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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)
Autoren: Jón Faras
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„als ich das erste Mal nach Camaret rausgefahren bin, habe ich auf nichts anderes achten können.“
    „Nein, so war das nicht“, entgegnete Ninive und richtete sich erneut auf. „Ich habe eine Person gesehen, unten an den Felsen auf der Landzunge. Deshalb habe ich fokussiert, deshalb habe ich auf nichts anderes geachtet, bis …“
    „Eine Person auf den Felsen?“, Lilians Stimme klang wider Erwarten nicht ungläubig, wie Ninive befürchtet hatte, sondern alarmiert. Eigenartigerweise beruhigte sie das ein wenig.
    „Sie stand da mitten in der Gischt, und als ich sie endlich richtig im Blick hatte, deutete sie zum Aéroport. Doch bevor ich den richtig fixieren konnte, kam die Erschütterung … was war das eigentlich?“
    „Ein technischer Defekt“, entgegnete Lilian etwas zu hastig um Ninive nicht argwöhnisch werden zu lassen. „Das Tech-Team sieht sich das gerade an. Deshalb stehen wir jetzt auch.“ Lilian erhob sich von der Bettkante. „Du ruhst dich jetzt aus, wir brauchen dich später einsatzfähig.“
    „Schon okay, ich fühle mich gut“, Ninive schlug die Decke zurück, doch Lilian schüttelte den Kopf und drückte sie mit Nachdruck zurück in die Kissen.
    „Für deine Mission ist noch keine Zeit, versuche zu schlafen, ich wecke dich, sobald wir dich brauchen.“
    Lilian warf ihr einen langen Blick zu, dessen Bedeutung Ninive nicht einordnen konnte, dann wandte sie sich zur Tür und verließ das Abteil. Ninive rieb sich die Augen und spürte noch immer ein leichtes Brennen. Sie hatte jahrelanges intensives Training zur Anwendung der Sangre-Techniken hinter sich gebracht und war so fokussiert und erfahren wie kaum ein anderer Klon. Das visuelle Fokussieren war nichts Neues für sie und sie hatte schon längere und intensivere Erfahrungen damit gemacht, doch noch nie hatte ihr das so zugesetzt.
    Die Intensität ging von der Person unten auf den Felsen aus, das konnte sie spüren. Und je länger sie darüber nachdachte, desto sicherer war sie, dass sie sich diese Person nicht eingebildet hatte. Außerdem war Lilians Reaktion eine deutliche Bestätigung gewesen. Kannte sie die Person auf den Felsen? Wusste sie, was hier wirklich vor sich ging? Ninive hatte ihr den technischen Defekt von Anfang an nicht abgekauft. Allerdings schien es ihr, als wäre es Lilian nicht darum gegangen, sie zu überzeugen. Entweder wollte sie ihr damit einen unmissverständlichen Befehl geben, im Bett zu bleiben und abzuwarten, oder aber sie wollte ihr etwas anderes mitteilen, das sie nicht offen aussprechen konnte oder wollte.
    Egal wie es war, Ninive musste etwas unternehmen. Sie kannte Lilian seit dem Frühstück und war sich nicht einmal sicher, ob ihr Dienstgrad überhaupt zuließ, dass sie von ihr Befehle entgegennehmen musste. Und für den Fall, dass Lilian ihr etwas mitteilen wollte, gab es keinen anderen Weg als herauszufinden, was hier wirklich vor sich ging. So schlug sie erneut die Decke zurück. Ihre Beine fühlten sich noch immer taub an. Mit den Knöcheln ihrer Finger massierte sie langsam das Gefühl in ihre Oberschenkel zurück und zog dann die Knie an den Körper.
    Etwas spannte sich und zog an ihrem Fußgelenk. Ein schmerzhaftes Kribbeln schoss durch ihr rechtes Bein. Ninive schob mit dem linken Fuß die Bettdecke ganz zur Seite und blickte auf Handschellen, die ihren rechten Fuß am Bettgestell festhielten. Einen leisen Fluch ausstoßend schob sie sich näher an das Fußende des Betts und sah sich die Handschellen an. Es war nicht die Standardausrüstung des Militärs, soviel konnte Ninive erkennen. Es bestanden wenig Zweifel, dass Lilian sie an das Bett gefesselt hatte, aber was hatte sie vor? Gehörte sie gar nicht zum Militär und zur Missionsbesatzung?
    Ninive rieb sich erneut die Augen, doch das Brennen hatte nun weitgehend nachgelassen. Und sie hatte andere Probleme. Sie musste sich von den verdammten Handschellen befreien. Sie warf einen schnellen Blick durch das Abteil und analysierte die Möglichkeiten. Sie hatte gelernt Handschellen, Schlösser, Türen und ähnliche Dinge mit allerlei provisorischen Gegenständen zu öffnen. Im Bad waren solche Hilfsmittel vermutlich zu finden, doch bis dahin kam sie nicht. Besser sah es da schon mit der Sammlung an Waffen aus, die Lilian praktisch überall im Abteil deponiert hatte.
    Ninive hatte keine große praktische Erfahrung mit Waffen, doch über Funktionsweise, ballistische Eigenschaften und Munitionstypen wusste sie bestens Bescheid. Sie machte eine
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