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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
Autoren: Thorsten Bonsch
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unten vor dem Grundstück gewartet, bis Alain aus der Villa kam. Er lief an uns vorbei und winkte uns, wir sollten mitkommen. Auf der anderen Straßenseite parkte sein Wagen; dahinter blieben wir stehen und beobachteten die Villa. Erst geschah gar nichts und ich dachte schon, dass da was schiefgegangen sei. Sinh und ich wurden nervös. Wir wollten nachsehen, ob mit dir alles in Ordnung war, aber Alain hielt uns zurück. Wir warteten weiter, aber ich hatte echt Angst. Dann, plötzlich, hörten wir so eine Art Donnern, aber nicht wie von einem Gewitter. Mehr wie ein rhythmisches Dröhnen, wie von den Dingern, mit denen sie Rohre in den Boden schlagen. Und dann dachte ich, die Villa würde einstürzen. Aber sie fiel nicht in sich zusammen, wie bei einem Erdbeben. Weißt du, Sinh und ich haben das mal im Internet gesehen. Wir haben zum Glück noch kein so starkes Beben erlebt, seit dem wir hier wohnen. Wie auch immer, das hier war anders. Sie faltete sich zusammen. Alles! Das Dach, die Mauern, die Fenster. Sogar der Garten. Wie bei diesen Kinderbüchern, die man aufklappt und wo sich die Illustrationen dreidimensional auseinander falten.“  
    „Pop-Up-Bücher“, murmelte ich.
    Für einen Moment schien Daxx verunsichert zu sein, dann lächelte er und sagte: „Ja, Pop-Ups. Nur umgekehrt. Und viel detaillierter. Erst knickten einige der Ziegel ein, dann immer mehr, so dass man die Dachbalken sehen konnte. Alle Fenster gingen auf, bogen sich bis zur Außenwand und wurden mit den Mauersteinen in einzelnen Bahnen und Streifen ebenfalls zusammengefaltet. Nichts zerbrach, nichts zerbröckelte. Selbst der Efeu an den Mauern verlor nicht ein einziges Blatt. Das ganze Bauwerk verschwand von oben nach unten, wie der weltgrößte Bastelbogen.“
    Daxx war jetzt ganz aus dem Häuschen. Er versuchte, seine Erzählung mit Handbewegungen bildhafter darzustellen. Ich warf Alain einen kurzen misstrauischen Blick zu, aber er konnte die Geschichte nicht bestätigen, da er nicht hören konnte, was Daxx erzählte.
    „Und dann – whoosh – war das ganze Haus nicht mehr höher als eine Postkarte. Alles war platt, sogar die Möbel. Dann ging es mit dem Garten weiter. Mann, die Hecke raschelte, als würde ein Sturm da durchfegen und als nächstes klappte auch sie zusammen, als wären die Blätter und Zweige nur auf einen großen Karton aufgemalt. Als sie dann ebenfalls platt wie eine Flunder war – und die ganzen Bäume und Rosensträucher auch – konnten wir dich in der Mitte des Grundstücks liegen sehen. Das Dröhnen war inzwischen immer lauter geworden. Ich konnte die Erschütterungen bis zu meinen Zähnen herauf spüren. Seltsam, trotzdem ging kein Autoalarm in der Straße an. Egal, ich wollte zu dir, aber Alain hielt mich am Shirt fest. Wenn ich nackt gewesen wäre, hätte mich dieser Blödmann nicht erwischt, weil er nur meine Klamotten sehen kann.“  
    „Daxx“, sagte Sinh ermahnend.
    „Es ist nicht schlimm, dass ich ihn einen Blödmann genannt habe. Schließlich kann er mich nicht hören.“
    „Aber ich kann dich hören. Und Julian auch.“
    „Oh“, sagte Daxx mit schuldbewusster Mine. „Tut mir leid. Er ist ja auch eigentlich ganz okay.“
    Ich lächelte und hoffte, dass es versöhnlich aussah. In Wirklichkeit musste ich mir ein echtes Lachen verkneifen. Bösartigkeit kann einen hübschen Menschen hässlich machen, wo hingegen ein wenig naive Trotteligkeit aus einem eh schon gutaussehenden jungen Mann etwas ganz liebenswertes machen konnte. Unterdessen fuhr Daxx schnell fort, offensichtlich bemüht, seinen kleinen faux pas einfach zu überspielen.  
    „Dann hob sich der Rasen und die Plattenwege an einigen Stellen. Dabei zog sich alles, was sich an den Grundstücksgrenzen befand, zusammen. Genau auf deinen Punkt zu. Die Grasnarbe faltete sich und hinterließ braungrauen Mutterboden. An einigen Stellen riss er auf und Rohrleitungen kamen zum Vorschein. Sie stachen senkrecht in den Himmel wie riesige Strohhalme. Teilweise spritzte Wasser aus ihnen, bis auch sie einklappten. Funken sprühten aus offenen Enden abgerissener Stromleitungen. Das alles kam auf dich zu. Ich schrie gegen das Dröhnen an, Alain solle mich loslassen, bis mir einfiel, dass er mich nicht hätte hören können, selbst wenn es ganz still gewesen wäre.“
    „Ich hatte auch Angst um dich“, warf Sinh ein. „Aber ich habe nur das pulsierende Donnern gehört. Das, was Daxx gerade beschrieben hat, habe ich nicht gesehen. Alain hat es mir eben
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