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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel
Autoren: Mischa Martini
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Schadensersatz und so weiter gegen uns angestrengt. Es ist ganz schwer zu sagen, wer hinter dieser Sache steckt.«
    »Na, wir lassen die Packungen erst mal im Labor untersuchen«, Harry stapelte die drei Beutel übereinander. »Ich frage mich nur, warum Sie uns erst jetzt informieren.«
    »Drohungen kommen bei uns häufiger vor. Solange nicht mehr passiert, als dass vier mit Zeitungsschnipsel beklebte Packungen über den Zaun geworfen werden, regeln wir das selbst«, Hollmann schaute den Wachmann an. Der nickte zustimmend.
    »Sie sprachen von vier, hier liegen aber nur drei Packungen«, stellte Harry fest.
    »Herr Studt kann Ihnen hierzu mehr sagen.«
    »Mein Chef, also Herr Mathey vom Wachdienst, hat die vierte Packung.«
    »Die sollten wir auch ins Labor mitnehmen.«
    »Das ist ein Problem. Herr Mathey ist abgängig.«
    »Was heißt abgängig?«, fragte Harry.
    »Er ist nicht zum Dienst erschienen.«
    »Seit wann?«
    Studt rechnete mit den Fingern: »Donnerstag, Freitag … mit dem Wochenende seit sechs Tagen.«
    »Wurde eine Vermißtenanzeige erstattet?«
    Studt zog fragend die Schultern hoch: »Weiß nicht, ich glaube, Mathey lebt allein. Jedenfalls meldet sich niemand in seiner Wohnung, und übers Handy haben wir ihn auch nicht erreicht.«
    Hollmann ergänzte: »Wenn jemand verschwindet, ist es in der Regel die Familie, die eine Vermisstenanzeige erstattet, aber in diesem Fall könnte ein Zusammenhang mit diesen mysteriösen Packungen bestehen, deshalb haben wir Sie verständigt.«
    »Hatte Ihr verschwundener Kollege, dieser Mathey, eine Spur?«, fragte Walde und wendete seinen Blick von den Goldfischen dem Wachmann zu.
    »Das ist gut möglich.«
    *
    Im Kaminofen flackerte ein Holzfeuer. Lorenz hatte es entzündet, nachdem er die Spuren vom Vorabend beseitigt hatte. Er öffnete die Ofentür mit der großen Glasscheibe und warf das Notizbuch und die Brieftasche des FARMERS-Mannes hinein.
    Lorenz hatte seit zwei Tagen keine Psychopharmaka mehr genommen. In den neun Monaten seit Isabelles Tod hatte er nicht ohne Medikamente leben können. Seit neun Monaten hatte er sich weder rasiert noch sein Haar schneiden lassen. Vor Isabelles Tod war er penibel auf sein Äußeres bedacht gewesen. Wenn er Frühdienst gehabt hatte, hatte er sich zweimal am Tag rasiert. Sein Hausarzt hatte etwas von Unfähigkeit zur Trauer gefaselt und ihm dann die Psychopharmaka verschrieben. Lorenz stand seit dem Verlust seiner Frau unter einem wahnsinnigen Druck, wie ein Dampfkessel kurz vor der Explosion. Isabelle war an Lungenkrebs gestorben. Sie hatte es noch geschafft, von den FARMERS los zu kommen, aber es war zu spät.
    Mit der ersten Drohung, die Lorenz gegen FARMERS richtete, wurde der Deckel des Dampfkessels ganz allmählich gelüftet. Im Moment war er noch geöffnet und ließ den Druck seiner Rache- und Trauergefühle ab. Er musste dafür sorgen, dass es noch eine Weile so blieb.
    Im Kamin wölbte sich der Umschlag des Notizbuches. Grünblaue Flammen fraßen sich in die Seiten.

    Lorenz nahm Bleistift und Block und setzte sich an den Küchentisch.
    Isabelle hatte oft abends an ihrem Sekretär gesessen und Briefe geschrieben. Durch die häufigen Umzüge hatte sie an vielen Orten Freundinnen, mit denen sie in Kontakt geblieben war.
    Lorenz strich sich mit dem Bleistift durch den Bart und begann zu notieren:

    Es gibt nur diesen Brief.
    Falls meine Forderungen nicht korrekt erfüllt werden,
    sterben Ihre Kunden schneller.
    Packen Sie je eine Million in 1. Schweizer Franken, 2. Englischen
    Pfund, 3. Deutschen Mark und 4- US-Dollar in großen Scheinen
    in vier Päckchen jeweils in dreifaches Packpapier und nummeriert
    in der angegebenen Reihenfolge.
    In spätestens acht Tagen muss das Geld rund um die Uhr zur Übergabe bereit sein.
    Nur ein Versuch ist möglich,
    keine Polizei,
    keine Tricks (ich bin nicht Dagobert).
    Das Codewort für die Übergabe lautet: Dr. Hoffmann.
    Wenn etwas schief geht, gibt es kein Zurück mehr!
    Denn.: NICHTS BLEIBT UNGESTRAFT
    Lorenz streifte sich die gelben Gartenhandschuhe über und schnitt Worte und Buchstaben aus der Tageszeitung, die noch genauso auf dem Küchentisch lag, wie er sie heute morgen nach seiner Ankunft dort hingelegt hatte.
    *
    Lorenz saß mit Wieckmann an dessen Lieblingsplatz auf der höchsten Terrasse des Parks. Von hier aus schauten sie auf die Weiher und das Dorf darunter, das sich verschwommen hinter dem Morgendunst zeigte. Lorenz hatte Wieckmann schon früh am Tag im Heim abgeholt.
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