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Soforthilfe bei Stress und Burn-out

Titel: Soforthilfe bei Stress und Burn-out
Autoren: Horst Kraemer
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Die Arbeitsfähigkeit der jungen Frau konnte trotz schlechter Ausgangssituation innerhalb von zwei Wochen wiederhergestellt werden.

    Mit der Zeit sprach sich der von mir vermittelte Ansatz herum. Immer häufiger wurden Menschen, deren Lebensdramatik nur mit Burn-out beschrieben werden konnte, von ihren Vorgesetzten oder Personalabteilungen zu mir ins Burn-out-Coaching geschickt. Und so entwickelte sich für mich die Arbeit mit Burn-out-betroffenen Menschen zu einer sehr befriedigenden Tätigkeit. Die recht schnell eintretenden positiven Resultate meiner Arbeit empfand ich persönlich als außerordentlich motivierend und bereichernd. Unser Ansatz, uns mit dem Ressourcenzugang auf neurobiologischer Ebene zu beschäftigen und unsere Gegenüber nicht als Patienten, sondern als Kunden zu begreifen, zeitigte große Erfolge. Wir hatten und haben es in der Regel mit hoch motivierten Kunden zu tun, die selbstständig die Trainings durchführen und mit der ihnen gewohnten Leistungs- und Verantwortungsbereitschaft ihr Leben wieder in die Balance bringen.
    Und eigentlich hätte ich damit in meiner Coachingpraxis gut so weiterarbeiten können, ohne mir viele Gedanken zu machen. Aber die Herausforderungen wuchsen mit dem Erfolg. Immer mehr Menschen wollten die Methode erlernen, mit der wir arbeiteten. In relativ kurzer Zeit hatte ich die Verantwortung für insgesamt sechs Ausbildungsgruppen übernommen. Zeitgleich kam die Entdeckung hinzu, dass die Entstressungsmethode Neuroimagination auch bei Unfallopfern, die unter dem Begriff »Schleudertrauma« bis dahin als unheilbar und schwer erkrankt galten, erfolgreich sein kann. Diese Entdeckung stellte mein Leben in kürzester Zeit auf den Kopf. Nachdem ich mich von den Dimensionen überzeugt hatte (mindestens 230 000 Menschen im deutschsprachigen Raum leiden pro Jahr chronifiziert ohne Chance auf Verbesserung
unter den Folgen von Verkehrs- und anderen Unfällen), begann ich im Mai 2003 mit der Partner- und Investorensuche zur Realisation unseres Coachingkonzeptes, das ich zusammen mit einer Forschergruppe seit 1999 entwickelt hatte.
    Damit ging der erste - berufliche - Themenkreis rund um das Burn-out in einen zweiten, sehr persönlichen, über. Aus all diesen Initiativen entstand die Brainjoin-Gruppe, die das Konzept der Neuroimagination, basierend auf den drei Säulen von Forschung, Lehre sowie Anwendung und Qualitätssicherung, professionell betreibt. Und ich kam quasi über Nacht dazu, ein Beratungsunternehmen zu gründen, zu führen und das dazu nötige Wachstum zu organisieren. Dies alles wurde durch die Ergebnisse und vor allem dem wachsenden Team von Menschen, die sich der Idee mit hohem ideellem Engagement verschrieben hatten, zu einer ungemein freudvollen Aufgabe.
    Was hat das alles mit dem Thema »Burn-out« zu tun? Nun, im Sommer 2008 fand ich endlich Zeit zu einem Arztbesuch, nachdem ich drei Wochen lang zunehmend Schmerzen im Bauch verspürt hatte. Das Ergebnis: Ich hatte einen Niereninfarkt, und meine Leberwerte waren auch bedenklich. Da ich mich bezüglich Stress fachlich auf der Höhe zu befinden schien, war mir recht schnell klar, dass eine Gefäßverengung auch in den Nieren nicht ohne eine Adrenalinüberproduktion erfolgen konnte. Ein Gespräch mit meinem persönlichen Coach und die erste tatsächliche Auszeit seit 2003 brachten mich dazu, mich ein wenig realistischer als in den vergangenen Jahren mit mir selbst zu beschäftigen - mit einem erschreckenden Ergebnis:

    Mein Körper zeigte irreparable Schäden an der Niere. Ich hatte 19 Kilogramm zugenommen. Körperliche Bewegung mied ich, mein Fahrrad trug noch die Versicherungsvignette von 2003. Meine Ehe war unter diesen Belastungen zerbrochen und die Scheidung vollzogen, wenn auch im beidseitigen Einvernehmen - doch was heißt das schon: Es ist ein persönliches Drama. Ich schlief durchschnittlich vier Stunden pro Tag. Ich frühstückte nicht, aß dafür abends später als 20.30 Uhr meist in Restaurants. 98 Prozent aller Anrufe waren geschäftlicher Natur. Persönliche Freunde hatten es aufgegeben, mich zu erreichen, freuten sich Gott sei Dank aber noch, wenn ich mich meldete.
    All mein Expertentum hatte mir die ganze Zeit lediglich dabei geholfen, mich mental arbeitsfähig zu halten und Höchstleistungen zu erbringen. Aber es hinderte mich paradoxerweise, richtig für mich, meinen Körper und für
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