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Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Titel: Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Haß und Bitterkeit zu erwachen.
    Yarsol sah es offenbar mit Wohlgefallen.
    Charru dachte an seinen Bruder, dessen erste, schwärmerische Liebe zu Schaoli, der Tochter des Volks vom Meer an der Küste Europas, ein so schreckliches Ende gefunden hatte. Auch Jarlon würde eines Tages vergessen. Er hatte schon damit begonnen, ob er es sich eingestehen wollte oder nicht. Er war jung, und er konnte sich der Verheißung der Zukunft nicht entziehen.
    Jetzt schlief er in der Hütte, die als provisorisches Lazarett eingerichtet worden war.
    Konans Augen verschleierten sich vor Anstrengung, und er stand bereitwillig auf, als Indred von Dalarme ihm die Hand auf die Schulter legte. Ein paar von den Kindern waren ebenfalls eingeschlafen, dort zusammengerollt, wo sie gesessen hatten. Das Getränk, das Yarsol reichen ließ, war nur leicht berauschend, aber auf die erschöpften, übermüdeten Menschen wirkte es stark. Camelo warf das lange schwarze Haar zurück und lächelte.
    »Ich werde schlafen«, verkündete er. »So schlafen wie schon lange nicht mehr. Mir ist zumute wie nach einem endlosen Marsch durch die Wüste.«
    Den anderen ging es ähnlich.
    Einer nach dem anderen zog sich in die provisorische Unterkunft zurück oder suchte sich einfach einen Platz im Freien. Auch Yarsol war erschöpft, und Yunai und Yattur, seine wiedergefundenen Söhne, hatten beide genug Schrammen davongetragen, um sich Ruhe zu wünschen. Stille senkte sich über das Dorf am Meer. Die Flammen sanken zusammen, die Feuer glommen nur noch wie rote Augen in der Dunkelheit. Irgendwann hatte auch der letzte einen Schlafplatz gefunden. Noch einmal reichte Charru dem Fürsten des Fischervolks die Hand, doch er schüttelte den Kopf, als ihm Yarsol seine Hütte anbot.
    Lara war zum Fluß gegangen - nicht, um Wasserproben zu nehmen oder irgend etwas zu untersuchen, sondern um das silberne Band im Mondschein zu betrachten, dem Flüstern des Waldes zu lauschen und die klare, saubere Luft zu atmen.
    Sie zuckte leicht zusammen, als sie Charru hinter sich hörte. Langsam wandte sie sich um. Ihre Augen spiegelten die Sterne, deren Licht wie mit hauchdünnen Pfeilen durch das Blätterdach drang.
    »Ich habe nicht gewußt, wie schön es sein würde«, sagte sie leise. »Ich habe nicht gewußt, was es heißt, einen Platz zum Leben zu haben, an dem man Häuser bauen, von der Erde leben und sie lieben kann. Ich habe so vieles nicht gewußt, Charru. Und ich bin so glücklich, daß ich all das jetzt gefunden habe - daß ich endlich lebe, wirklich lebe.«
    »Dann bereust du nichts?«
    Sie schüttelte den Kopf. Mit einer gleitenden Bewegung trat sie neben ihn und lehnte den Kopf an seine Schulter.
    »Ich bereue nichts. Ganz gleich, was geschehen wird. Ich bin glücklich.«
    Jäh und heftig zog er sie in seine Arme.
    In all den Stunden hatte er sich bemüht, die immer noch gegenwärtige Bedrohung zu vergessen, jetzt vergaß er sie wirklich. Das Murmeln des Flusses, das Rauschen der Bäume und die fernen Stimmen mischten sich für ihn zu einer Melodie, die sein Blut erhitzte und alles andere gleichgültig werden ließ. Dies war ihre neue Heimat, dies war das Leben. Die Zukunft lag vor ihnen, und er glaubte daran mit jeder Faser seines Herzens.
    In dieser Nacht gab es nichts für ihn, was das Glück des Augenblicks getrübt hätte.
III.
    Tage reihten sich zu Wochen.
    In der Oase am Meer begannen die Söhne der Erde, sich einzurichten, Hütten zu bauen, das Land nach den einfachen Methoden zu bestellen, die sich wenig von denen der Fischer unterschieden. Karstein, Jerle und die beiden anderen Wachen im Raumschiff waren gleich am nächsten Tag abgelöst worden, damit diejenigen, die das neue Land noch nicht kannten, nicht zu lange warten mußten. Inzwischen hatte sich ein fester Rhythmus herausgebildet. Vier Mann blieben jeweils eine Woche lang in der »Terra«, lösten sich bei den Wachen ab und wurden dann von vier anderen ersetzt. Immer noch fürchteten sie, daß die Priester etwas gegen sie im Schilde führen könnten. Doch in den Gebäuden am Raumhafen blieb alles still.
    Zwei- oder dreimal erschien Charilan-Chi auf ihrem Thron, von einem Rattengespann gezogen, und verschwand im Schatten des ehemaligen Lagerhauses.
    Ansonsten gab es nichts, das die Wachen der »Terra« beunruhigt hätte. Daß der Oberpriester lediglich eine Atempause einlegte, um seine Verletzungen auszukurieren, konnten sie nicht ahnen.
    Bar Nergal fühlte sich schwach.
    Eine Schwäche, die seinen Haß
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