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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
Autoren: Thorsten Bonsch
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bestätigt, als du geschlafen hast.“
    „Sinh hat das gesehen, was andere Menschen in der Straße ebenfalls für einen gewissen Zeitraum sehen werden“, sagte Alain. „Ein Trugbild der ursprünglichen Villa. Es wird lange genug bestehen bleiben, bis wir weit genug weg sind.“  
    „Und dann?“, sagte ich heiser.
    „Dann wird es verschwinden. Zurück bleibt das kahle, unbebaute Grundstück, das Daxx gesehen hat, wenn ich auch beim besten Willen nicht weiß, wie er sehen konnte, wie du die Raumzeit gekrümmt und gefaltet hast. Aber bei ihm wundere ich mich über gar nichts mehr.“
    „Ich nehme das als Kompliment“, sagte Daxx stolz, glücklich, dass wenigstens sein Bruder und ich ihn hören konnten. „Also, die Reste des Grundstücks kamen auf dich zu, wie kriechende Schlangen. Aber anstatt dich zu verletzten, verschwanden sie einfach unter dir, so als würdest du sie aufsaugen. Mit einem letzten heftigen Donnerschlag, der mir fast die Augäpfel aus den Höhlen gepresst hätte, verzog sich das letzte Stückchen Rasen unter deinem Rücken. Dann war es plötzlich totenstill. Alain ließ mich los und wir rannten zu dir. Du wirktest so verloren auf dieser riesigen Lehmfläche, aber ich konnte dich schon aus einiger Entfernung atmen sehen. Mann, war ich glücklich. Dann haben wir dich ins Auto getragen und jetzt sind wir schon seit anderthalb Stunden unterwegs nach Texas. Yippee-ay-yay!“
    Ich setzte mich aufrecht. Meine Haare waren verschwitzt und klebten am Kopf. Jedes Glied in meinem Körper demonstrierte durch mehr oder minder schwere Schmerzen sein Vorhandensein.
    „Wo sind wir?“
    „Auf der Interstate 10 in der Höhe von Beaumont. Sie wird für ein paar Stunden unser Begleiter sein.“
    Ich reckte mich, so gut es ging, dann ließ ich mich wieder in meine Ecke zurückfallen. Daxx betrachtete mich mit rührender Besorgnis und strich mir die feuchten Haare aus der Stirn. Das Gefühl, die komplette Villa mit allem, was dazugehörte, in mir zu tragen, wog schwerer, als es das Gewicht des wirklichen Bauwerks auf einer Waage hätte zustande bringen können. Paradox. Die Villa, in deren Innerem ich seit fünfzehn Jahren gelebt hatte, steckte nun in meinem Inneren. Was hatte Alain gesagt? Die Haut nach innen, die Gedärme nach außen? Zumindest begriff ich jetzt, was er gemeint hatte. Ich fühlte mich wie eine Schwangere im neunten Monat, obwohl ich mich rein körperlich kein bisschen verändert hatte. Kein dicker Bauch, kein schmerzender Rücken – na ja, beinahe kein schmerzender Rücken. Ich ertappte mich, wie ich im Geiste all die Räume, Zimmer und Hallen durchging, alle Möbel, die Garage mitsamt dem Thunderbird, den Garten. Den Springbrunnen. Die kleine Hütte mit dem kitschigen Hirschkopf und dem Kanonenofen. Alles steckte nun zwischen meinen Gedärmen oder in meinem Kopf. Ich wusste es nicht. Letztendlich war ich froh darüber. Ich wollte es nicht wissen.  
    Im Radio lief I go to Pieces , ich glaube, von Peter und Gordon. Entweder hatte Alain einen Oldiesender gefunden, oder es war eine Kassette, die er für die Reise mitgebracht hatte. Jedenfalls konnte ich anhand Sinhs Augen im Rückspiegel erkennen, dass er mit dieser Musikauswahl nicht ganz einverstanden war. Seine Blicke pendelten zwischen der Straße, dem Radio und Alain hin und her, aber er sagte nichts dazu. Stattdessen schlug er ein Spiel vor, vielleicht, um sich von der Musik abzulenken. Prominentenraten. Die Regeln waren sehr einfach. Man merkte sich die Buchstaben der Nummernschilder überholender oder entgegenkommender Fahrzeuge und versuchte mit ihnen als Initialen den Namen eines Schauspielers oder einer Schauspielerin zu bilden. Leute aus der Musikbranche waren zur Not auch okay. Der erste, dem ein Name einfiel, bekam einen Punkt. Die drei spielten es mit wachsender Begeisterung, wobei Sinh Daxx’ Vorschläge für Alain wiederholen musste. Hin und wieder ärgerte er seinen Bruder, indem er Daxx’ Lösungen als seine eigenen ausgab. Ich freute mich über ihr kleines Spiel, zumal es mich von meinen eigentlichen Gedanken abhielt. Zudem war ich glücklich, dass sie doch so gut miteinander auskamen. Vielleicht hatte ich diesbezüglich mehr Angst gehabt, als ich mir selber eingestanden hatte. Eifersucht kann ein sehr blutrünstiges Tier sein.  
     
    Gegen Mittag ging es mir schon wieder so gut, dass sich mein Magen meldete. Es wunderte mich nicht, zumal ich mein Frühstück erbrochen hatte. Die Zeit, die wir die belanglose Eintönigkeit
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