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Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Titel: Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk
Autoren: Susanne U. Wiemer
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langsam. »Und sie sind keine Menschen, nicht wirklich. Sie haben kein Geschlecht und keine eigene Persönlichkeit. Sie werden nicht geboren, sondern wachsen in der Nährflüssigkeit eines Tanks heran, und jedes neue Wesen ist eine genaue Kopie aller anderen.«
    Lange blieb es still.
    Ungläubig starrten die fünf Männer Brass an, der nicht weniger fassungslos war als sie. Karstein kratzte wortlos in seinem blonden Bartgestrüpp. Camelo schüttelte den Kopf, unfähig zu begreifen.
    »Das ... das ist doch nicht möglich«, sagte er leise.
    Aber Brass ließ nur mit einem tiefen Atemzug die Schultern sinken.
    »Es ist möglich«, sagte er. »Sie haben sich seit mindestens tausend Jahren nicht mehr verändert - und jetzt könnten sie sich nicht mehr verändern, selbst wenn sie es wollten.«
IX.
    Den Terranern blieb wenig Zeit, sich weiter mit einer Wahrheit auseinanderzusetzen, die ihnen ungeheuerlich erschien.
    Charru begriff, daß man sie nur aus einem einzigen Grund für einen Augenblick allein gelassen hatte: Um Brass Gelegenheit zu geben, ihnen zu sagen, daß sie nichts zu befürchten hatten. Wirklich nichts? Charru gelang es nicht, seine Zweifel zu unterdrücken. Wenn zutraf, was Brass behauptete, mußten diese Fremden eine sehr hoch entwickelte Wissenschaft besitzen. Und keiner der Terraner, die den größten Teil ihres Lebens unter dem Mondstein verbracht hatten, würde je aufhören, dem Forschungsdrang von Wissenschaftlern tiefes Mißtrauen entgegenzubringen.
    Nur ein paar Minuten vergingen, bis sich die Tür erneut öffnete.
    Wieder erschien ein gutes Dutzend jener schlanken, blassen Gestalten mit den großen Augen. Charru konnte nicht entscheiden, ob es die gleichen waren wie vorher. Sie sind keine Menschen, nicht wirklich, klangen Brass Worte in ihm nach. Er schauerte.
    »Bitte, folge uns!« erklang die mechanische Stimme aus dem kleinen Metallkasten. »Wir werden dich zum Rat der Regierenden bringen, während deine Freunde hier auf dich warten. Du brauchst keine Angst zu haben. Ihr seid keine Gefangenen, sondern Gäste, solange eure Absichten friedlich sind.«
    Charru dachte an das mörderische Laserfeuer, das über ihre Köpfe hinweggefaucht war.
    Eine ziemlich eindrucksvolle Methode, »Gästen« klarzumachen, daß ihnen andere als friedliche Absichten äußerst schlecht bekommen würden. Auch diesmal wandten sich die Fremden einfach ab und gingen voraus. Sie hielten es für selbstverständlich, daß Charru ihnen folgte, und ihm blieb nichts anderes übrig angesichts dieser Form von »Gastfreundschaft«, die man nicht ablehnen konnte.
    Oder sah er die Dinge falsch?
    Reagierten die Fremden nicht im Grunde völlig unverständlich? Wäre es für sie, die offenbar noch nie andere Lebewesen gesehen hatten als die Yetis, nicht sogar verständlich gewesen, wenn sie es vorgezogen hätten, die unbekannten Eindringlinge einfach auszurotten, statt ihnen zu helfen?
    Charru schob den Gedanken beiseite, als sich vor ihm eine weitere Tür öffnete.
    Ein großer, dunkler Raum lag dahinter. Ein Raum, dessen gesamte linke Seite von einem großen Computer-Terminal eingenommen wurde. An der anderen Wand stand ein langer Tisch aus schwarzem, schimmerndem Kunststoff, mit einem Dutzend Stühlen dahinter - und die Gestalten, die dort warteten, bewiesen selbst in dem unheimlichen blauen Dämmerlicht sofort, daß man Brass zumindest in einem Punkt nicht vollständig informiert hatte.
    Nicht alle Wesen dieses Schattenreichs waren völlig identisch.
    Die »Regierenden« - denn die mußten es sein - besaßen den gleichen schlanken Körperbau, die gleiche blasse Haut, aber sie glichen sich nur untereinander und waren mit allen anderen, die Charru bisher gesehen hatte, nicht zu verwechseln. Eine strengere, schärfere Gesichtsform. Feines, farbloses Haar, das bis auf die Schultern fiel. Und vor allem schmale, leicht geschlitzte Augen, die fast völlig menschlich wirkten und in dem blauen Halbdämmer vermutlich kaum besser sahen als die der Terraner.
    Sie waren zwölf.
    Zwölf Exemplare ein und desselben Menschen - als hätten sie Duplikate von einem Original hergestellt. Und so ähnlich mußte es sich tatsächlich verhalten. »Clones« hatte Brass sie genannt. Charru kannte den Begriff, wenn auch nur vage. Auch die Marsianer besaßen das Wissen und hatten die erforderliche Methode entwickelt. Aber sie wandten sie nicht an, vielleicht, weil sie früh genug begriffen hatten, daß sie in eine Sackgasse führte.
    Charru biß sich auf die
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