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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel
Autoren: Mischa Martini
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Scheiben verkleideten Portiersloge trat ein Mann in schwarzer Lederjacke. Er bemühte sich, unter seiner FARMERS-Baseballkappe freundlich zu grinsen. Es geriet zu einer Grimasse, als er auf Harrys gezückte Dienstmarke sah.
    »Kripo Trier, wir sind mit Herrn Hollmann verabredet«, er steckte die Marke wieder ein.
    »Einen Augenblick«, der Mann ging zum Häuschen zurück, wobei er auf das Auto-Kennzeichen schielte.
    Wenig später kam er mit zwei Ansteckschildern für Besucher zurück.
    Ein zweiter Wachmann öffnete die Schranke.
    »Bitte geben Sie die Schilder beim Verlassen des Werkgeländes wieder hier ab. Herr Direktor Hollmann erwartet Sie. Sie finden …«
    »Ich kenne mich aus«, Harry brauste los und hielt wenig später vor einem dunkel verglasten Gebäude. Es war von einem breiten Wassergraben umgeben. Der runde Turm in der Mitte der Front mit der großen Holzbrücke davor verlieh dem Bauwerk etwas von einem futuristischen Wasserschloss.
    Walde und Harry gelangten durch die Pendeltür in die gläserne Eingangshalle. Ein Empfangstisch mit zwei edel gekleideten Damen verlor sich in dem weiten Rund. Hoch oben wölbte sich eine Glaskuppel. Walde betrachtete im matt glänzenden Kalksteinboden die Abdrücke von Farnen und Fossilien.
    Nach kurzem Warten wurden sie von einem dunkelhaarigen Mann begrüßt. Hollman war zwei Meter groß und überragte Walde noch um ein paar Zentimeter. Er hatte sein schwarzes Haar in der Mitte gescheitelt und trug eine auffallende Brille mit hauchdünnen Metallbügeln und raffiniert geschliffenen randlosen Gläsern. Soweit Walde sich erinnern konnte, war ein so exklusives Modell im elterlichen Optikergeschäft nicht zu finden gewesen.
    Der Direktor führte sie in einen Besprechungsraum, der an das Foyer angrenzte. Ein polierter Holztisch mit hohen Ledersesseln waren das einzige Mobiliar. Durch die bis zum Boden gehenden Fenster sahen sie dicke Goldfische träge im Wassergraben schwimmen.
    Hollmann schenkte Kaffee ein und bot Zigaretten an, wobei er auf ein ausgedehntes Sortiment in der Tischmitte wies.
    »Vielen Dank, meine Herren, dass Sie sich zu uns hinausbemüht haben. Ich darf Ihnen kurz unsere Firma vorstellen. FARMERS besteht seit über 150 Jahren und hat ihren Hauptsitz im belgischen Lüttich. Wir unterhalten weitere neun Dependancen in Europa und Übersee. Zwei davon sind in Deutschland, eine hier, die andere in Düsseldorf.« Hollmanns rheinischer Akzent war unverkennbar.
    »Der Betrieb vor Ort gehört zu den modernsten der Welt. Hier produzieren wir rund 20 Milliarden Zigaretten jährlich. Davon wird nur ein Teil in Deutschland verkauft. Was hier auf dem Tisch liegt«, er deutete auf die Auswahl, »das wird alles hier im Werk produziert. Es sind verschiedene Marken für insgesamt vierzehn Länder. Vieles geht nach Osteuropa. Greifen Sie zu.«
    Walde nahm eine orientalisch wirkende Packung mit auffallend langen Zigaretten in die Hand.
    »Das sind iranische, probieren Sie ruhig.«
    »Danke, wir sind beide Nichtraucher«, lehnte Walde ab.
    »Dann komme ich gleich zur Sache«, Hollmann griff zum Telefonhörer: »Schicken Sie bitte Herrn Studt herein! Ich habe es am Telefon kurz angedeutet«, wandte er sich wieder Walde und Harry zu. »Wir haben in den letzten Monaten mysteriöse Packungen auf dem Firmengelände gefunden, mit immer demselben seltsamen Spruch.«
    Es klopfte, und einer der Wachleute von der Pforte kam herein. Er musste ganz in der Nähe gewartet haben.
    »Herr Studt, Sie haben die beiden Herren von der Polizei ja bereits kennen gelernt.«
    Studt hatte eine dunkle Kollegemappe unter dem Arm, entnahm ihr drei durchsichtige Plastikbeutel, die jeweils eine Packung FARMERS enthielten, und legte sie auf den Tisch.
    Walde und Harry betrachteten sie eingehend.
    »NICHTS BLEIBT UNGESTRAFT«, las Harry die aufgeklebten Zeitungsschnipsel. »Was soll das bedeuten?«
    »Hört sich an, als wäre es ein Bibelspruch. Hat etwas Bedrohliches. Wir haben rund fünfhundert Mitarbeiter, ein Teil mit Zeitverträgen. Da gibt es zwangsweise eine gewisse Fluktuation und somit auch Reibungspunkte«, der Direktor nahm einen der blitzblanken schwarzen Aschenbecher in beide Hände und starrte hinein. »Aber auch Mitarbeiter, die zur Firma gehören, können sich schlecht behandelt fühlen. Weiter haben wir Zulieferer, Subunternehmer …«
    »Und viele Kunden …«, ergänzte Harry.
    »Ich weiß, worauf Sie anspielen. Natürlich wurden auch hierzulande schon Prozesse wegen Produkthaftung,
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