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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)
Autoren: Jón Faras
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Erinnerungen an die letzte Nacht vertrieben.
    Ninive sah zu Isaak hinüber, der den Strand hinauf kam. Sie machte ein paar Schritte auf die Dünen zu und griff nach dem Tuch, das er sich mit einem Stein beschwert zurecht gelegt hatte. Sie ging ihm ein Stück entgegen und reichte ihm das Tuch. Sie sah auf die Wassertropfen, die über seine Haut rannen, der man die Kälte von Luft und Wasser deutlich ansah.
    Isaak trocknete seine kurzen Haare und band sich dann das Tuch um die Hüften.
    „Es tut gut, den Gestank der toten Blitzköpfe los zu sein“, stellte er fest und betrachtete Ninives Schultern.
    „Es tut gut, all das los zu sein“, entgegnete sie und warf im Gegenzug einen langen Blick auf seinen Hintern, was sie daran erinnerte, dass sie Solvejg noch ein Gespräch schuldete.
    „Gehen wir zurück zu den anderen, am Feuer ist es wärmer“, Isaak ging voran und schien ihren Blick nicht zu bemerken.
    Sie gingen einen Teil der Strecke wortlos nebeneinander durch den Sand, der ihnen mit jedem Windzug um die Knöchel fegte. Irgendwann entschloss Ninive, dass es einen Versuch wert war, ihren Arm um seine Taille zu legen. Isaak sah sie wortlos an, dann streckte er seinen Arm aus und legte ihn um ihre Schultern. Sie spürte sofort seine Wärme.
    „Und wie geht es jetzt weiter?“, fragte Isaak, als sie das erste der beiden Feuer fast erreicht hatten.
    „Wie wir besprochen haben, denke ich. Wir warten einige Tage, bis alle wieder bei Kräften sind. Und dann werden wir einen Weg in die Korridore suchen um den Ursprung des Sangres zu finden. Du hast mir bei meiner Suche geholfen, ich helfe dir bei deiner.“
    „Abgesehen davon, dass es für dich auch nicht ratsam wäre, dich zur Ruhe zu setzen und zu warten, bis die Kreaturen aus den Korridoren diese Welt überrennen“, entgegnete Isaak und lachte leise, „meinte ich aber etwas anderes.“
    Ninive blieb stehen und sah ihn an. Er war einen Schritt weitergegangen, bevor er sich umdrehte. Sie stellte fest, dass sie seine Berührung sofort vermisste, auch wenn das Gefühl von Verlust etwas Beruhigendes an sich hatte.
    „Wie ich schon sagte“, entgegnete sie leise. „Wir gehen in die Korridore. Ein denkbar schlechter Moment, um sich zur Ruhe zu setzen. Geschweige denn ...“
    „Schon klar“, erwiderte er und lächelte sie aufmunternd an. „Dann reden wir eben nochmal darüber, wenn wir die Reise in die Korridore hinter uns haben. Aber ich kann dir nicht versprechen, bis dahin meine Augen von dir zu lassen.“
    „Wie wäre es“, begann Ninive und merkte, wie ihr die eigenen Worte außer Kontrolle gerieten, „wenn wir uns später in den Dünen treffen und du auch deine Hände nicht von mir lässt?“ Sie spürte, dass ihr ein kaltes Kribbeln die Wirbelsäule entlang lief. „Wenn wir nicht aus den Korridoren zurückkehren und unseren Lebensabend zusammen planen, will ich wenigstens das, was uns in diesem Moment bleibt.“
    Isaak lächelte leicht, dann drehte er sich um und ging weiter auf die Feuer zu. Ninive biss sich auf die Unterlippe und machte einen kleinen Schlenker entlang der Dünen. Sie betrachtete die Gestalten am Feuer lange. Sequana und Sasha saßen mit Gallea dicht an einem der Feuer und unterhielten sich vermutlich über ihre Vergangenheit im Bois de Boulogne. Sie schienen ausgelassen und bei guter Laune dafür, dass die beiden Klone Stunden vorher hier am Ende der Welt in einem Keller fast ihr Ende gefunden hatten.
    Ein Stück weiter standen Eva und Solvejg eng umschlungen. Das ungleiche Paar entlockte Ninive ein Lächeln. Sie fragte sich, warum die beiden auf die Situation so anders reagierten als Isaak und sie. Solvejg schien sich keine Gedanken über die Konsequenzen zu machen, aber Eva, die selbst unter Alltagsumständen eine Beziehung schon als große Herausforderung sah, ging dieses Wagnis ein, obwohl sie wusste, dass die bevorstehende Reise ihre ganze Aufmerksamkeit erforderte.
    Isaak wechselte einige Worte mit Gallea und den beiden Klonen, blieb jedoch etwas abseits stehen. Ninive betrachtete ihn lange, wie er die Hände in die Hüften gestützt hinaus auf die See blickte. Sie dachte an ihr Gespräch und ihr Angebot, sich nachts mit ihm in den Dünen zu treffen. Sie zog das Tuch, das sich im Wind gelöst hatte, wieder fester um ihren Körper. Je länger sie Isaak betrachtete, desto ungeduldiger wurde sie. Es war nicht das körperliche Verlangen, das sie antrieb, auch wenn sie nicht mehr leugnen konnte, dass dieses Verlangen existierte. Es
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