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Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen

Titel: Söhne der Erde 23 - Jenseits Von Tausend Sonnen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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nur wenige Minuten, um die bewußtlosen Enzyklopen an die großen Schirmpilze zu fesseln.
    Die Stricke, die sie benutzten, bestanden aus lianenartigem Material und erwiesen sich selbst für Karsteins Bärenkräfte als unzerreißbar. Der Nordmann zerrte die Knoten fest, ohne dabei übertrieben rücksichtsvoll vorzugehen. Es sah nicht so aus, als hätten die Gefangenen eine Chance, sich aus dieser Verschnürung wieder zu befreien.
    Trotzdem blieb Karstein - wenn auch widerwillig - als Wache zurück.
    Elf Enzyklopen waren geflohen. Aber sie kannten sich nicht aus in der Wildnis der Planetenoberfläche, sie besaßen nicht die Fähigkeit der Rhinos, sich im dichten Nebel zu orientieren, und sie vermochten sich auf dem ungewohnten, feuchtigkeitsgesättigten Boden sicher weniger schnell zu bewegen als auf ihren ausgespannten Membranen.
    Die Verfolger rechneten sich eine gute Chance aus, ihre Gegner einzuholen.
    *
    Zwei Dutzend Kugelraumer stürzten keilförmig gestaffelt durch die Schwärze des Alls.
    In Höhe des Gefechtsdecks umgab ein schwaches energetisches Glimmen die Schiffe wie ein diffuser Ring, der die Mündungen der schweren Waffen verbarg. Die Außenhaut der Raumer leuchtete in mattem Silber. Stumpfe Stellen, Spuren von Meteoriteneinschlägen, zahllose fast unsichtbare Anzeichen verrieten, daß die Flotte lange unterwegs gewesen war.
    Das schwache Strahlen von Decoder-Schirmen erfüllte die Kanzel. Im Halbrund eines Steuerelements, das aus Anordnungen hochempfindlicher Sensoren bestand, kauerte der Pilot in der Mulde seines ringförmigen Sitzes. Schmale Bänder lagen um seinen Kopf, ein metallisches Netz hing locker herab, ringsum im Boden verankert. Ein Impuls würde genügen, um es im Bedarfsfall zu straffen und den elastischen Körper tief in die Sitzmulde zu ziehen, damit er dem Andruck standhielt.
    Die Augenöffnungen des Enzyklopen waren auf den Außenschirm gerichtet.
    Wie ein kalter weißer Punkt funkelte eine ferne Sonne in der Schwärze. Ein normaler Hauptreihenstern, den ein einzelner Planet umkreiste - eine winzige nebelgraue Perle ohne klare Umrisse.
    Rhino ...
    Der energetische Impuls, den der Pilot abstrahlte, vermittelte den anderen Enzyklopen Triumph und Zufriedenheit.
    *
    »Sie sind hier«, sagte die Stimme aus dem Sprach-Decoder.
    Der grauhäutige Clansführer war abrupt stehengeblieben. Charru sah sich aufmerksam nach allen Seiten um, bevor er den Kopf schüttelte.
    »Sie waren hier«, verbesserte er. »Aber wann?«
    »Jetzt«, kam die Antwort.
    Charru runzelte die Stirn. »Dann müssen sie sich irgendwo im Nebel versteckt haben und ...«
    »Hier!« beharrte der Clansführer.
    »Aber das stimmt nicht, das ...«
    »Sie sind - da ...«
    Sekundenlang schwieg der Decoder, suchte offenbar in seinen Speichern nach der Umschreibung eines Wortes, das es in der menschlichen Sprache nicht gab. »Sie sind - präsenzlos anwesend. Sie befinden sich hier im Zustand der abklingenden Existenz ...«
    »Ewiger Orion!« stöhnte Dane Farr. »Das ist ja ...«
    »Es ist das, was die Rhinos wahrnehmen«, schaltete sich Camelo ein. »Versteht ihr nicht? Die Frage »Wann« bedeutet ihnen überhaupt nichts. Da sie nicht sehen, sondern riechen, registrieren sie keine Bewegungen, sondern eben nur mehr oder weniger intensive Gerüche. Für sie sind die Enzyklopen tatsächlich hier, in einer ganz bestimmten Daseinsform, die sie nicht als Vergangenheit, sondern als eine Art Abstufung der Gegenwart empfinden.«
    »Was heißt, daß die Zeit für die Rhinos etwas völlig anderes bedeutet als für uns«, sagte Charru nachdenklich. »Und nicht nur die Zeit, sondern auch der Ort, an dem sich jemand befindet. Nichts läßt sich nach unseren Maßstäben exakt bestimmen. Alles ist fließend, vielfältig ...«
    »Die Enzyklopen!« erinnerte Dane Farr, dessen pragmatischer Verstand rebellierte. »Ich für meinen Teil bin sicher, daß sie nicht hier sind. Wir müssen sie finden.«
    »Also weiter!« Charru wandte sich den Rhinos zu und runzelte die Stirn. »Wir brauchen sie im Zustand der nicht abklingen Existenz. Euer »Starker Klang« kann sie vielleicht von hier aus einholen. Unsere Betäubungspistolen können es nicht.«
    Der Clansführer hatte sich schon wieder in Bewegung gesetzt.
    Vor ihnen schälten sich einige von den glatten Bergkegeln aus dem Nebel. Sie waren natürlichen Ursprungs, wie die Menschen inzwischen wußten, geformt von dem ständigen Rieseln des Wassers. Dazwischen hatten sich ein paar tiefe, schmale Schluchten
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