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Solange du atmest

Solange du atmest

Titel: Solange du atmest
Autoren: Dana Kilborne
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hämmerte aus den Lautsprechern des Leichenwagens, der gerade in eine Seitenstraße an der Interstate 75 einbog. Mit beiden Händen trommelte Mike das höllische Schlagzeugsolo auf dem Lenkrad mit. Sniffy, der neben ihm auf dem Beifahrersitz saß, sprang währenddessen begeistert auf und ab.
    Die Stimmung war super – zumindest in diesem Teil des Wagens. Allerdings konnte Mike sich gut vorstellen, dass Craig hinten auf der Ladefläche in dem massiven Eichensarg gerade Blut und Wasser schwitzte.
    Fast tat sein Freund ihm ein bisschen leid, aber da musste er durch. Zu einem richtigen Junggesellenabschied gehörten Aktionen, die dem Bräutigam peinlich oder unangenehm waren, einfach dazu. Und Craig würde die halbe Stunde in einem komfortablen Sarg schon überleben.
    Es war stockfinster. Das Licht der Scheinwerfer reichte gerade mal zehn Meter weit. Aber hier draußen herrschte sowieso nicht viel Verkehr, und es gab auch keine Wohnhäuser. Es bestand also eigentlich keine Gefahr, jemanden in der Dunkelheit zu übersehen. Entsprechend schnell war Mike unterwegs.
    Als die ersten Töne seines Lieblingssongs erklangen, beugte er sich vor, um die Lautstärke hochzudrehen. Im selben Moment hörte er Sniffy plötzlich schreien: „Achtung! Da vorne!“
    Erschrocken blickte Mike hoch. Mitten auf der Fahrbahn lag ein dunkler Umriss. Instinktiv trat er auf die Bremse und riss das Lenkrad herum. Der Wagen bockte. Fast brach er aus. Doch irgendwie gelang es Mike, ihn einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Allerdings konnte er nicht verhindern, dass sie mit einem der Vorderräder den Gegenstand auf der Straße überrollten. Dabei machte der Wagen einen spürbaren Satz.
    Etwa fünfzig Meter weiter kamen sie schließlich zum Stehen. Mike konnte sich im ersten Moment nicht rühren. Er stand unter Schock. Sein Herz hämmerte wie wild, und ihm war flau im Magen.
    Fragend sah er Sniffy an. „Alles in Ordnung bei dir?“
    Sniffy nickte, obwohl er ziemlich blass um die Nasenspitze wirkte. „Was war das?“
    Mike hob die Schultern. „Wahrscheinlich ein Tier“, sagte er. „Ein Reh oder so.“ Doch in seinem Kopf blitzte immer wieder dasselbe schreckliche Bild auf: ein regloser menschlicher Körper, die Glieder verrenkt und … Rasch schüttelte er den Kopf, doch die Horrorvision ließ sich nicht so leicht verscheuchen.
    â€žWir müssen nachsehen.“ Sniffy sprach aus, was auch Mike dachte.
    Bitte, bitte, lass es keinen Menschen gewesen sein, sandte er ein stummes Stoßgebet zum Himmel empor. Alles, bloß kein Mensch!
    Er fühlte sich noch immer ein bisschen wackelig auf den Beinen, während er ausstieg und Seite an Seite mit Sniffy dorthin zurückging, wo der Wagen das Hindernis auf der Straße überrollt hatte. Sie hatten etwa die halbe Strecke hinter sich gebracht, als sie hörten, wie plötzlich der Motor des Leichenwagens ansprang.
    Die beiden Jungs schauten sich an. Dann drehten sie sich um und rannten zurück.
    â€žHey!“, rief Mike. „Hey, was soll das? Stehen bleiben!“
    Im selben Moment raste der Kombi mit quietschenden Reifen los. Hilflos sahen sie zu, wie das rote Glühen der Rücklichter in der Dunkelheit verschwand.

2. KAPITEL
    Das dunkelblaue Uniformhemd flog in hohem Bogen davon und blieb an dem Kronleuchter über dem Wohnzimmertisch hängen. Mrs Waltham schien es egal zu sein, was mit ihrer Einrichtung passierte. Die Mutter von Teri und Pam wippte enthusiastisch im Takt der Musik und starrte auf die entblößte Brust des Cops, der sich, kaum dass er Miley die Handschellen umgelegt hatte, als Stripper entpuppt hatte.
    Jetzt saß Miley auf einem Stuhl mitten im Wohnzimmer. Ihre Freundinnen hatten einen Kreis um sie gebildet und quittierten jedes Kleidungsstück, das der Stripper auszog, mit einem begeisterten: „Wowwowwowwow!“, während Miley sich alles andere als wohl in ihrer Haut fühlte.
    Sie war nicht so erfahren und extrovertiert wie die meisten ihrer Freundinnen. Abgesehen von Craig, den sie morgen heiraten würde, war sie bisher nur mit wenigen Jungs ausgegangen. Im Schwimmbad trug sie anstelle von knappen Bikinis lieber einteilige Badeanzüge, und sie hatte noch nie eine Sauna besucht, weil sie sich einfach nicht vorstellen konnte, splitterfasernackt mit anderen Nackten auf einer Holzbank zu sitzen und dabei auch noch Spaß zu haben.
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