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Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit
Autoren: Susanne U. Wiemer
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was er hörte. Und trotzdem brannte der jähe Zorn in ihm wie ein loderndes Feuer.
    »Die Besten, die Stärksten!« stieß er hervor. »Gut, das verstehe ich. Aber was ist mit den Schwachen? Ein blinder Junge, der sich nicht wehren kann! Darf er nicht leben? Hat er kein Recht darauf, geschützt zu werden?«
    »Nein«, sagte die Stimme mit der kalten Oberzeugungskraft der Wahrheit. »Die Natur ist unerbittlich. Verstehst du das nicht?«
    »Doch! Ich verstehe, daß ein Wolf ein Lamm schlägt. Aber wir sind Menschen! Und wir werden wieder Tiere sein, wenn wir die Schwachen eurer Auslese ausliefern!«
    Diesmal dauerte die Stille länger. Charru fühlte das Prickeln von Schweiß auf der Stirn.
    »Du hast nichts begriffen, Erdensohn«, sagte die Stimme des Unsichtbaren. »Du siehst Nebensächlichkeiten und begreifst nicht, worum es geht. Du kämpfst für das Lebensrecht der alten Marsstämme, ohne auch nur zu ahnen, welche Rolle ihnen im ewigen Spiel der Geschichte zukommt. «
    »Sie sind Menschen«, sagte Charru heftig.
    »Menschen leben, Menschen sterben. Die alten Marsstämme waren nur eine flüchtige Sekunde im ewigen Gefüge der Zeit. Und ist dir nicht klar, daß es Erdenmenschen waren, die in ihr Geschick eingriffen?«
    »Marsianer!« wollte Charru verbessern.
    »Auch sie waren Erdenmenschen. Sie haben sich vor der großen Katastrophe auf ihrem Heimatplaneten hierher gerettet. Sie wollten einen neuen Anfang setzen, eine neue Zukunft begründen, und das war gut.«
    »Eine neue Zukunft«, wiederholte Charru.
    »Eine Zukunft, die das Erbe der Vergangenheit niedertrampelt. Die sterben läßt und mordet...So wie ihr die Menschen aus den Hügeln habt sterben lassen. «
    »Du hast recht. Auch der Weg der Marsianer führte in eine Sackgasse, nicht in die Zukunft.«
    »Nicht?« echote Charru. »Nicht einmal der Weg der Marsianer - mit ihren technischen Fortschritten, ihrem Können, ihrer Vernunft?«
    »Vernunft ist nicht alles. Der technische Erfolg hat sie verblendet. Sie überlassen das Denken ihren Computern.«
    »Aber ihre Computer und ihre Wissenschaft bewahren den Frieden - so sagen sie. «
    »Einen äußerlichen Frieden. Erzwungen auf Kosten des Individuums, der menschlichen Entfaltung - um den Preis der inneren Leere.«
    Charru atmete tief durch. Seine Schläfen schmerzten.
    »Ja«, sagte er. »Das habe ich gewußt, von Anfang an. Aber die Marsianer sehen nur die Katastrophe auf der Erde vor sich. Sie glauben, daß alles andere besser ist, als das. Ist alles andere besser?«
    »Seit die Erde den Menschen sah, hat es immer wieder Krieg gegeben«, sagte Ktaramons leidenschaftslose Stimme. »Kriege, die schlimm waren, aber den Raum zum Leben ließen. Erst als der Mensch nur noch auf den Computer schaute, kam es zur Katastrophe. Elektronengehirne, so perfekt sie sein mögen, sind in der Gegenwart programmiert. Der Mensch mag sich ihrer bedienen, aber er darf sich ihnen nicht unterwerfen. Denn der Mensch soll für die Zukunft leben. «
    »Das sagtest du schon.« Charru fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn, versuchte sich zu konzentrieren. »Wie ging es auf der Erde weiter? Was ist aus euren Ebenbildern geworden?«
    Wieder flackerte der Bildschirm auf.
    Im Zeitraffer durchmaß Charru die Jahre, sah zu, wie jener Mensch der Frühzeit anders wurde, neue Aufgaben zu bewältigen lernte. Dazu lieferte die unsichtbare Stimme Erläuterungen. Knapp und kühl, so wie damals die Stimme des Wissenschaftlers in der Universität von Kadnos.
    »Anfangs war der Mensch Jäger und Sammler, dann wurde er zum Ackerbauern und Viehzüchter. Die Verdoppelung des Hirnvolumens führte zum Ausbau der Sprachfähigkeit, zur Verfeinerung der Werkzeuge, zur Nutzung des Feuers und schließlich zur Entwicklung von Waffen...«
    Charru sah primitive Faustkeile, dann Speere und Äxte, später Schwerter, wie er selbst eines führte. Bewaffnete in eisernen Rüstungen prallten in blutigen Schlachten aufeinander. Gigantische Steinschleudern ließen Felsbrocken auf Städte regnen, schwimmende Festungen versanken brennend in den Wogen endloser Wasserflächen. Immer neue; immer wirksamere Kampfmittel tauchten auf: Schußwaffen, Kanonen und Kriegsschiffe, Panzer und Granaten, Bombenflugzeuge, Raketen, Killersatelliten...
    Ktaramon schilderte knapp und sachlich ihre Wirkungsweise. Charru zog ein Schauer über den Rücken. Er dachte an ihre Auseinandersetzung mit der marsianischen Armee. Welches Glück hatten sie gehabt, solchen Vernichtungskräften zu
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