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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)
Autoren: William Boyd
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Schaffellmänteln, ein ständiges Kommen und Gehen. Während er sein spontanes, spätes Mittagessen verzehrte, ließ er immer wieder den Blick schweifen. Er bestellte noch ein Glas Wein und einen Espresso und bewunderte die Brüste der jungen Frau am Nebentisch, die samt der kleinen Brustwarzen unter ihrer transparenten Gazebluse deutlich zu erkennen waren. Die aktuelle Mode hatte durchaus ihre Vorzüge, dachte Bond, den die zwanglose Erotik dieses Anblicks aufheiterte. Die junge Frau mit der durchsichtigen Bluse küsste nun hingebungsvoll ihren Freund, dessen Hand auf ihrem Oberschenkel ruhte.
    Bond steckte sich eine Zigarette an und dachte unwillkürlich an die Frau aus dem Dorchester – Bryce Fitzjohn – , die ihm binnen knapp zwölf Stunden so oft begegnet war. War das verdächtig? Er spielte in Gedanken verschiedene Erklärungen durch, die ihm alle nicht schlüssig erschienen. Wie konnte sie wissen, dass er sich im Dorchester aufhielt? Wie konnte sie voraussehen, wann er in den Lift steigen würde? Das war unmöglich. Vielleicht nicht unmöglich, aber äußerst unwahrscheinlich. Allerdings hätte sie durchaus in der Lobby warten können, bis er auscheckte … Aber das ergab insgesamt keinen Sinn. Er zog ihre Visitenkarte aus der Tasche: Sie wohnte in Richmond. Eine Cocktailparty um sechs mit einigen »unterhaltsamen und interessanten« Freunden …
    Er drückte seine Zigarette aus und rief nach der Rechnung. Die hochgewachsene Frau mit der anziehenden Figur ging ihm nicht aus dem Sinn. Er spürte ein Aufzucken animalischen Begehrens in den Lenden. Triebhaftes Verlangen. Dieser prähistorische Instinkt – die da gehört mir . Das hatte er schon lange nicht mehr empfunden, wie er sich eingestehen musste. Sie war nun mal eine sehr attraktive Frau, das Ausschlaggebende war jedoch, dass sie ihn offensichtlich ebenfalls attraktiv fand. Vielleicht sollte er sich näher mit ihr befassen – ohnehin die übliche Vorgehensweise – , vielleicht hatten sich die Glücksgötter verschworen, um ihm ein Geburtstagsgeschenk zukommen zu lassen. Er warf ein paar Pfundnoten und ein paar Münzen auf den Tisch, um die Rechnung inklusive Trinkgeld zu begleichen, und hielt dann auf der King’s Road ein Taxi an.

2. Der Jensen FF
    »Das sind Sie ja wieder, Mr Bond, schön, Sie zu sehen«, sagte der Händler mit einem breiten, aufrichtigen Lächeln, während Bond den schokoladenbraunen Jensen Interceptor I umkreiste. Der Sportwagen stand auf dem Vorplatz eines Autohauses an der Park Lane in Mayfair. Bond war bereits dreimal da gewesen, um sich den Interceptor anzusehen, und das bescherte ihm diesen herzlichen Empfang. Wie hieß der Händler doch gleich? Brian, genau, Brian Richards. Bonds Bentley stand gerade nicht zur Verfügung, weil die Gangschaltung ausgetauscht werden musste. Das hochbetagte, innig geliebte Fahrzeug, das über die Jahre umsichtig an die Bedürfnisse seines Halters angepasst worden war, litt zunehmend an Altersschwäche und an den Folgen seiner bewegten Geschichte. Um es fahrtüchtig zu halten, musste Bond immer höhere Summen investieren. Es war wie bei einem alten Rassepferd – es wurde Zeit, den Bentley in den Ruhestand zu schicken. Aber womit sollte er ihn ersetzen? Moderne Autos gefielen Bond nicht besonders – er hatte Probefahrten mit einem Jaguar E-T ype und einem MGB GT unternommen, aber sie ließen ihn beide kalt. Der Interceptor war jedoch anders – er hatte Format – und lockte ihn immer wieder in die Park Lane.
    Brian, der Händler, stellte sich zu ihm und senkte die Stimme.
    »In ein paar Wochen bekomme ich den Interceptor II , Mr Bond, nach dem Automobilsalon. Und ich kann Ihnen den Wagen zu einem sehr fairen Preis überlassen – wer wollte also die Eins kaufen, wenn die Zwei so bald zu haben ist? Doch in der Zwischenzeit … « Er sah sich um, als wollte er gleich ein dunkles Geheimnis preisgeben. »Komm Sie mit nach hinten, das müssen Sie sehen.« Bond folgte Brian quer durch den Ausstellungsraum und dann durch eine Tür in den kleinen rückwärtigen Stallungshof. Hier waren die Werkstätten und zusätzliche Stellplätze, um die Autos zu wachsen und zu polieren, bevor sie auf dem Vorplatz ausgestellt wurden. Brian deutete auf eines, das wie ein weiterer Interceptor aussah, matt metallic-silbergrau lackiert. Bond betrachtete es von allen Seiten. Ein Interceptor, nur länger, dachte er, und mit zwei Lüftungsschlitzen hinter den Vorderrädern.
    »Der Jensen FF «, sagte Brian leise, mit
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