Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Titel: Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
riß den Kopf hoch. »Du glaubst ...?«
    »Das Dorf,« flüsterte Camelo. Und mit einem jähen, fast fiebrigen Brennen in den Augen: »Nein, Yattur! Nein! Das werden sie nicht tun! Nicht einmal Bar Nergal!«
    »Er hat mich gesehen,« murmelte Yattur dumpf. »Er weiß, daß wir eure Freunde sind. Und seine Feinde ...«
    Yatturs Stimme brach.
    Der graue Dunst hatte die Flugzeuge aufgesogen, doch das Dröhnen verriet, daß sie in einem Bogen nach Nordwesten abschwenkten. Jetzt mußten sie das Dorf auf dem Plateau über der Bucht erreicht haben. Und jetzt ...
    Yattur stöhnte auf, als der erste dumpfe Krach das Geräusch der Triebwerke übertönte.
    Eine Kette schmetternder Detonationen. Ein tödliches, grauenhaftes Stakkato, das nicht enden wollte. Die Luft erzitterte wie von rollendem Donner. Zerplatzenden Funken gleich drang der Widerschein der Explosion durch den Nebel. Eine glutrote Wolke wirbelte hoch, wuchs in den Himmel, breitete sich aus als sei die Erde selber aufgebrochen und speie leibhaftiges Höllenfeuer.
    »Ihr Götter!« murmelte Camelo erschüttert.
    Charru starrte in die glühende Aureole und spürte nicht, daß er sich die Lippen zerbiß. Neben ihm verharrte Yattur wie versteinert, die Lider in namenlosem Entsetzen aufgerissen. Cris zitterte. Tränen standen in seinen Augen. Tränen der Verzweiflung, der Scham, der hilflosen Wut, denn er wußte, daß es seine Brüder waren, die da Tod und Verderben über unschuldige, ahnungslose Menschen brachten.
    Charru wußte nicht, wieviel Zeit verging, bis die Flugzeuge zum zweitenmal das Dorf überflogen und eine neue Kette von Explosionen die Luft erschütterte.
    Greller als zuvor zuckten die Stichflammen, schienen gleich weißglühenden Sonnen zu erstrahlen, verschmolzen mit dem wabernden roten Widerschein, bis der Horizont in düsterem Karmesin glühte. Eine lodernde Hölle. Ein Fanal der Vernichtung, dessen Feuersturm kein lebendes Wesen entkommen konnte.
    Charru schloß die schmerzenden Augen.
    Seine Ohren dröhnten, als die Flugzeuge wieder über ihn hinwegdonnerten. Sie verschwanden nach Süden, der toten Stadt zu. Das Heulen der Triebwerke verebbte, klang als zitterndes Tremolo nach, und dann schien sich die Stille wie ein Leichentuch herabzusenken.
    Niemand sprach.
    Yattur schwankte, als er sich aufrichtete. Charru löste die verkrampften Finger vom Schwertgriff und fuhr sich mit der Hand über die Augen.
    Vor ihnen brannte der Himmel wie in einer grausamen Travestie der Morgenröte.
    Charru glaubte, das Gesicht Bar Nergals vor sich zu sehen. Und jetzt war es für ihn das Gesicht eines Dämons.
    *
    Als sie das Dorf erreichten, schwelten nur noch Trümmer.
    Sie hatten sich geteilt. Frauen, Kinder und der größte Teil der Tempeltal-Leute waren zurückgeblieben, von Gerinth, Alban und Scollon geführt. Für Yattur, Cris und die Tiefland-Krieger war der letzte Teil des Marsches zu einer Hetzjagd geworden, einem Wettlauf mit der Zeit, einem verzweifelten Aufbäumen gegen die Gewißheit, daß es sinnlos war, daß sie zu spät kommen würden und nichts mehr ändern konnten. Jetzt standen sie zwischen den Klippen oberhalb des Hangs, der von dem Plateau zu den Wäldern am Fluß abfiel. Immer noch hing dünner grauer Dunst in der Luft. Nebelfetzen trieben vom Meer herüber. Rauchfahnen stiegen empor, zerfaserten über dem Platz, an dem das Dorf gestanden hatte, doch sie konnten das Bild des Grauens nicht verschleiern.
    Langsam, mit den starren, mechanischen Bewegungen eines Roboters ging Yattur weiter.
    Charru blieb an seiner Seite. Die anderen folgten ihnen. Verkohlte Trümmer bedeckten den Boden, geschmolzener Schnee bildete schwarze, schillernde Lachen. Der Angriff hatte die meisten Opfer im Schlaf überrascht. Zwischen den Trümmern der zerfetzten, niedergebrannten Hütten waren die Toten nicht mehr zu erkennen.
    Ein erstickter Laut brach über Yatturs Lippen, als er neben einer reglosen Gestalt niederkniete, die von der Gewalt der Explosionen ins Freie geschleudert worden sein mußte.
    Langes schwarzes Haar breitete sich wie ein Strahlenkranz über die Reste der schmutziggrauen Schneedecke. Der Kopf war in unnatürlichem Winkel auf die Schulter gesunken, die weit aufgerissenen blaugrünen Augen wirkten wie gebrochenes Glas. Immer noch schien die Tote in den Himmel zu starren, aus dem das Verhängnis gekommen war, und in dem schönen, dunklen Gesicht war ein Ausdruck fassungslosen Staunens wie festgefroren.
    »Yessa,« flüsterte Yattur. »Meine Schwester
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher