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Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Titel: Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Oberfläche zurückkehren konnten, außer bei Nacht, weil sie die Fähigkeit verloren hatten, das Sonnenlicht zu ertragen?
    Eine weite Halle, die sich vor ihnen öffnete, lenkte Charru von seinen Überlegungen ab.
    Auch hier bestand die Beleuchtung aus dem schwachen blauen Schimmer, dessen Ursprung sich nicht ausfindig machen ließ.
    Es war warm, zumindest im Vergleich zu der Eiseskälte draußen, aber die Temperatur lag immer noch so niedrig, daß die Terraner fröstelten. Charru rief sich ins Gedächtnis, daß es fast tausend Jahre gedauert hatte, bis sich auf der zerstörten Erde wieder Leben regte. Tausend Jahre, in denen die Menschen hier ihr unterirdisches Reich nicht verlassen konnten, in denen sie vielleicht keine Möglichkeit gehabt hatten, ausreichend Energie zu erzeugen, in denen Dunkelheit und Kälte das bewirkten, was Lara Selektionsdruck nannte.
    Aber nein. Keine natürliche Evolution konnte Wesen hervorgebracht haben, die einander völlig gleich waren.
    Charrus Blick wanderte in die Runde. Er konnte nur Schatten erkennen: Schächte, die aufwärts führten, Öffnungen im glatten Beton, die etwa auf gleicher Höhe lagen wie die Mündungen der gewaltigen Laserkanonen. Nach allen Seiten zweigten Flure ab, gab es schwach phosphoreszierende, unverständliche Aufschriften und Symbole an den Wänden. Unter der Decke der Halle spannte sich ein Netz dünner Drähte, von denen ein leises Summen ausging. Eine Gruppe weiterer Fremder trat aus einem der Tunnel, auch sie weder voneinander noch von den anderen zu unterscheiden. Neugierig blieben sie stehen, wandten sich die Gesichter auf eine Art zu, als sprächen sie erregt miteinander, doch kein Laut kam über ihre Lippen.
    Erst jetzt wurde Charru die Stille bewußt, in der nur die Schritte der fünf Terraner hallten.
    Die Fremden bewegten sich fast lautlos, und wenn die Zeichen nicht trogen, besaßen sie auch eine lautlose Art, sich zu verständigen. Und doch hatten sie Geräte entwickelt, die es ihnen ermöglichten, mit den Tiefland-Kriegern zu reden, in der Sprache der Marsianer, die irgendwann auch auf der Erde heimisch gewesen sein mußte. Genauso, wie sie gigantische Waffen zur Verteidigung ihrer Festung entwickelt hatten. Vielleicht, um sich gegen andere Überlebende wehren oder sich mit ihnen einigen zu können. Vielleicht aus Furcht vor dem, was die verseuchte Erde an neuem Leben hervorbringen mochte.
    Der Weg führte durch einen schnurgeraden Gang, dann eine steile Wendeltreppe hinauf und durch einen weiteren Tunnel. Links und rechts lagen bogenförmige Zugänge zu weiten Räumen, in denen fremdartige Apparate schimmerten, Erzeugnisse einer fortgeschrittenen Technik: Aber nirgends gab es Transportschächte, nirgends Laufbänder, nichts, das Energie verbrauchte, wo es nicht sein mußte. Dunkelheit, Kälte und Stille - ein gespenstisches Schattenreich ...
    Charru hatte fast völlig die Orientierung verloren, als sie vor einer schimmernden Stahltür anhielten - einer der wenigen Türen, die in diesem Labyrinth überhaupt existierten.
    Die beiden Flügel öffneten sich, als zwei der Fremden darauf zutraten. Der Raum, der dahinterlag, war verhältnismäßig klein, ebenfalls von dem blauen Halbdunkel erfüllt, aber deutlich wärmer als die anderen. Ein helles, vibrierendes Summen wie von technischen Aggregaten hing in der Luft. Die Fremden blieben auf dem Flur zurück, die Tür schloß sich - und von einer Art Bank aus dunklem Kunststoff sprang eine Gestalt auf, die Charru sofort erkannte.
    »Brass!« stieß er hervor.
    »Charru! Dem Himmel sei Dank! Ich habe die ganze Zeit über gefürchtet, sie würden nicht richtig zielen mit ihren Wunderwaffen, die sie noch nie ernsthaft benutzt haben.«
    »Du wußtest ...?«
    Der schlanke kraushaarige Krieger fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Sein blasses Gesicht verriet, daß er sich tatsächlich eine Menge Sorgen gemacht hatte.
    »Ja, ich wußte es«, murmelte er. »Sie haben es mir gesagt. Sie fürchteten euch, deshalb wollten sie euch ihre Überlegenheit beweisen. Sie leben friedlich, sie kennen keine Aggressionen. Nur diesen inneren Zwang, sich mit allen Mitteln zu schützen. Seit zweitausend Jahren, seit der Großen Katastrophe.«
    »Dann haben sie dir gesagt, wer sie sind?«
    Brass nickte. Eine steile Falte kerbte sich auf seine Stirn, und als er sprach, schwang in seiner Stimme immer noch etwas von dem ungläubigen Schrecken mit, den er empfunden haben mußte.
    »Sie nennen sich - Clones«, sagte er
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