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Sokrats für Manager

Sokrats für Manager

Titel: Sokrats für Manager
Autoren: Andreas Drosdek
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behaupten, die gesamte Geschichte der Philosophie bestehe »aus nichts anderem, als einer Reihe von Fußnoten zu Platon«, dessen Lehrer eben Sokrates war.
    Sokrates’ Methodik
    Mit seiner Methodik hat Sokrates eine Denkschule angestoßen, die bis in unsere heutige Zeit ihre Auswirkungen hat. Erstaunlicherweise hielt er selbst aber nur wenige »Wahrheiten« für absolut gesichert. Vielleicht noch wichtiger als seine Überzeugungen war jedoch seine Methodik. Ausgehend von traditionellen Überlieferungen formte er sich ein Weltbild, dass er dann bei jeder Gelegenheit im Dialog mit anderen einer kritischen Überprüfung unterzog. Karl Popper sollte Jahrhunderte später mit seinem Prinzip der Falsifizierbarkeit einen ähn-lichen Standard für wissenschaftliches Forschen etablieren. Sokrates hielt an seinen einmal gewonnen, aber immer bewusst vorläufigen Überzeugungen solange fest, bis ihm ein damit verbundener Denkfehler nachgewiesen werden konnte. Im Dialog mit dem Sophisten Gorgias und seinen Anhän-gern zog er etwa gegen Ende des ergebnislos ver-laufenden Gesprächs folgenden Schluss: »Denn ich bleibe immer bei derselben Rede, dass ich zwar nicht weiß, wie sich dies verhält, dass aber von denen, die ich angetroffen, wie auch jetzt, keiner im Stande gewesen ist, etwas Anderes zu behaupten, ohne dadurch lächerlich zu werden. Daher sage ich wiederum, dass es sich so verhält.« Halte solange an deinen Überzeugungen fest, bis dich jemand eines Besseren belehrt.
    Sokrates und seine Wirkung auf die Jugend  
    Besonderen Anklang fand Sokrates mit seiner radikalen Suche nach neuen, vertrauenswürdigeren Grundlagen für dauerhaften Lebenserfolg bei der jungen Elite Athens. Es waren vor allem die privilegierten jungen Männer, denen eine herausragende gesellschaftliche Führungsrolle zugedacht war, die sich von Sokrates Beispiel inspirieren ließen. Er war somit der Lieblingsmentor der High Potentials Athens. In seiner Verteidigungsrede vor dem Athener Gericht kurz vor seinem Tod brachte er diesen Umstand zum Ausdruck: »Über dieses aber folgen mir die Jünglinge, welche die meiste Muße haben, der reichsten Bürger Söhne also, freiwillig, und freuen sich zu hören wie die Menschen untersucht werden, oft auch tun sie es mir nach und versuchen selbst Andere zu untersuchen, und finden dann, glaube ich, eine große Menge solcher Menschen, welche zwar glauben, etwas zu wissen, wissen aber wenig oder nichts.« Sokrates’ Beispiel nachzuah-men, hatte seine Ankläger besonders erschreckt. Sie wollten sich nicht vielen intelligenten jungen Menschen ausgesetzt sehen, denen sie Rechen-schaft für ihre Überzeugungen und Handlungen schuldig sein würden. Sokrates war sich wohl bewusst, dass er vor allem die Jugend mit seiner radikalen Wahrheitssuche begeisterte. Das wäre nach seiner Sicht auch in anderen Städten nicht anders: »Denn das weiß ich wohl, wohin ich auch komme, werden die Jünglinge meinen Reden zuhören, eben wie hier.« Zur Schaffenszeit Sokrates’ war Athen eine junge Demokratie, die mit zahlreichen Problemen zu ringen hatte. Weil die Stadt basisdemokratisch ge-führt wurde, gab es bei allen wichtigen Fragen große Bürgerversammlungen. Das Gleiche galt auch für Gerichtsprozesse. Bei der Verhandlung über die Anschuldigungen gegen Sokrates gab es zum Beispiel 500 Richter, die nach Anhörung aller Parteien über sein Schicksal abstimmten. Theoretisch hätte dieser große Aufwand zu einer gerechteren Staatsführung führen sollen. In Wirklichkeit war das politische System aber von Korruption und Manipulation geprägt. Die Sophisten brachten der Athener Elite als gut bezahlte Lehrer bei, mit rhetorischen Kunstgriffen bei Bürgerversammlungen und vor Gericht zu punkten. Dabei ging es nach Meinung dieser Lehrer erklärtermaßen nicht darum, die jeweilige Wahrheit ans Licht zu befördern, sondern lediglich darum, die große Masse von der eigenen Sichtweise zu überzeugen, auch wenn diese eigensüchtig und für das Gemeinwohl schädlich war. Kein Wunder also, dass sich vor allem die zu allen Zeiten idealistischere Jugend stattdessen an Sokrates hielt.
    Sokrates und die heutigen Managementaufgaben
    Durch seine Methodik, seine inhaltliche Schwerpunktsetzung und sein persönliches Beispiel bildet Sokrates einen idealen Ausgangspunkt für die Einführung von philosophischen Prinzipien ins Management. Sokrates hat sowohl mit seiner Methodik , als auch mit dem Fokus seiner Fragen, seiner Wahl der  relevanten
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