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Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Titel: Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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...«
    Lange blieb er so am Boden kauern, während die anderen in versteinertem Entsetzen die Trümmer durchsuchten. Charrus Gesicht glich einer fahlen Maske. Er fühlte sich leer, ausgebrannt, keiner Empfindung mehr fähig. Er hätte weinen mögen, in ohnmächtigem Haß das Schicksal verfluchen, aber er hatte einfach keine Kraft dazu.
    Yattur war wieder neben ihm, als sie zwei weitere Tote am Rande des Dorfes entdeckten, die ebenfalls noch zu erkennen waren.
    Yurrai ...
    Vielleicht hatte er Wache gehalten, vielleicht die Gefahr eine Kleinigkeit schneller begriffen als die anderen: Er mußte den verzweifelten Versuch unternommen haben, seinen jüngsten Bruder aus der lodernden Hölle zu retten. Den leblosen Körper des kleinen Yannay bedeckten schreckliche Brandwunden. Yurrai war von einem Trümmerstück der Schädel eingeschlagen worden. Seine verkrampften Arme umklammerten immer noch den Jungen, als wolle er ihn auch im Tod beschützen.
    Yattur wandte sich taumelnd ab und stolperte durch die Trümmerwüste dem Rand der Klippen zu.
    Niemand konnte ihm helfen. Charru wußte es, aber er folgte ihm trotzdem, langsam, mit schleppenden Schritten, erfüllt von kalter, verzweifelter Leere. Yattur lehnte an einem Felsblock und starrte in den grauen Nebel über dem Meer. Unter ihm in der Bucht schwammen Trümmer: Auch eins der beiden Schiffe war von einer Bombe getroffen worden. Das andere schaukelte sacht an seinem Steinanker, fast völlig unversehrt, ein toter Gegenstand, der als einziger die Vernichtung überstanden hatte.
    Wie ein Krampf lief es über Yatturs Schultern.
    Charru trat neben ihn, schweigend, denn es gab nichts, was er hätte sagen oder tun können. Nichts außer da zu sein, dem anderen zu zeigen, daß er nicht allein war. Und dabei doch zu wissen, wie wenig das in diesen Minuten bedeutete ...
    Ein ganzes Volk - ausgerottet, weil es den Flüchtlingen aus der »Terra« seine Gastfreundschaft bot.
    Hätten sie es wissen müssen? Konnte irgendein fühlendes menschliches Wesen einen solchen Wahnsinn voraussehen? Charru spürte, wie die Leere zurückwich und ein schmerzhafter Krampf sein Inneres zusammenzog.
    »Yattur,« sagte er tonlos.
    Der junge Mann wandte sich langsam um.
    In seinem Gesicht regte sich kein Muskel. Die blaugrünen Augen wirkten wie erloschen.
    »Es ist nicht eure Schuld,« flüsterte er. »Niemand konnte es wissen. - Laß uns zurückgehen ...«
    *
    Die wenigen Überlebenden, die es gegeben hatte, waren so schwer verletzt, daß auch Lara ihnen nicht helfen konnte.
    Gerinth hatte die meisten Frauen, die Kinder und alten Leute in eine geschützte Mulde auf der anderen Seite der Bucht geführt, abseits von der Stätte des Grauens. Sie wußten, was geschehen war. Aber sie brauchten es nicht zu sehen. In der Erinnerung der meisten gab es schon genug schreckliche Bilder, die sie ihr Leben lang nicht vergessen würden.
    Scheiterhaufen loderten - der letzte Dienst für die Toten, obwohl das alte Ritual nur den Schrecken erneuerte und die Erinnerung an den vernichtenden Feuersturm unauslöschlicher einbrannte. Diesmal hielten sie keine Totenwache. Sie wußten, daß sie hier nicht bleiben konnten. Irgendwann würden ihre Feinde zurückkommen, und wenn auch nur, um sich zu überzeugen, daß sie wirklich alles Leben ausgelöscht hatten.
    Der letzte zusammenfallende Scheiterhaufen schickte einen Funkenregen in den hellen Himmel.
    Der Nebel hatte sich gelichtet. Der Tag war klar, sonnig - makellos in einer Schönheit, die vom Leben und Sterben der Menschen unberührt blieb.
    Charru hatte gewartet, bis sich auch Yattur vom Anblick des zerstörten Dorfes losriß. In stummer Übereinkunft zogen sie sich zu den Klippen zurück, wo der ewige Atem des Meeres den Geruch nach Rauch und Blut überdeckte.
    Gerinth sprach aus, was ihnen allen klar war.
    »Wir müssen fort. Was die Priester einmal getan haben, können sie immer wieder tun. Und sie werden es tun, wenn wir hierbleiben.«
    »Ich könnte nicht hier bleiben,« sagte Camelo leise. »Ich würde immer vor mir sehen, was geschehen ist. Es wäre unerträglich.«
    »Und wohin sollen wir gehen?« fragte Gillon nach einem langen Schweigen.
    Charru preßte den Rücken gegen den rauhen Felsen.
    Er mußte sich zwingen, klar und nüchtern nachzudenken. Mit geschlossenen Augen versuchte er, sich das Bild zu vergegenwärtigen, das sie gesehen hatten, als sie damals mit dem Beiboot die Küste des Kontinents erreicht hatten.
    Die Ruinenstadt.'
    Das grüne Land am Meer. Und

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