Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Titel: Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
fertiggebracht hatte. Er würde im Triumph nach Kadnos zurückkehren und ...
    Nein, nicht im Triumph.
    Ein Teil seiner Euphorie verflog, als er sich ins Gedächtnis rief, daß seine Beteiligung an dem Vernichtungsschlag gegen die »Terra« geheim bleiben mußte. Einzig Präsident Jessardin würde wissen, daß die Priester den Umgang mit den Waffen aus der irdischen Vergangenheit nicht allein erlernt hatten. Sie wären nie dazu in der Lage gewesen. Aber in diesem Punkt konnte es nicht schwer sein, die Öffentlichkeit zu täuschen. Schließlich war bekannt, daß es die Barbaren geschafft hatten, ein halbwrackes Raumschiff instand zu setzen, also würde man auch zu glauben bereit sein, daß sich die Priester genug technisches Wissen angeeignet hatten, um mit den alten Waffen umzugehen.
    Carrisser atmete tief durch und wandte sich um.
    »Nun?« fragte er. »Sind Sie jetzt zufrieden?«
    Bar Nergals Lippen zuckten.
    Mechanisch nickte er, den Blick unverwandt auf den Platz gerichtet, wo nur noch ein paar Trümmer und ein Kreis geschmolzenen Schnees von der Existenz der »Terra« zeugten. Der Oberpriester war zufrieden. Aber er antwortete nicht. Seine Gedanken, von rastloser Machtgier getrieben, beschäftigten sich bereits mit der Zukunft, mit den Möglichkeiten, die sich vor ihm auftaten - jetzt, da ihm niemand mehr den Anspruch auf die absolute Herrschaft streitig machen würde.
    »Was werden Sie jetzt tun?« fragte er lauernd.
    Carrisser lachte trocken. »Keine Angst, ich habe nicht vor, Ihre Kreise zu stören. Meinetwegen können Sie hier den Gott spielen, solange Sie wollen. Ich werde die Erde so schnell wie möglich verlassen.«
    Bar Nergals Augen glommen. Er spürte die eisige Verachtung des Uraniers, wußte vor allem, daß die anderen Priester, Charilan-Chi und ihre Söhne sie ebenfalls spürten. Aber er bezwang den Zorn. Sobald Carrisser aus dem Weg war, würde er schon Mittel und Wege finden, um dafür zu sorgen, daß niemand mehr an seiner Göttlichkeit zu zweifeln wagte.
    »Wann?« fragte er ausdruckslos.
    »Sofort. Ich brauche nur meine Schiffe zu benachrichtigen, damit sie hier über New York in einen Park-Orbit gehen. Lassen Sie meine Sachen holen, dann sind Sie mich los.«
    Der Oberpriester nickte nur.
    Shamala und Beliar übernahmen es, die wenigen Dinge herbeizuschaffen, die der Uranier während des Aufenthaltes in dem alten Lagerhaus benötigt hatte. Schon nach wenigen Minuten kamen die beiden Männer zurück. Carrisser sah mit einem Blick, daß sie seine Waffe nicht mitgebracht hatten. Fürchteten sie, daß er den Schockstrahler dazu benutzen könnte, um auch sie zu liquidieren, bevor er die Erde verließ? Carrisser lächelte matt. Nein, eine solche Aktion war wirklich nicht nötig.
    Eine Handvoll Narren, die kein Unheil mehr anrichten kann, dachte er verächtlich.
    Sollten sie in der Ruinenstadt bleiben und über Ratten herrschen? Sie waren kein Problem. Bar Nergal mochte gefährlich sein, solange der Haß ihn trieb. Aber ohne ernsthaften Gegner würde er sich nicht mehr um die Waffen, nicht mehr um die Technik der alten Erde kümmern, sondern nur noch versuchen, hier in den Kellerlöchern eine Herrschaft aufzurichten, wie er sie in der Welt unter dem Mondstein ausgeübt hatte.
    Einen Augenblick blieb Carrisser unschlüssig stehen und ließ den Blick über die Menschen schweifen, weil er das Gefühl hatte, daß sich sein Abschied eigentlich etwas feierlicher und bedeutungsvoller hätte vollziehen sollen.
    Ein unsinniges Gefühl. Achselzuckend wandte er sich ab, hob noch einmal grüßend die Hand und schlug die schmale Straße ein, die zum Versteck seines Beibootes führte.
    Schnee knirschte unter seinen Stiefeln. Links und rechts schienen die Ruinen enger zusammenzurücken. Carrisser spürte ein Frösteln auf der Haut und genoß die Gewißheit, daß er in wenigen Tagen wieder in Kadnos sein würde.
    Er atmete auf, als er das Beibot erreichte und - zum letzten Mal auf terranischem Boden - die Luke hinter sich schloß.
    Die klimatisierte Kanzel ließ die Kälte ringsum vergessen. Nach all der Zeit im Freien oder in dem zugigen Lagerhaus wurde es ihm rasch zu warm in der schwarzen Uniform. Eilig bediente er das Funkgerät, und wenig später war er mit dem stellvertretenden Kommandanten der »Deimos I« verbunden.
    Die Staffel befand sich bereits in einer Umlaufbahn.
    Carrisser befahl, daß sie New York anfliegen solle, um ihn aufzunehmen. Anschließend ließ er eine Laserfunk-Verbindung nach Kadnos
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher