Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
früher.«
    »Ist aber auch heute noch was dran.«
    *
    Das Bündel war schwer. Die Leichenstarre hatte bereits eingesetzt. Lorenz legte zwei Bretter als Rampe von der Ladefläche des Kombi auf den Garagenboden. Rückwärts trippelnd hievte er den Bulligen in den Wagen.
    Er fuhr nur mit Standlicht. Obwohl er die Waldwege gut kannte, sah hier vieles mitten in der Nacht ganz fremd aus. Auf der letzten Gefällstrecke schaltete er Motor und Licht aus. Durch die heruntergedrehten Scheiben drang das Knirschen der feinen Steinchen unter den Reifen. Lorenz hielt an der Stelle an, wo er am Nachmittag die Vorbereitungen getroffen hatte. Die umgestürzten Wurzeln ragten dunkel und bedrohlich vor ihm aus der Lichtung auf. Wind raschelte in den Blättern. Ein fernes Flugzeug dröhnte. Dann war es still.
    Lorenz zog das Bündel aus dem Auto. Es rollte auf den Waldweg. Er entfernte die Säcke und fasste den Körper an den Beinen. Als er sie anhob, blieben nur noch Schultern und Kopf auf dem Weg. Die Leiche war steif wie ein Brett. Nach den ersten Metern über den ebenen Waldweg stolperte Lorenz rückwärts über ein dorniges Gestrüpp am Rand. Er blieb stehen und verschnaufte.
    In seiner linken Schulter begann wieder ein dumpfer Schmerz zu pochen. Er setzte von neuem an. Nun verfingen sich die Kleider der Leiche in den Dornen. Als er sie endlich frei hatte, ließ er seine Last sinken und setzte sich auf den von nassen Blättern bedeckten Boden.
    Lorenz musste immer wieder verschnaufen, bis er den Körper zu der Mulde unter der hoch aufragenden Wurzel geschleift hatte. Die Vertiefung war nicht lang genug. Lorenz musste den Klappspaten aus dem Kombi holen und die Grube erweitern.
    Keuchend zerrte er den Bulligen in die Mulde. Lorenz ging nochmals zurück zum Kombi und schleppte einen Sack ungelöschten Kalk bergan. Als Lorenz den Inhalt über den Toten schüttete, drehte er schnell den Kopf zur Seite. Dennoch brannten seine Augen.
    Schließlich musste er noch einmal bergab zum Auto laufen und die lange Baumsäge holen. Hinter der hoch aufragenden Wurzel führte er das Sägeblatt in den vorbereiteten Schnitt im Stamm und umfasste mit beiden Händen den Griff. Ziehen, drücken, die linke Schulter reagierte auf jede Bewegung mit einem stechenden Schmerz. Er spürte die Vibrationen des frei herumpendelnden anderen Endes der Säge, an die unbedingt ein zweiter Mann gehört hätte. Es gab keine andere Möglichkeit. Die Motorsäge wäre kilometerweit zu hören gewesen. Unverdrossen zog er die Säge zu sich heran und drückte sie wieder fort. Nach und nach strahlte der Schmerz aus der Schulter über den Oberarm bis zum Ellenbogen aus. Ziehen, drücken, ziehen, drücken. Es schien kein Ende zu nehmen. Da knackte der Stamm. Das Signal, dass es bald so weit war. Noch einige Schnitte, als ihm plötzlich die Säge aus der Hand gerissen wurde. Der Stumpf sauste mit der Wurzel nach rechts und schlug dumpf auf. Lorenz stolperte zurück, um nicht von dem zu Boden sinkenden Stamm erfasst zu werden.
    Erst nach Minuten fand er die Säge wieder. Die Wurzel war in ihre ursprüngliche Lage zurückgeschnellt. Der Stumpf zeigte in den dunklen Nachthimmel.
    Obwohl er nicht religiös war, kam ihm der Gedanke, ein Gebet für den Verstorbenen zu sprechen. Jäh wurde er aus seinen Gedanken gerissen. In die Stille hinein erklang: »Ta ta ta taaa, ta ta ta taaa …«
    Lorenz zuckte zusammen. Er spähte in das Dunkel ringsum. Da war es wieder: »Ta ta ta taaa, ta ta ta taaa …«
    Es hörte sich gedämpft an: »Ta ta ta taaa, ta ta ta taaa …«
    Oh Gott, es kam von der Wurzel her. Lorenz hatte alle Taschen des Toten untersucht. Wohl nicht gründlich genug. Die zentnerschwere Wurzel zu heben oder von der Seite einen Tunnel unter die Wurzel zu treiben, war nicht möglich. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass der Akku des Handys bald leer war.
    *
    Im dritten Kreisel des Föhrener Industriegebietes folgten sie dem Schild FARMERS. Links und rechts der Straße prangte an überdimensionalen Plakatwänden das FAR-MERS-Logo mit dem Tabakbauern, der Walde immer an John Wayne erinnerte. Dahinter reihten sich die Blechkarossen auf den Firmenparkplätzen.
    »Ich bin bei der Mordkommission. Gibts da vorn eine Leiche?«, maulte Harry.
    »Du hättest auch mit Grabbe zur Wasserleiche an der Detzemer Staustufe fahren können«, gab Walde zurück.
    »Und ihn schon wieder beim Kotzen zuzusehen? Nein danke!«
    Sie fuhren vor bis zur Schranke.
    Aus der mit getönten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher