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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel
Autoren: Mischa Martini
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einmal an sie denken.
    »Ich habe gefragt, wo sie ist.«
    »Ja, ja, ist ja schon gut«, Lorenz nickte.
    »Ist sie abgehauen?«
    »Ja, ja«, erst jetzt spürte Lorenz, dass er mit dem Hinterkopf gegen die Schranktür schlug.
    Der Mann auf der Couch bemerkte die Anspannung: »Tut wohl noch weh?«
    »Ja, ja«, Lorenz’ Atem verlor den Rhythmus, er schloss die Augen.
    »Vergiss die Schlampe!«, der Bullige war aufgestanden und kam mit dem Album auf Lorenz zu. »Ist doch immer dasselbe mit den Ludern, da macht die hier auch keine Ausnahme.« Er stellte sich ganz dicht vor Lorenz und riss ein Foto vom Karton.
    Lorenz warf einen Blick auf die lächelnde Frau mit den kurzen blonden Haaren und den vielen Sommersprossen. Mit einem gewaltigen Ruck beugte er sich tief nach vorn und rammte seinem Gegenüber den Kopf in den Bauch. Hinter ihm sauste die schwere Schublade aus dem Fach. Lorenz drehte sich um die eigene Achse. Das Gewicht des Kastens zog seine Hände nach unten. Er stemmte sich mit aller Kraft dagegen, um nicht nach hinten zu fallen. Der Bullige hob die Fäuste vor den Brustkorb. Im gleichen Moment traf ihn die Schublade mit voller Wucht in Kniehöhe. Er taumelte, verlor den Halt und stürzte rückwärts gegen den Glastisch. Es knackte, als würde ein Tischtennisball zertreten. Lorenz’ Drehung wurde vom Fernsehschrank gestoppt. Wieder prallte er auf die linke Körper- und Kopfseite. Aus der Schublade klirrten Bestecke zu Boden.
    Lorenz rappelte sich auf, schüttelte Tischdecken und Krimskrams aus der Lade. Der FARMERS-Mann lag regungslos auf dem Teppich. Seine Augen waren zur Zimmerdecke gerichtet. Lorenz beugte sich über ihn. Er sah ein kleines Blutrinnsal am Ohr.
    *
    Das Martinshorn dröhnte. Harry pappte mit der linken Hand das Blinklicht aufs Dach, mit der rechten schlug er das Lenkrad scharf ein. Der Wagen sauste quer über die Allee in die Saarstraße. Soeben hatten sie über Funk erfahren, dass ganz in der Nähe eine Entführung im Gange sei. Das Opfer sollte sich im Kofferraum eines silbernen Audi A4 befinden.
    Harry gab der Zentrale durch, dass er die Verfolgung aufgenommen habe.
    »Setzt mich da vorn ab, ich muss zur Pressekonferenz«, sagte Kommissar Walde zu seinem Assistenten.
    »Och, wir schaffen das schon!« nörgelte Harry.
    »He, du gehörst zur Mordkommission, falls du das vergessen hast.«
    »Entführung ist auch ein Kapitalverbrechen! Komm, lass uns vorher noch den Typen schnappen. Der wird den Presseheinis als Zugabe serviert.«
    Walde konnte sich ausmalen, was gerade im Kopf seines Assistenten vorging. Eine Entführung zu vereiteln, war für ihn noch heldenhafter, als einen Ertrinkenden aus der Mosel zu retten. Und dabei noch mit 140 Sachen durch die Stadt rasen zu dürfen, setzte dem Ganzen das Sahnehäubchen auf.
    An der Kreuzung Südbahnhof war die Straße verstopft. Die Autofahrer reckten neugierig die Köpfe, als sie das Blaulicht bemerkten, machten aber keine Anstalten, eine Gasse zu bilden.
    Harry legte eine Vollbremsung auf den Asphalt und wendete mit immer noch quietschenden Reifen. Die Seitenstraßen, durch die sie den Stau umfuhren, waren gepflastert. Walde dankte allen Heiligen, dass es wenigstens nicht regnete. Er versuchte zu telefonieren, wurde aber so heftig durchgeschüttelt, dass seine Finger immer wieder die falschen Tasten trafen. Beim dritten misslungenen Wählversuch gab er auf.
    Walde griff nach dem Funkgerät am Armaturenbrett.
    »Was machst du?«, fragte Harry.
    »Ich sage Bescheid, dass Grabbe die Presseleute hinhalten soll.«
    Sie gelangten wieder zurück auf die Saarstraße. Harry fuhr auf der Straßenmitte und wedelte wie ein Skifahrer beim Slalom durch den Verkehr.
    »Das geht jetzt nicht, wir können doch im Moment nicht den Funk mit so einer Lappalie blockieren …«, schrie er rüber.
    »Wir suchen doch einen Audi?«, unterbrach Walde.
    »Einen silbergrauen Audi A4, Kennzeichen TR-K, Rest unbekannt«, ergänzte Harry.
    »Den hast du gerade überholt.«
    Harry schaute in den Rückspiegel: »Nee, das ist ein Golf.«
    »Und dahinter fährt ein A3 …«
    »Wir sind aber hinter einem A4 her!« Harry warf beide Hände in die Höhe, dabei brach der Wagen leicht zur Seite aus.
    »Okay, Harry, ganz von vorn. Jemand hat per Notruf eine Entführung gemeldet. Kennzeichen TR-K, nur Buchstaben, die Zahlen konnte er sich nicht merken, Audi A, nur Buchstaben.«
    Harry schaltete das Martinshorn aus: »Ich habe verstanden, der Zeuge hat vielleicht wirklich Schwierigkeiten mit
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