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Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Titel: Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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eingegraben, ausgetrocknete Betten der Bachläufe, die jetzt andere Bahnen nahmen. Die Rhinos folgten einem der Einschnitte, weil die Spur der Enzyklopen in diese Richtung wies. Charru kniff die Augen zusammen. Im Nebel konnte er die Steilhänge links und rechts nicht erkennen. Trotzdem spürte er ein jähes, intensives Unbehagen. Sein Blick suchte Gerinth, aber es war Camelo, dessen Faust er plötzlich wie eine Stahlklammer am Arm fühlte.
    »Vorsicht! Das könnte ...«
    Camelo hatte sagen wollen, daß die Stelle wie geschaffen für einen Hinterhalt sei.
    Charru war der gleichen Meinung, vor allem, da die Rhinos deutlich langsamer wurden und ratlos in die Runde witterten. Waren es wieder künstliche Pheromone, die sie täuschten? Instinktiv ließ Charru das Lasergewehr von der Schulter gleiten, griff zur Betäubungs-Pistole. Im nächsten Moment schien die Hölle loszubrechen.
    Die Enzyklopen mußten die Fähigkeit haben, ihre elastischen Körper so weit zusammenzuziehen, daß sie völlig zwischen Farnen und Schirmpilzen verschwanden.
    Von einer Sekunde zur anderen waren sie da. Links und rechts schnellten sie im Dickicht hoch, glitten an den Berghängen abwärts, und das dünne Zischen ihrer Strahlenwaffen bohrte sich in Charrus Hirn wie ein glühender Nagel.
    Im Reflex riß er die Betäubungs-Pistole hoch.
    Zwei, drei Schritte von ihm entfernt richtete einer der Enzyklopen seine mörderischen Armstümpfe auf ihn. Charru drückte ab, die Hand weit vorgestreckt, um nicht selbst von den Betäubungsstrahlen in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Er wartete darauf, daß der Gegner zusammenbrechen, zu Boden stürzen würde - aber nichts geschah.
    Statt dessen fauchte die enzyklopische Strahlenwaffe.
    Charrus Muskeln und Sehnen reagierten, noch ehe sein Hirn die entsprechende Anweisung formen konnte. Er warf sich zur Seite, überschlug sich am Boden. Etwas streifte seine Schulter. Glutheißer Schmerz flutete durch seinen Körper. Er kam auf die Knie, rang verzweifelt nach Atem und starrte das Wesen an, das die volle Dosis Betäubungsstrahlen abbekommen hatte.
    Der Enzyklop schwankte nicht einmal.
    Er konnte seinen Körper mit dem Hirn steuern, schoß es Charru durch den Kopf, konnte die Beschaffenheit seiner Haut willkürlich verändern und sich extremen Umweltbedingungen anpassen. Konnte er auch eine Abwehr gegen die Betäubungsstrahlen aufbauen, sobald er ihre Natur entschlüsselt hatte? Es sah so aus - mußte so sein. Charru begriff es in wenigen Sekunden, in denen ihm klar wurde, daß nicht nur er, sondern auch alle seine Gefährten ihre Waffen vergeblich abgefeuert hatten.
    Den Rhinos, die verzweifelt ihren »Starken Klang« produzierten ging es nicht anders.
    Binnen Sekunden schnappte die Falle zu. Sieben, acht Enzyklopen schafften es mühelos, ihre Armstümpfe nach vorn zu schwenken. Charru hörte das hohe, eigentümlich durchdringende Zischen. Die Rhinos schrien nicht - nicht für menschliche Ohren. Aber er sah sie taumeln, sah ihre Körper stürzen, zusammenbrechen, sich in konvulsivischen Zuckungen verkrampfen. Und er hörte die Laute aus dem Sprach-Decoder: ein unverständliches Gestammel, blechern, abgehackt, gefühllos - das makabre Kauderwelsch einer Maschine, die vergeblich die Geräuschkulisse des puren Chaos wiederzugeben versuchte.
    Verrenkt wie weggeworfene Puppen lagen die Rhinos am Boden.
    Immer noch blitzten die Strahlen aus den Armstümpfen der Enzyklopen. Sie fürchteten die Betäubungspistolen nicht mehr, blieben stehen, wo sie standen, versuchten offenbar, so viele ihrer Gegner wie möglich umzubringen. Camelo stieß einen erstickten Schrei aus und taumelte gegen den Stiel eines Schirmpilzes. Mark konnte gerade noch einem tödlichen Strahl ausweichen, der statt dessen ein grauhäutiges Wesen traf, das vergeblich im Dickicht Schutz suchte. Die Rhinos flohen, unfähig dazu, diese Orgie der Gewalt noch länger zu ertragen - aber ihre Gegner kannten keine Gnade.
    Mit einem erstickten Laut riß Charru das Lasergewehr hoch.
    Rote Wut überschwemmte sein Bewußtsein. Vor sich sah er die elastischen, hin und her federnden Gestalten, die mörderischen Waffenarme, und er zögerte keine Sekunde, den ebenso mörderischen Laserstrahl abzufeuern.
    Eiskalt schwenkte er die Front seiner Gegner ab.
    Und es war das erstemal, seit er zurückdenken konnte, daß er keine Spur von Gewissensbissen dabei spürte.
    *
    Da nur zwei Lasergewehre zur Verfügung standen, verließ sich Karstein auf die Betäubungspistole.
    Er
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