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Solang die Welt noch schläft (German Edition)

Solang die Welt noch schläft (German Edition)

Titel: Solang die Welt noch schläft (German Edition)
Autoren: Petra Durst-Benning
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unseren Kunden anbieten: ›Jede Reparatur im ersten Jahr erfolgt kostenlos!‹« Er formte mit Daumen und Zeigefinger eine Art Quadrat, um eine Zeitungswerbeanzeige anzudeuten. »Ich glaube kaum, dass unsere Konkurrenten mit solch einem Angebot aufwarten können.«
    Es war Adrians Idee gewesen, Josefines Werkstatt aus der Luisenstadt hierher zu verlegen. Ganz leicht war Jo der Umzug nicht gefallen, denn dadurch würde sie bestimmt einige liebgewonnene Kunden wie Oskar Reutter verlieren. Aber aus unternehmerischer Sicht war der Umzug natürlich richtig. Und so tröstete sie sich damit, dass Adrian nach ihrer Hochzeit im Dezember zu ihr in Friedas Haus ziehen wollte.
    Statt auf seine Frage wegen der Werkstatt zu antworten, schaute Josefine gedankenverloren zum Eingang.
    »Ob Isabelle und Leon wohl kommen werden?« Seit Dänemark hatte sie die alte Freundin nicht mehr gesehen. Aus den Augen, aus dem Sinn? Auf Josefine traf das nicht zu.
    Adrian zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, ob sie sich inzwischen beruhigt hat. Vor ein paar Tagen habe ich Leon im Verein getroffen. Er hat mir erzählt, dass Isabelle wieder völlig genesen ist. Die Ärzte in Kopenhagen hätten sie allerdings wegen viel zu viel Dopingmitteln gerügt. Vor allem der Colasirup hätte nicht nur zu einem Kreislaufversagen, sondern zum Herztod führen können.«
    Einen Moment lang schwiegen beide betroffen.
    Dann sagte Jo, von ihren Ängsten wie von einem Schwarm Wespen geplagt: »Und was, wenn gar niemand kommt?«
    »Das ist das Letzte, wovor ich Angst habe«, erwiderte Adrian lachend. »Sobald es etwas umsonst gibt, sind die Leute immer zur Stelle, glaub mir. Außerdem – unsere Freunde und Vereinskameraden lassen uns gewiss nicht im Stich!«
    Jo nickte beruhigt. »Vielleicht sollte ich mich dann wirklich allmählich umziehen«, sagte sie. Frohen Schrittes eilte sie auf den an die Halle angebauten Bürotrakt zu, in dem sie ihre Festgarderobe für den Tag deponiert hatte.

    Clara holte einmal tief Luft. Dann klopfte sie an der Tür zum Büro ihres Mannes.
    Gerhard saß an seinem Schreibtisch, wie immer am Samstagnachmittag, wenn er seine Praxisabrechnung machte.
    »Ich habe Matthias zu meiner Mutter gebracht. Dort kann er bis zum Abend bleiben«, sagte Clara und stellte ihm eine Tasse Tee hin. Schwarztee, drei Minuten gezogen, mit einer Scheibe Zitrone darin, so wie er es wünschte.
    »Hmm«, sagte er, ohne von seinen Zahlenreihen aufzuschauen.
    »Du hast doch bestimmt die große Zeitungsannonce gesehen«, fuhr Clara bestimmt fort. »Die von Adrian Neumanns Geschäftseröffnung. Da gehe ich jetzt hin.« Mit angehaltenem Atem wartete sie auf seine Reaktion. Diese kam prompt.
    »Was heißt das – du gehst da jetzt hin? Ich verbiete dir –«
    »Ich lasse mir aber nichts mehr verbieten«, unterbrach Clara ihn. Sie zitterte innerlich so sehr, dass sie sich an der Kante des Schreibtisches festhalten musste. Mit aller Kraft zwang sie sich zu einer ruhigen Stimme. »In den letzten Wochen habe ich sehr viel nachgedacht. Über dich und mich und über meine Freundinnen Josefine und Isabelle. Weißt du, seit dem Rennen in Dänemark sind sie richtige Heldinnen! Du bist doch ein so eifriger Zeitungsleser, bestimmt hast du die vielen lobenden Artikel gelesen.« Sie konnte nichts gegen den leicht gehässigen Unterton in ihrer Stimme tun. »Nein, ich werde mich nicht von dir aufhalten lassen!«, sagte sie scharf, kaum dass Gerhard seinen Mund erneut zu einer Erwiderung öffnete. »Von mir aus kannst du ein ewiger Gegner des Damen-Radsports bleiben. Und Jo und Isabelle brauchst du auch nicht zu mögen, sie mögen dich nämlich auch nicht. Aber sie sind meine Freundinnen, und das bleiben sie auch. Ich lasse nicht zu, dass du mir diese Freundschaft verbietest.« Sie zog sich ihre Handschuhe über, als wäre eine solche Szene zwischen ihnen das Natürlichste von der Welt. Dabei schlug ihr das Herz bis zum Hals hinauf. Sie sah seinen Blick, der immer düsterer wurde, und ging eilig zur Tür, bevor er handgreiflich werden konnte. Den Griff schon in der Hand, hielt sie nochmals inne. »Und noch etwas wollte ich dir schon lange sagen.« Sie holte tief Luft. »Schlag mich nie wieder, hörst du? Nie wieder.«
    Sie verließ das Zimmer. Leider drehte sie sich nicht noch einmal um, denn sonst hätte sie den völlig konsternierten Blick ihres Mannes gesehen.

    »Halt die Kutsche an, wir müssen etwas abholen«, sagte Isabelle, als sie auf der Höhe des besten Blumenladens
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