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Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen

Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen

Titel: Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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auf den Andrucksitzen kauerten, die Gesichter maskenhaft im grünlichen Widerschein der Instrumentenbeleuchtung. In der Schleuse herrschte völlige Finsternis. Charru glaubte immer noch, die gespenstischen Energiefelder zu sehen, die gierig nach der »Kadnos« tasteten. Ein tödliches Netz. Ein Feld, dem das Schiff nicht mehr entkommen würde, wenn es erst einmal gefangen war.
    Wenn, wenn ...
    Das Heulen des ohne Vorstufe hochgefahrenen Haupttriebwerks steigerte sich zum apokalyptischen Orkan. Charru lehnte mechanisch den Kopf zurück, als er den erschreckend rasch wachsenden Andruck spürte. Wie eine brutale Gigantenfaust schlug die Massenträgheit zu. Seine Ohren dröhnten, sein Kopf schmerzte zum Zerspringen. Undeutlich spürte er das warme Rieseln von Blut aus seiner Nase, den metallischen Geschmack in seinem Mund, und er wurde sich bewußt, daß er immer noch krampfhaft das Mikrophon des Funkgerätes umklammerte.
    »Dane!« keuchte er. »Dane, was ...?«
    Ein paar krächzende Worte, fast verschluckt von dem urwelthaften Donnern:
    »... nicht getroffen ... keinen vollen Schub ... als ob uns etwas zurückzieht ...«
    Ein schriller, eigentümlich hoher Ton zerschnitt die Stimme.
    Das Beiboot erzitterte unter einem neuen wilden Ruck, als die Beschleunigung sprunghaft anwuchs. Jemand schrie, ein paar Männer stöhnten unter der Gewalt der Tonnengewichte, die sie zu zermalmen drohten. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis der erbarmungslose Druck so plötzlich nachließ, wie er sich aufgebaut hatte. Das Heulen der Triebwerke verebbte, und diesmal drang Farrs krächzende, erschöpfte Stimme klarer aus dem Lautsprecher.
    »Geschafft! Wir haben es geschafft! Wir sind ihnen entkommen ...«
    Fast gleichzeitig flammte die Beleuchtung auf, und zischend strömte Luft in die Schleusenkammer.
    Charru wischte sich Schweiß und Blut aus dem Gesicht. Die Männer ringsum schüttelten nur langsam die Benommenheit ab. Ken Jarel ließ sekundenlang den Kopf auf die Brust sinken Aus dem Lautsprecher kamen Dane Farrs heftige Atemzüge.
    »Was ist mit Raul?« fragte Charru rau.
    »Alles klar. Niemand verletzt, außer einem bißchen Nasenbluten.«
    »Schleuse?«
    »Kreislauf abgeschlossen. Ihr könnt aussteigen und heraufkommen. Und uns, verdammt nochmal, endlich erzählen, was überhaupt passiert ist!«
    Charru lächelte verzerrt, als er die Gurte abstreifte und die Luke öffnete.
    Sein Herz hämmerte immer noch. Die anderen folgten ihm, blaß und benommen. Das Schleusenschott entriegelte sich automatisch, und draußen auf dem Gang trafen sie die Besatzung des zweiten Fahrzeugs.
    Raul Madsen taumelte und mußte von Gillon gestützt werden. Karstein und Camelo wirkten mehr von der überstandenen Nervenanspannung als von der Belastung des Alarmstarts gezeichnet. Jiri Abako rieb sich mit der Hand über die Stirn. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, aber er lächelte erleichtert.
    Minuten später betraten sie die Kanzel, wo Gerinth und Katalin, Maik Varesco, Dane Farr und die marsianischen Techniker bereits die Gurte abgestreift hatten.
    Jenseits der Sichtkuppel dehnte sich die sternengespickte Schwärze des Vakuums. Die Außenschirme zeigten den roten Mond - und dahinter, groß und düster, den Planeten, aus dessen Orbit die »Kadnos« geflohen war.
    Ein Planet, der sich in ein schwaches, eigentümlich phosphorizierendes Leuchten gehüllt hatte, das selbst aus der Entfernung noch unheimlich wirkte.
    *
    Der Landsitz des Generalgouverneurs lag in den Hügeln südlich von Indri.
    Transparente Filterstäbe ließen das sanfte venusische Tageslicht ein. Trotz der Sonnennähe gab es auf dem Planeten keine Wüsten, keine kahlen Gebirgslandschaften, keine schroffen klimatischen Gegensätze. Die Veränderungen durch die kosmische Katastrophe vor mehr als zweitausend Jahren hatten der Venus eine Atmosphäre beschert, deren spezielle Zusammensetzung für angenehme, ausgeglichene Verhältnisse und eine gesunde Ökologie sorgte.
    Lara fütterte das Kind mit einem Konzentratbrei, der nicht nur nach Früchten schmeckte, sondern tatsächlich welche enthielt. Auf der Venus wurden, anders als auf dem Mars, natürliche Nahrungsmittel nicht nur zu Forschungszwecken angebaut. Es gab Obstplantagen, Weinberge - es gab sogar Kaffee, das erklärte Lieblingsgetränk der Venusier, das auf den anderen Planeten so gut wie unbekannt war. Lara nahm sich einen Becher aus dem Servoautomaten, während der kleine Erlend satt und zufrieden auf einer geräumigen weißen
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