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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel
Autoren: Mischa Martini
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hatte hier gewaltig gewütet. Am Ende der am Boden liegenden glatten Stämme ragten mächtige Wurzeln in die Höhe. Wie vielarmige Kraken hielten sie Waldboden und größere Steinbrocken, die sie mit nach oben gerissen hatten, fest.
    Lorenz warf die Motorsäge an und setzte bei einem bergauf liegenden Stamm direkt hinter dem Wurzelballen einen Schnitt an.
    Als sich die Zähne durch den Stamm gefressen hatten, schnellte die Wurzel mit Wucht in ihre ursprüngliche Lage zurück.
    Es funktionierte! Lorenz schaute sich nach allen Seiten um. Niemand war zu sehen.
    Er nahm den Klappspaten aus dem Kombi. In der Grube hinter einem ausladenden Wurzelballen räumte er größere Steine weg. Im lockeren Sandboden hob er eine Mulde aus. An dem mächtigen Stamm setzte er gleich hinter der Wurzel die Säge an. Wenige Zentimeter bevor das Holz durchgeschnitten war, zog er die Kette heraus.
    *
    »Möchtest du?«
    Walde bot Doris, die locker neben ihm hertrabte, seine Wasserflasche an. Als sie ablehnte, nahm er einen tiefen Schluck und steckte die Flasche in die Halterung am Rahmen zurück. Der Tacho zeigte konstant knapp über 10 Stundenkilometer an. Ein Fahrradfahrer kam ihnen entgegen. Walde ließ sich etwas zurückfallen und schaute auf Doris’ knappe Sportshorts, die gleichmäßig hin und her schwangen: »Der Kerl, der dir damals an den Hintern getatscht hat, ich glaube, ich hätte …«
    »Was hättest du?«, Doris verlangsamte, und Walde radelte wieder neben ihr her.
    »Na, fass das jetzt nicht falsch auf, aber dein Hintern ist so einladend, da möchte man am liebsten …«
    »Pass nur auf, dass du nicht in der Mosel landest, du Chauvi!«, sie legte eine Hand unter den Sattel seines Rades und schüttelte Walde.
    »Ist ja schon gut, war nur so ein Gedanke.«
    »Ein rein hormongesteuerter …«, Doris blieb stehen und fasste mit der Hand an den nach vorn gebeugten Kopf: »Mist!«
    Walde drehte um und kam zurück: »Was ist passiert?«
    »Mir ist was ins Auge geflogen.«
    »Lass mal sehen.« Walde ließ sein Mountainbike ins Gras fallen. Er zog ihre Hand, die an den Augenlidern rieb, vom Gesicht: »Ich kenne mich mit Augen aus«, er schob seine Brille ins Haar.
    »Ich dachte mit Brillen?«, fragte sie.
    Doris’ rechtes Auge war gerötet und tränte stark. Als Waldes Finger näher kamen, presste Doris es fest zu.
    »Hab Vertrauen, gleich ist es besser«, Walde sprach beruhigend und nahm das Augenlid zwischen Daumen und Zeigefinger. Er hob es an und bewegte es nach oben, unten, links und rechts: »In 99 Prozent aller Fälle hilft das.«
    Doris blinzelte mit dem rechten Auge: »Scheint tatsächlich geholfen zu haben.«
    »Moment, die Behandlung ist noch nicht abgeschlossen.« Walde beugte sich zu Doris hinab und küsste das Auge. Er schmeckte die salzigen Tränen auf seinen Lippen. Ihr Mund kam ihm entgegen. Waldes Hand glitt an ihrem Rücken nach unten.
    »Hmh, hmh«, räusperte sich jemand lautstark.
    Jo, Waldes bester Freund, stand auf Inlinern neben ihnen. Mit seinen Knie- und Ärmelschonern, den Handschuhen und dem Helm wirkte sein massiger Körper wie der eines gepanzerten Kriegers aus einem Science-fiction.
    »Das ist ja wie in einem Film ab zwölf, wenn es interessant wird, kommt eine Unterbrechung«, maulte Walde. »Es handelte sich ja offensichtlich noch nicht um einen koitus interruptus«, Jo versuchte einen Halbkreis und bremste ganz dicht an Waldes Fahrrad.
    »Achtung, das Fahrrad ist nur bis 1,8 Tonnen zugelassen«, warnte Walde.
    Jo ruderte mit den Armen und tat so, als würde er rückwärts darauf stürzen: »Seid ihr auf dem Weg zu uns?«
    »Nein, wir machen nur eine Trainingsrunde und wollten über die Pfalzeler Brücke wieder zurück.«
    Jo legte einen Arm um Doris und küsste sie auf die Wange: »Du weinst vor Freude, mich zu sehen?«
    »Das auch, aber mir ist vorhin was ins Auge geflogen.«
    »Ja dann, lasst euch nicht stören. Ihr habt die Einladung zum Grillfest doch nicht vergessen?«, Jo rollte auf dem Leinpfad weiter.
    »Wie sollten wir das vergessen, du wirst uns bestimmt von deinem neuesten Fall berichten, Herr Kommissar«, rief Walde ihm nach.
    Jo stoppte: »Und ob, Herr Kollege, ich bin da einem Rüsseltier auf der Spur, aber mehr sag ich noch nicht.«
    Jo gelang ein halbwegs eleganter Start.
    Doris und Walde machten sich wieder in die entgegengesetzte Richtung auf den Weg.
    »Mit Brille wär das nicht passiert!«, Walde schob seine Brille aus den Haaren auf die Nase.
    »Den Spruch kenn ich von
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