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Soforthilfe bei Stress und Burn-out

Titel: Soforthilfe bei Stress und Burn-out
Autoren: Horst Kraemer
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übermäßig humanitären Ziele im Sinn. Aber das Bewusstsein, dass ein kompetenter Umgang mit Belastungssituationen die Arbeitsleistung verbessert und den Krankenstand reduziert, ist kein Widerspruch zur Erkenntnis, dass der Einzelne im Zusammenhang mit seiner Leistungssteigerung auch eine Steigerung seiner Lebensqualität erreichen würde. Und gesund bleiben ist tatsächlich etwas, wovon der einzelne Mitarbeiter letztlich selbst am meisten hat.
    In diesem Zusammenhang betone ich immer, dass ich mit meinem Arbeitsergebnis dann zufrieden bin, wenn die Coachees an Selbstbewusstsein gewonnen haben und für ihre eigenen Belange gerade in Belastungssituationen adäquat einstehen können. In der Regel sind das starke und kraftvolle Mitarbeiter. Und damit langfristig die wertvollste Ressource jedes Unternehmens.
    So sind diese Beispiele Belege dafür, wie heikel das Thema in der Diskussion ist. Und immer, wenn es um Schuldzuweisungen geht, haben wir eine unausgesprochene moralische Instanz mit am Tisch. Die sorgt für alle möglichen Abwehr- und Verteidigungsstrategien und gleichzeitig für eine Anklage- und Angriffsstrategie. Hier bleibt dann leider jede Diskussion unfruchtbar.

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    Definitionen von Burn-out
    Jörg Fengler und andere weisen treffend darauf hin, dass Burn-out kein eigentliches Syndrom ist: »Burn-out ist kein Syndrom, obwohl es in der Fachliteratur manchmal so bezeichnet wird. Es ist also keine Krankheits-Einheit, die mit einigermaßen einheitlichen Symptomen belegt werden kann, schon gar nicht im Sinne der ICD- und DSM-Klassifikation. Vielmehr sind sehr unterschiedliche und auch entgegengesetzte Anzeichen signifikant: täglicher Widerwille, zur Arbeit zu gehen; Gefühle des Versagens, des Ärgers und Widerwillens; Schuldgefühle und Gleichgültigkeit; Mutlosigkeit dem eigenen Erfolg gegenüber; Rückzug; tägliche Gefühle von Müdigkeit und Erschöpfung …« (Fengler 2008, S. 95)
    Also dient der Begriff eher einer Beschreibung eines menschlichen Zustandes. Beschreibungen verschiedener Fachleute kommen dabei immer wieder auf ein sehr ähnliches Ausdrucksbild: »… Zustand physischer oder seelischer Erschöpfung, der als Auswirkung lang anhaltender negativer Gefühle entsteht, die sich in Arbeit und Selbstbild des Menschen entwickeln«. (Emener 1982, zitiert in Fengler 2008)
    Ayala M. Pines, Elliot Aronson und Ditsa Kafry sprechen bei Burn-out vom Ausbrennen (Pines et al. 2007), Herbert Freudenberger (1980) nennt es Erschöpfungssyndrom. Fengler definiert den Zustand so: »… ein schleichend beginnender oder abrupt einsetzender Erschöpfungszustand körperlicher, geistiger oder gefühlsmäßiger Art in Beruf, Freizeit, Freundeskreis, Partnerschaft und Familie, oft verbunden mit Aversion, Ekel und Fluchtgedanken. Im Vorfeld ist dabei lang andauernde Überforderung ohne angemessenes Korrektiv charakteristisch«. (Fengler 2008,
S. 92) Und Cary Cherniss schreibt 1980: »… großer Widerstand, zur Arbeit zu gehen; Entmutigung und Gleichgültigkeit; Negativismus; Isolierung und Rückzug; tägliche Gefühle von Müdigkeit nach der Arbeit; Verlust von positiven Gefühlen der Arbeit gegenüber; Aufschieben von Terminen; Unfähigkeit, sich auf Arbeitsgegenstand zu konzentrieren, sich unbeweglich fühlen, zunehmender Dienst nach Vorschrift; Schlafstörungen; Vermeiden von Auseinandersetzungen und Konfrontationen, Rigidität im Denken und Handeln, Widerstand gegen Veränderungen, Misstrauen und Zunahme von paranoiden Vorstellungen; gehäufter Drogen- und Medikamentenmissbrauch; Eheund Familienprobleme; häufigeres Fehlen am Arbeitsplatz.« (Zitiert in Fengler 2008)
    Das alles sind kluge Beschreibungen, aber ich möchte den Akzent noch etwas anders setzen. Meine Definition von Burn-out, versuche ich wie folgt darzustellen:
    Burn-out ist ein schleichender und über einen längeren Zeitraum gesteigerter Zustand, bei dem ein Mensch nicht mehr in der Lage ist, über seine eigenen körperlichen wie geistigen Ressourcen in seiner gewohnten und gewollten Art zu verfügen. Der Betroffene kann sich nicht mehr zwischen Anspannung und Entspannung bewegen und wirkt dadurch oft lahm und inaktiv bei einer häufigen hohen Anspannung. Das ganze Sein wirkt wie abgestellt: Sein Wille als Instanz kann höchstens noch zu einem Bruchteil zur Selbststeuerung und Verhaltensbestimmung
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