Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
genauso gekleidet. Die Zeit, da er zum letztenmal im blauen Königsmantel, mit dem silbernen Herrscherreif im Haar, den Platz seines Vaters in der Ratshalle von Mornag eingenommen hatte, schien eine Ewigkeit zurückzuliegen.
    Zwanzig Jahre alt war er gewesen, als Erlend von Mornag starb und der Tod des letzten Tiefland-Fürsten zum Krieg in der Welt unter dem Mondstein führte.
    Die Zeit, die seither vergangen war, zählte nur nach Tagen, doch für diese Tage galt ein anderes Maß. Ein ganzes Volk war aus dem Kerker künstlich erschaffener Vergangenheit über einen Abgrund von Jahrtausenden hinweg in die Zukunft geschleudert worden -in die Gegenwart des Mars. Ein Volk, vor dem sich die Bürger der Vereinigten Planeten fürchteten, das sie ausrotten wollten und das gezwungen war, mit nichts als Schwertern in Händen gegen eine Welt überlegener Technik und mörderischer Vernichtungswaffen um seine Freiheit zu Kämpfen.
    Charru warf das lange schwarze Haar zurück.
    Er ahnte, was geschehen war. Karsteins nächste Worte bestätigten seine Befürchtung.
    »Die Marsianer rücken mit ihrer verdammten Armee an. Diesmal wollen sie es wissen, glaube ich.«
    »Eine Armee gegen eine Horde armseliger Kranker?«
    Charrus Stimme klang bitter. Karstein hob nur die breiten Schultern. Sie wußten, daß es diesmal nicht ihnen galt. Das Labyrinth unter der Ruinenstadt in der Wüste war sicher, der Eingang geschickt getarnt. Kein Suchtrupp, keine Robotsonde hatte bisher eine Spur von den Söhnen der Erde gefunden.
    Aber in den nahen Hügeln vegetierte eine kleine Gruppe von Menschen dahin: Ausgestoßene des Mars, Kranke und Wahnsinnige, Opfer der unbekannten Strahlung, die von Zeit zu Zeit in der Sonnenstadt entstand - nach ihren eigenen, rätselhaften Gesetzen. Lange hatte man die Todgeweihten in Ruhe gelassen, vielleicht aus Furcht vor dem Geheimnis, das nicht einmal die marsianische Wissenschaft aufzuklären vermochte. Doch bei den Menschen aus den Hügeln hatten Krankheit und Elend Haß hervorgebracht: Haß auf jeden Fremden, Haß auf diejenigen, denen sie die Schuld an ihrem Unglück zuschrieben. Und in der Raserei dieses Hasses waren sie über die Besatzung eines verunglückten Polizeijets hergefallen und hatten die ahnungslosen marsianischen Vollzugsbeamten förmlich zerrissen.
    Würde jetzt die Vergeltung über sie kommen?
    Charru preßte die Lippen zusammen, als er sich abwandte und seinen Gefährten durch den gewölbten Tunnel folgte. Die Wände waren glatt und goldfarben und strahlten Wärme ab. Nie vorher, auch nicht in Kadnos, der Hauptstadt der Vereinigten Planeten, hatten die Terraner ein ähnliches Material gesehen. Die Technik in dieser unterirdischen Anlage war selbst dem gefangenen Marsianer fremd: Helder Kerr, Kommandant des Raumhafens von Kadnos, den sie entführt hatten, damit er ihnen dabei half, ein havariertes Raumschiff wieder startklar zu machen und den Mars zu verlassen.
    Rasch folgten die drei Männer dem Tunnel, der zum Ausgang führte.
    Links und rechts zweigten weitere Gänge ab, öffneten sich große und kleine Räume voller fremdartiger Geräte, die sie nicht verstanden. Ein paar von den Rätseln hatten sie mit Helder Kerrs Hilfe gelöst: Filmprojektoren, die dreidimensionale Bilder in die Luft zauberten, Aberhunderte von Kassetten, in denen das Wissen von Jahrtausenden gespeichert war. Menschen mußten dies alles erbaut und zusammengetragen haben. Oder Wesen, die höher standen als Menschen, die mehr vermochten, als selbst die Marsianer sich träumen ließen.
    Wesen, die immer noch existierten?
    Charru schauerte, als er an jene Begegnung mit der unsichtbaren Stimme dachte, den unerklärlichen Sturz in eine fremde Welt, den er zuerst für einen Alptraum hielt. Später hatte er die schwindelerregenden Sekunden dieses sonderbaren Übergangs noch einmal erlebt: als die Jets des marsianischen Suchtrupps schon auf sie herunterstießen und irgend etwas sie rettete. Katalin von Thorn und Camelo von Landre waren dabeigewesen. Sie hatten das gleiche gesehen wie er: ein landendes Raumschiff über der Sonnenstadt, wehrhafte Mauern und Türme anstelle von Ruinen, fremdartige Krieger, die aus den Toren strömten. Und Camelo glaubte immer noch, daß die Vergangenheit des Mars vor ihren Augen lebendig geworden war.
    Charru schob die Gedanken beiseite, als Gillon vor ihm den Mechanismus des Tores betätigte.
    Ein Teil der Wand drehte sich um eine unsichtbare Achse. Innerhalb des Labyrinths war sie warm und goldfarben,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher