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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition)
Autoren: Peter Beck
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stehen.
    Der Polizist kam mit dem Funkgerät und riss Winter aus seiner grauen Wolke: «Wer ist die Frau?» Bevor Winter antworten konnte, schluckte er leer: «Anne Arnold. Sie wohnt in Bern und war Polizistin gewesen.» Winter hoffte, dass sich die Autoritäten bei den eigenen Leuten besonders Mühe gaben.
    «Kennen Sie die anderen Passagiere?»
    «Schwierig zu sagen, bei diesem Zustand.» Er wollte Zeit gewinnen. Oberholzer wurde wieder von seinem knackenden Funkgerät in Beschlag genommen, und Winter entschied, dass er hier genug gesehen hatte. Er stieg zur Strasse hinunter. Der junge Alphirt lehnte am Brückengeländer und war gerade dabei, sich eine selbst gedrehte Zigarette anzuzünden.
    «Hast du gesehen, wie der Helikopter abgestürzt ist?»
    «Ja, ich war vor meiner Hütte am Rauchen.» Er hob seine Zigarette: «Plötzlich hörte ich einen Helikopter. Das ist hier nichts Ungewöhnliches. Die fliegen hier dauernd, um irgendwelche Dinge zu transportieren. Ich dachte nur, es sei etwas spät. Die Sonne war gerade untergegangen. Als der Helikopter dort über den Grat kam, sah ich, dass er voll brannte und trudelte.» Der Alphirt machte eine kreisende Bewegung. «Er drehte sich um sich selbst und verschwand im Höllentobel. Dann krachte es. Es ging alles ganz schnell.»
    «Ist er explodiert?»
    «Ich weiss nicht, es krachte. Was glauben Sie: Warum ist das Ding abgestürzt?»
    «Ich weiss es auch nicht. Die Flugunfallbehörde wird frühestens in sechs Monaten einen Bericht schreiben.»
    Der Alphirt zog an seiner Selbstgedrehten.
    Winter ging zu seinem Wagen, als er einen Helikopter hörte. Der Rettungsdienst hatte sich reichlich Zeit gelassen. Leben retten war dringender als Leichen bergen. Die Abhänge des Höllentobels schränkten sein Gesichtsfeld ein. Er verrenkte den Hals und folgte dem Geräusch des Helikopters, der einen tiefen Bogen über der Alp flog. Das Geräusch stammte von einem kleinen Helikopter.
    Winter sah ihn erst in dem Moment, als er über die Kante kam. Er war weiss. Die Rettungshelikopter der Schweizerischen Rettungsflugwacht, der Rega, waren rot.
    Der private Helikopter dröhnte ohrenbetäubend und wirbelte die Pflanzen durcheinander. Winter kniff die Augen zusammen und sah zwei vermummte Gestalten.
    Der Eindringling hielt sich in ungefähr fünfzehn Meter Höhe über der Absturzstelle, kippte ein wenig nach vorne, um das Trümmerfeld zu überblicken. Es blitzte, dann drehte er ab und verliess die Schlucht talwärts. Winter legte die Registrierungsnummer in seinem Gedächtnis ab. Er hörte, wie der Helikopter in der Ferne wieder aufstieg und einen nördlichen Kurs einschlug.
    Der Spuk hatte nicht länger als eine halbe Minute gedauert.

25.   Juli 00:28
    Voller Trauer fuhr Winter wieder über die Alp, durch den Bannwald hinunter und über die Brücke auf die andere Talseite. In Kargmatt bog er ab und fuhr Richtung Gemsstock. Eine gute Stunde später parkierte er am Ende eines langen, baumlosen Tales am Fusse eines riesigen Talkessels. Viele der kantigen Felsbrocken waren durch Eis in den Spalten aus den Felswänden gesprengt worden.
    Er nahm seinen Rucksack und stieg den rot-weiss markierten Weg zur Gatterlihütte hoch. Wenigstens diesen Weg kannte Winter. Der einsame Aufstieg in der kühlen, klaren Nacht lüftete die grauen Wolken in seinem Kopf.
    Zwei Stunden später trat er auf den schmalen, mit Steinplatten gepflasterten Vorplatz der Berghütte. Diese Terrasse war seit Jahren fertig. Die Steinhütte hob sich als schwarzes Dreieck vom Himmel ab und schmiegte sich geduckt in die windgeschützte Nische des Felshangs. Umgeben von den Bergmassiven fühlte man sich hier oben klein.
    Geräuschlos näherte er sich der Hütte. Die Tür und die mit dicken Holzladen verriegelten Fenster schienen unberührt. Keine Anzeichen ungebetener Besucher. Er öffnete die Tür, zog den Kopf ein und betrat die Hütte.
    Winter blieb stehen und liess die Atmosphäre im Innern auf sich wirken. Es roch nach erkaltetem Feuer. Obwohl seine Augen sich in den letzten Stunden an das fahle Nachtlicht gewöhnt hatten, konnte er das Dunkel in den Ecken der Hütte nicht durchdringen. Sein innerer Radar registrierte keine ungewöhnlichen Schwingungen.
    Nichts Verdächtiges.
    Beruhigt öffnete er die Fensterläden, drehte bei der Kochnische den Gashahn auf und zündete mit einem Streichholz die Deckenlampe an. Der Raum füllte sich mit warmem Licht. Er setzte Kaffeewasser auf, fand Kondensmilch und Zucker.
    Die Sonne
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