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Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Titel: Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars
Autoren: Susanne U. Wiemer
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herstellen, um den Präsidenten über den erfolgreichen Abschluß der Operation zu unterrichten. Vorbereitungen für die Rückkehr der »Deimos«-Kreuzer mußten getroffen werden, vor allem, was die Amnesie-Behandlung der Besatzungsmitglieder betraf. Sie würden sich an alles erinnern können - nur nicht daran, daß sie vor ihrer Rückberufung noch einmal von Luna gestartet waren, weil sie ihren Kommandanten nach einem geheimen Einsatz auf der Erde abholen mußten.
    Mit einer fast gemessenen Bewegung zündete Marius Carrisser die Triebwerke.
    Das hohe, vibrierende Singen klang vertraut in seinen Ohren. Nur Minuten vergingen, bis die roten Warnlampen erloschen und die Instrumente hundertprozentige Energieleistung anzeigten. Carrisser bediente eine Sensortaste, und die Startautomatik hob das Fahrzeug sanft an, während die Landesstützen eingeklappt wurden.
    Gleichmäßig schraubte sich das Beiboot in den Himmel.
    Die endlosen Ruinenfelder blieben unter ihm zurück. Am Himmel war die Wolkendecke aufgerissen, und im wachsenden Licht der Morgendämmerung glitzerten die letzten Sterne wie Brillanten.
    Carrisser blickte lächelnd nach oben und hielt nach den drei leuchtenden Punkten Ausschau, die irgendwann innerhalb der nächsten Minuten am Himmel auftauchen mußten.
    *
    Auch Bar Nergal lächelte.
    Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte dem Beiboot nach: einer leuchtenden Scheibe, die sich in seinen Augen spiegelte. Bald würde sie verschwunden sein. Die Marsianer kehrten dorthin zurück, woher sie gekommen waren. Niemand würde sich mehr in seine, Bar Nergals, Angelegenheiten einmischen. Es war ihm nicht gelungen, die Tiefland-Krieger zu Sklaven zu machen, aber ihr Tod genügte. Er hatte sie hinweggefegt, hatte sie zertreten wie Ungeziefer. Und jetzt gehörte die Erde ihm, dem Oberpriester, dem Gott Charilan-Chis und ihrer Katzenwesen.
    Er würde herrschen.
    Nicht nur über die tote Stadt! Er würde die Welt beherrschen, würde sich die Erde untertan machen - und jedes Wesen dieser Erde würde ihn verehren, ihm gehorchen und vor seiner Macht erzittern.
    Seine dunklen, tiefliegenden Augen verschleierten sich.
    Er sah Tempel vor sich, prächtiger als die Pyramide unter dem Mondstein. Er glaubte zu sehen, wie ein gewaltiges Bauwerk in rastloser Arbeit aus den Ruinen der toten Stadt erwuchs, der Herrschersitz, der ihm gebührte. Er hörte wieder die Trommeln, den Klang des liturgischen Horns, die endlosen Gebete, die den schwarzen Göttern gegolten hatten und die nun ihm, Bar Nergal, gelten würden. Er war der Herr der Welt. Er besaß Waffen, deren Macht unbesiegbar war, er konnte jeden niederwerfen, der ihm trotzte, konnte ein Reich errichten, das keine Grenzen hatte ...
    Und zuerst, dachte er, würde er die Verräter bestrafen, die es gewagt hatten, sich gegen ihn zu stellen.
    *
    Über den Felsen und schneebedeckten Sandflächen der Wüste lag diffuses Zwielicht.
    Charru hatte an einer Stelle Rast machen lassen, wo ein scharfer Grat sie vor dem Wind schützte, dessen schneidende Kälte sie von Minute zu Minute mehr spürten. Es gab keine Beiboote mehr, die denjenigen den Marsch ersparen konnten, deren Kräfte nicht ausreichten. Eine Anzahl alter Leute aus dem Tempeltal brauchte eine Pause, genau wie die kleineren Kinder, soweit sie nicht ohnehin getragen wurden. Jarlon, Erein und Konan waren ebenfalls nicht in der Verfassung für einen Gewaltmarsch, obwohl sie sich eher die Zunge abgebissen hätten, als das zuzugeben. Jarlon stand mit Jerle Gordal, Brent Kjelland und ein paar anderen jungen Leuten seines Alters zusammen. Charru stellte fest, daß jetzt auch Dayel wie selbstverständlich zu diesem Kreis gehörte.
    Auf einem Packsack kauerte Derek, der blonde, stämmige Zwölfjährige, und redete beschwörend auf den kleinen Robin ein.
    »... alles Unsinn!« verstand Charru. »Du machst dich doch nur selbst verrückt. Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Wovor denn?«
    »Ich weiß nicht,« murmelte der Blinde. »Ich weiß es einfach nicht. Ich kann nichts dafür ...«
    »Reiß dich zusammen!« empfahl Derek wenig zartfühlend. »Du mußt die Angst einfach vergessen. Du darfst nicht immerzu grübeln.«
    »Hast du nie Angst? Vor etwas - Unbekanntem, das du fühlen, aber nicht begreifen kannst?«
    »Nein,« sagte Derek schlicht. Und nach einer Pause, etwas kleinlauter: »Außer damals vor den schwarzen Göttern. Weil niemand genau wußte, was sie mit einem machen würden, wenn man ein Tabu übertrat. Aber wir
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