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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel
Autoren: Mischa Martini
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Zahlen, und es kann auch ein A3 sein. Halt dich fest!«
    Sie schlitterten rechts in eine Parkbucht. Sie war gerade lang genug, dass sie zum Stehen kamen. Hinter dem Golf fuhr der silberne Audi an ihnen vorbei. Ein Mann saß am Steuer.
    Harry rührte sich nicht.
    Walde hielt sich mit beiden Händen die Schläfen: »Worauf wartest du? Willst du ihm Vorsprung geben?«
    »Nee, ich habe nur über was nachgedacht«, die Sirene heulte auf, und sie preschten zurück auf die Straße.
    »Über was?«
    »Früher, auf der Polizeischule, da waren Verfolgungen für mich das Interessanteste.«
    »Ja, das ist nichts Neues«, stöhnte Walde genervt.
    »Also, da haben wir wirklich alle Varianten durchgespielt …«
    »Guck bitte nach vorn.«
    »Aber den Fall, dass der Täter von der Polizei unbemerkt überholt wurde, den hatten wir nicht. Ganz sicher, da hab …«
    »Pass doch auf!«
    Sie überfuhren eine rote Ampel und zwangen einen Vespafahrer zu einem gefährlichen Schlenker auf den Bürgersteig.
    Hinter der Basilika St. Matthias hatten sie den Audi eingeholt. Nach wenigen Metern fuhr der Fahrer rechts ran, um Platz zu machen. Harry setzte den Wagen quer davor, sprang mit gezückter Dienstpistole heraus und rief: »Gib mir Feuerschutz!«
    Walde kam hinterher. Er hatte mal wieder keine Waffe dabei.
    Hinter der Frontscheibe hielt der Audifahrer die Hände hoch. Harry riss die Tür auf und schrie: »Langsam aussteigen und keine falsche Bewegung!«
    Ein sichtlich geschockter Mann stieg vorsichtig aus dem Wagen.
    »Hände aufs Dach, Beine auseinander!«, befahl Harry.
    Walde tastete den Mann nach Waffen ab. Dann legte er ihm die Handschellen an.
    Sein Assistent zog den Zündschlüssel ab und ging zum Kofferraum. Der Deckel schnappte auf.
    Drinnen kauerte ein leichenblasser Mann. Harry streckte ihm eine Hand entgegen. Der Mann starrte auf die Pistole in der anderen Hand und machte keine Anstalten herauszukommen.
    »Es ist alles vorbei, Sie sind in Sicherheit«, versuchte Walde ihn zu beruhigen.
    Zwei Streifenwagen trafen ein. Die Polizisten versuchten, Schaulustige abzudrängen. Die Gaffer schienen einer Pilgergruppe anzugehören. Sie trugen Wanderschuhe und dreiviertellange Hosen. Einer hielt ein geschmücktes Kreuz in beiden Händen.
    Der Entführte stand nun endlich neben dem Kofferraum. Er sagte immer noch kein Wort.
    »Sollen wir Ihnen einen Arzt rufen?«, fragte Walde.
    Das Opfer schüttelte den Kopf.
    Der Kidnapper meldete sich: »Darf ich etwas dazu …«
    »Bevor Sie eine Aussage machen, möchte ich Sie über Ihre Rechte belehren«, unterbrach ihn Harry. »Alles, was Sie …«
    »Das ist bestimmt ein, ein Missverständnis …«, stotterte der Fahrer.
    »Ich muss Sie über Ihre Rechte aufklären, sonst …«
    »Wir machen eine Probefahrt.«
    Das Opfer nickte. Jetzt fiel Walde am Blaumann des Entführten der Schriftzug eines Autohauses auf.
    »Ich bin Servicetechniker. Da gibt es so ein klapperndes Geräusch im Heck. Niemand konnte die Ursache herausfinden. Deshalb bin ich im Kofferraum mitgefahren.«
    *
    An der großen Klingeltafel standen zwei Dutzend Namen. Lorenz trug die Lederjacke des Bulligen und eine Baseballkappe. Sie hatte im Auto des FARMERS-Mannes gelegen, das er erst nach längerem Suchen hinter dem Haus in einem Waldweg gefunden hatte.
    Der Schlüssel passte auf die Haustür. Das Appartment des Wachmanns lag im zweiten Stock, ein spärlich möblierter Wohnschlafraum mit Kochnische. Lorenz schlug ein Mief aus abgestandenem Rauch und Schweiß entgegen. Der schäbige Teppich wies Trittspuren auf. Das Bett war ordentlich gemacht, in einem billigen Regal standen Taschenbücher an einen dicken Packen übereinander gestapelter Magazine gelehnt. Lorenz las den obersten Titel KRIMINALISTIK. Kein einziges Bild hing an den vergilbten Wänden.
    Lorenz setzte sich an den Schreibtisch und schaltete den Rechner ein. Seine Hände schwitzten in den gelben Gartenhandschuhen. Er nahm das Notizbuch des Toten aus der Innentasche und zog die Lederjacke aus.
    Die Festplatte war übersichtlich angeordnet. Außer Betriebssystem und Programmen gab es nur zwei Ordner. Auf dem einen stand PRIVAT, der andere hieß FARMERS. Lorenz öffnete den Internet-Explorer; weder Lesezeichen noch e-Mail-Adressen waren angelegt. Im Privatordner fanden sich nur belanglose Schreiben an Versicherungen und Behörden. Die Datei FARMERS war durch ein Passwort geschützt. Lorenz grinste. Solche Barrieren zu knacken, gehörte über zwei Jahrzehnte zu seinem Job. Im
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