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Solo

Solo

Titel: Solo
Autoren: Jack Higgins
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Hause
zurück, um als Dozent an der Universität von Athen
Vorlesungen über Moralphilosophie zu halten.
      Sein Sohn George stellte indes die
Familienehre wieder her. Er besuchte die Akademie der Handelsmarine auf
Hydra, die älteste ihrer Art in Griechenland. Der kühne und
begabte Seema nn erhielt bereits im Alter von zweiundzwanzig Jahren
sein erstes Kommando. Die Suche nach neuen Horizonten ließ ihn
nicht ruhen; er übersiedelte nach Kalifornien und wurde
Kapitän eines neuen Passagier- und Frachtdampfers der Pacific Star Line auf der Route San Francisco-Tokio.
      Geld bedeutete ihm nichts. Sein Vater
hatte ihm auf ein Bankkonto in San Francisco hunderttausend Dollar
überwiesen, damals eine beachtliche Summe. Was er tat, das tat er,
weil er es tun wollte. Er hatte sein Schiff, er hatte die See. Nur
eines fehlte ihm noch, und das fand er in Mary Fuller – Tochter
einer verwitweten Musikpädagogin namens Agnes Fuller –, die
er auf einem Ball in Oakland im Jahr 1939 kennenlernte.
      Sein Vater reiste zur Hochzeit in die
Neue Welt, kaufte dem jungen Paar ein Haus am Meer in Pescadero und
kehrte nach Europa zurück, als der Geschützdonner des Zweiten
Weltkriegs bereits am Horizont grollte.

    George Mikali befand sich auf halbem Weg nach
Japan, als die Italiener in Griechenland einfielen. Bis sein Schiff die
Route beendet hatte und wieder in San Francisco einlief, war die
deutsche Wehrmacht auf den Plan getreten. Im April/Mai 1941 hatte
Hitler, um Mussolinis Prestige zu wahren, Jugoslawien und Griechenland
überrannt und die britische Armee vertrieben – das Ganze
innerhalb von fünfundzwanzig Tagen und um den Preis von weniger
als fünftausend Mann.
      George Mikali war der Weg in die alte
Heimat abgeschnitten, und von seinem Vater hörte er nichts. Dann
kam jener fatale Sonntag im Dezember, als Japans Überfall aus
Pearl Harbor ein rauchendes Trümmerfeld machte.
      Im Februar übernahm George
Mikali in San Diego den Oberbefehl eines Transport- und
Versorgungsschiffs. Zwei Wochen danach schenkte seine Frau, die in
ihrer dreijährigen Ehe immer gekränkelt und einige
Fehlgeburten erlitten hatte, einem Sohn das Leben.
      Mikali durfte drei Tage Urlaub
nehmen, und in diesen drei Tagen überredete er seine
Schwiegermutter, die Direktorin einer Oberschule war, für immer in
sein Haus zu ziehen, und spürte er die Witwe eines Matrosen auf,
der unter ihm gedient hatte und bei einem Taifun vor der japanischen
Küste ums Leben gekommen war.

      Die vierzigjährige,
kräftige und stämmige Frau namens Katina Pawlo,
gebürtige Kreterin, hatte bisher in einem Hotel am Hafen von
Pescadero als Zimmermädchen gearbeitet.

      George Mikali brachte sie nach Hause
zu seiner Frau und seiner Schwiegermutter. Die gedrungene robuste
Bäuerin mit ihrem schwarzen Kleid und schwarzen Kopftuch wirkte
auf die beiden Frauen wie ein fremdartiges Wesen, und doch fühlte
Agnes Fuller sich seltsam zu ihr hingezogen.

      Und Katina Pawlo, die in achtzehn
Ehejahren kinderlos geblieben war, glaubte ihre verzweifelten Gebete an
die Jungfrau Maria erhört und die Tausende von geopferten Kerzen
auf wunderbare Weise belohnt, als sie sich über die Wiege neben
dem Bett beugte und das schlafende Kind erblickte. Zärtlich
berührte sie mit dem Finger die winzige Hand. Der Knabe
schloß das Fäustchen darum und hielt den Finger so fest, als
wolle er ihn nie wieder loslassen.
    Es war, als schmelze ein Stein in ihrem Inneren,
und Agnes Fuller sah es dem dunklen Gesicht an und war beglückt.
Katina holte ihre wenigen Habseligkeiten aus dem Hotel und
übersiedelte noch am gleichen Abend in das Haus.
      George Mikali zog in den Krieg, fuhr
immer wieder zu den Inseln, einen Einsatz nach dem anderen, bis zum
Spätnachmittag des 3. Juni 1945, als sein Schiff mitsamt der
Besatzung versenkt wurde.
      Die zarte Gesundheit seiner Frau war diesem Schlag nicht gewachsen. Mary Mikali starb zwei Monate später.

      Der Junge wuchs zwischen Katina Pawlo
und seiner Großmutter auf. Die zwei Frauen verstanden sich
instinktiv in allem, was den Jungen anging, denn beide liebten ihn mit
gleicher Zärtlichkeit.

      Als Direktorin der Howell Street High
School fand Agnes Fuller nur noch wenig Zeit zum Unterrichten, doch war
und blieb sie eine sehr gute Pianistin. Sie wußte daher, was es
bedeutete, daß ihr Enkel bereits im Alter von drei Jahren
über ein untrügliches Musikgehör verfügte.

      Als er vier war, fing sie an, ihm
Klavierunterricht
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