in Penfolda gewesen, nur ein einziges Mal, an einem kühlen Frühlingsabend, damals vor zehn Jahren.
    „Wir sind auf eine Party eingeladen“, hatte Alice an jenem Tag beim Mittagessen verkündet.
    Virginias Mutter war sogleich hingerissen. Sie war ungeheuer gesellig, und da sie eine siebzehnjährige Tochter hatte, die in die Gesellschaft eingeführt werden sollte, brauchte man eine Party nur zu erwähnen, um ihrer Aufmerksamkeit sicher zu sein.
    „Fabelhaft! Wo? Bei wem?“
    Alice lachte sie aus. Alice gehörte zu den wenigen Leuten, die Rowena Parsons auslachen konnten, ohne daß sie böse wurde, aber Alice kannte sie ja auch schon seit vielen Jahren. „Freu dich nicht zu früh. Es ist nicht ganz dein Fall.“
    „Meine liebe Alice, ich weiß nicht, was du meinst. Erklär's mir!“
    „Es ist ein Ehepaar namens Barnet, Amos und Fenella Barnet. Du hast vielleicht von ihm gehört. Er ist Bildhauer, sehr modern, sehr avantgardistisch. Sie. haben sich in Porthkerris in einem alten Atelier einquartiert, und sie haben einen Haufen unerzogener Kinder.“
    Ohne noch weitere Beschreibungen abzuwarten, sagte Virginia: „Wollen wir nicht hingehen?“ Es hörte sich genau nach der Art von Leuten an, die sie schon immer kennenlernen wollte.
    Mrs. Parsons gestattete sich ein kleines Runzeln zwischen ihren hübsch gezeichneten Augenbrauen. „Findet die Party im Atelier statt?“ wollte sie wissen. Offenbar mutmaßte sie scharfe Getränke und Marihuanazigaretten.
    „Nein, draußen in Lanyon auf einem Hof namens Penfolda. Es ist ein Grillfest auf den Klippen. Lagerfeuer und Bratwürstchen...“ Alice sah, daß Virginia unbedingt hinwollte. „... Ich glaube, es wird sehr lustig.“
    „Ich finde, es hört sich gräßlich an“, sagte Mrs. Parsons.
    „Ich hatte nicht gedacht, daß du mitkommen wolltest. Aber Tom und ich gehen hin. Wir können Virginia mitnehmen.“
    Mrs. Parsons richtete ihren kühlen Blick auf ihre Tochter. „Möchtest du auf ein Grillfest gehen?“
    Virginia zog die Schultern hoch. „Es könnte lustig werden.“ Sie hatte längst gelernt, daß es sich nie auszahlte, sich über irgend etwas zu begeistert zu zeigen.
    „Na gut“, sagte ihre Mutter, während sie sich Zitronenpudding nahm. „Wenn du dir davon einen amüsanten Abend versprichst und es Alice und Tom nichts ausmacht, dich mitzunehmen... aber zieh dich um Himmels willen warm an. Es ist bestimmt eiskalt. Viel zu kalt für ein Picknick, sollte man meinen.“
    Sie hatte recht. Es war kalt. Ein klarer, türkisblauer Abend; der Felsvorsprung von Carn Edvor hob sich schwarz vom Himmel ab, und vom Land her wehte ein kalter, schneidender Wind. Auf der Fahrt hügelan blickte Virginia nach Porthkerris zurück. Weit unten blinkten die Lichter der Stadt, die vom tintenschwarzen Wasser des Hafens zurückgeworfen wurden. Jenseits der Bucht auf der fernen Landspitze schickte der Leuchtturm sein Warnsignal aus. Ein Blitz. Pause. Ein Blitz. Eine längere Pause. Vorsicht, Gefahr.
    Virginia versprach sich alles mögliche von dem bevorstehenden Abend. Plötzlich aufgeregt, drehte sie sich um und beugte sich vor, lehnte das Kinn auf die Arme, die sie auf der Rückenlehne von Alice' Sitz verschränkt hatte, eine spontane, unbeholfene Geste, die Reflexion einer natürlichen Hochstimmung, die gewöhnlich unter dem Einfluß der dominanten Mutter unterdrückt wurde.
    „Alice, wo ist das, wo wir hinfahren?“
    „Penfolda. Es ist ein Bauernhof, kurz vor Lanyon.“
    „Wer wohnt da?“
    „Mrs. Philips. Eine Witwe. Mit ihrem Sohn Eustace.“
    „Was macht er?“
    „Den Hof bewirtschaften, Dummchen. Ich hab dir doch gesagt, es ist ein Bauernhof.“
    „Sind sie mit den Barnets befreundet?“
    „Müssen sie wohl. In dieser Gegend wohnen eine Menge Künstler. Aber ich habe keine Ahnung, wie sie sich kennen gelernt haben.“
    Tom sagte: „Vermutlich im Mermaid's.“
    „Was ist das?“
    „The Mermaid's Arms, der Pub in Lanyon. Samstag abends gehen alle mit ihren Frauen dahin, um sich zu treffen
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