Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
diesen Sekunden dachte er nicht an die Konsequenzen, die sich für sie alle, für die Sicherheit ihres Versteckes, vielleicht sogar für jene Unsichtbaren ergeben konnten. Er dachte nur an die Kinder, die nicht wußten, was sie taten, die sich mit dem einen Lasergewehr vermutlich unbesiegbar fühlten und in ihr Verderben laufen würden.
    In dem Teil des Labyrinths, den sie als Unterkunft benutzten, herrschte inzwischen helle Aufregung.
    Ein Teil der Männer war schon oben in der Stadt. Charru lief mit langen Schritten die Wendeltreppe hinauf und sah sich auf dem Platz um. Ayno, Jarlon und Hasco, Gillon und Erein, Karstein und ein Teil der Nordmänner standen auf dem Platz im Schatten der Säulen und starrten die Jets an.
    Zwei Jets! .
    Das kleine, wendige Polizeifahrzeug war verschwunden. Mitsamt dem Lasergewehr, das ständig in der Transportmulde lag, damit die Jet-Besatzungen eine Waffe zur Verfügung hatten, wenn sich einmal die Notwendigkeit ergab, sehr schnell aufzubrechen.
    Charru grub die Zähne in die Unterlippe.
    »Mein Fehler«, sagte er rauh. »Zwei Wachen im Süden und regelmäßige Patrouille sind nicht genug...« Er brach ab, weil ihm bewußt wurde, daß er keine Zeit hatte, sich Vorwürfe zu machen. »Such sechs Männer aus, Camelo! Wir brauchen die restlichen Lasergewehre. Und ich will mit Kerr sprechen.«
    Minuten später war der Marsianer zur Stelle.
    Eine steile Falte stand auf seiner Stirn. Er ließ einen ungläubigen Blick über die Versammlung wandern.
    »Die Kinder sind mit einem Jet auf und davon? Und sie haben ein Lasergewehr?«
    »Sie wollen jemanden umbringen«, sagte Charru hart.
    »Wen?«
    »Irgend jemanden. Marsianer, genauer gesagt, und so viele wie möglich. « Charru sah das Zucken, das über Kerrs Gesicht lief, und machte eine hilflose Geste. »Verstehen Sie das nicht: Sie wollen Rache für das, was man ihnen angetan hat. Sie kommen nicht darüber hinweg, sie sind außer sich, sie hassen...
    Er brach ab, weil er plötzlich begriff, daß er die Reaktion des Marsianers falsch gedeutet hatte.
    Kerr verstand.
    Seine Augen flackerten, aber sie spiegelten nicht den Abscheu und die Fassungslosigkeit eines Bürgers der Vereinigten Plane ten, der sich mit Gewalt und zerstörerischen Gefühlen konfrontiert sah. In Helder Kerrs Zügen lag ein Ausdruck jäher, schmerzhafter Sorge, und fast ungläubig stellte Charru fest, daß es Sorge um das Schicksal der vier Kinder war.
    Mißgebildete, verkrüppelte Kinder, die in Kadnos kein Lebensrecht besessen hätten...
    Helder Kerr wußte das, und noch gestern hatte er es für richtig gehalten. Jetzt war er der Realität begegnet, jetzt hatte er gesehen, was die unmenschlichen Gesetze seines Staates wirklich bedeuteten - und die kalte logische Vernunft seiner Überzeugungen hielt dieser Wirklichkeit nicht stand.
    Unsicher fuhr er sich mit dem Handrücken über die Augen
    »Sie wollen nach Kadnos?« fragte er rauh.
    »Nein. Zu den Kratern. Über die Gleiterbahn, die Hakon entdeckt hat. «
    Kerr schluckte. »Zu den Versuchsanstalten? Aber das ist gefährlich, das...«
    »Darum geht es ja. Wir werden versuchen, die Kinder aufzuhalten. Aber wenn wir zu spät kommen, müssen wir wissen was uns in diesen Kratern erwartet. Es sind nur Kinder, Kerr. Si können mit ihrer Waffe nicht viel Unheil anrichten.«
    Für einen Moment ging der Blick des Marsianers ins Leere.
    »Sie können mehr Unheil anrichten, als Sie ahnen«, sagte er leise. Und mit einem tiefen Atemzug: »Ich fliege mit. Ich werd euch unterwegs alles erklären. «
XII.
    Die steilen Wände des Kraterrands glänzten düster im Mondlicht.
    In der Luft hing das schwache Summen von Elektrozäunen. Der Geruch nach Heu - echtem, aus den Grassteppen am Rand der Kanäle gewonnenem Heu - lagerte über dem Gelände. Irgendwo war das Mahlen von starken Zähnen zu hören, ein Scharren, Tappen und Schnauben, ab und zu dumpfe, animalische Laute, manchmal ein scharfes Schnappen.
    Der Mann, der eben seinen Kontrollgang beendete, empfand die Geräuschkulisse als friedlich.
    Sie war es nicht immer. Mit Unbehagen dachte der Mann an die Geschöpfe, die jetzt zumeist in ihren Gehegen schliefen. Steinwälle, Gräben und glitzernde Zäune, teilweise auch Mauern unterteilten den tischflachen Kraterboden. Im Mondlicht hoben sich Schatten ab. Monströse Schatten, die meisten reglos, einige unruhig gleich rastlosen Schemen an den Umzäunungen vorbeistreifend. Als lauerten sie darauf, endlich aus ihrem Gefängnis ausbrechen zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher