Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Titel: Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
angelegt haben, wer dann?«
    Camelo zuckte die Achseln. »Vielleicht hat es vor den alten Marsstämmen noch eine andere Rasse gegeben, und dies hier gehört zu ihrer Hinterlassenschaft. Das würde auch erklären, warum sich niemand zeigt. Komm, laß uns weitergehen und...«
    Er unterbrach sich. Hinter ihnen in dem leuchtenden Tunnel waren Schritte zu hören. Dann eine Stimme, die gedämpft Charrus Namen rief: Er zuckte zusammen, fuhr herum und atmete auf, als er Beryl von Schun und Mircea Shar erkannte.
    Beryl sah sich mit weiten Augen um.
    »Das Mädchen von der Venus ist in der Stadt«, sagte er leise.
    »Lara Nord?«
    »Ja. Und sie sagt, daß sie gekommen sei, um uns zu warnen.«
    Charru runzelte die Stirn.
    Warnen, wiederholte er in Gedanken. Seine Magenmuskel zogen sich zusammen. Aber es war keine Überraschung; sie hatten gewußt, daß sie auch hier nicht sicher waren.
    Sein Herz hämmerte, als er die Wendeltreppe hinauflief. Und er wußte, daß das nicht nur an der neuen Gefahr lag, die vielleicht auf sie zukam.
III.
    Helder Kerr schaltete den Kommunikator aus.
    Er hatte versucht, Lara Nord zu erreichen. Er hatte es versucht, weil er ahnte, daß sie die Dinge nicht auf sich beruhen lassen würde. Es war ein Fehler gewesen, ihr von der unbekannten Strahlenquelle in der Sonnenstadt zu erzählen. Aus einem Grund, den der Himmel verstehen mochte, wollte sie diese verdammten Barbaren retten. Als sie auf der Suche nach frischen Nahrungsmitteln in das Gebiet der Zuchtanstalten in den Garrathon-Bergen einbrachen, wo Lara arbeitete, war sie mit ihnen gegangen, um die Kranken mit X-Beta-Globulin zu versorgen. Später verriet sie Charru von Mornag, daß die »Terra I« Waffen an Bord hatte, mit denen er die marsianische Armee in Schach halten konnte. Und als ihr dann klarwurde, daß Jessardins Verhandlungsangebot nicht ernst gemeint und sie der Köder in einer Falle gewesen war, hatte sie ihn, Kerr, sekundenlang angesehen, als würde sie ihn am liebsten ins Gesicht schlagen.
    Hatte sie auch bei Charru von Mornags Flucht ihre Hand im Spiel gehabt?
    Kerr wußte es nicht. Er glaubte nach wie vor, daß sie, unter einem psychischen Schock stand. Sie wollte nicht begreifen, daß die Barbaren keine Bürger der Vereinigten Planeten waren, daß sie außerhalb des Gesetzes standen, daß sie eliminiert werden mußten, wenn sie sich nicht unterwarfen. Und unterwerfen konnten sie sich nicht: zu sorgfältig hatten die Wissenschaftler den alten Rebellengeist der Erde in ihnen lebendig gehalten, die lächerlichen Freiheitsideale, das längst überwundene Menschenbild, das es dem einzelnen selbst überließ, wie er sein Leben lebte. Chaos, Krieg und Gewalt wuchsen auf diesem Boden. Unter dem Mondstein hatte man das irdische Erbe studieren können. Als gefährliche Saat in der friedlichen, wohlgeordneten Welt der Vereinigten Planeten mußte es ausgerottet werden.
    Helder Kerr fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    Jetzt ging es um Lara. Wenn sie mit dem Universitäts-Jet, den sie genommen hatte, wirklich in die alte Sonnenstadt geflogen war, befand sie sich in ernster Gefahr. Nicht allein wegen der Strahlung, die erwiesenermaßen nur bei einer Dauerbelastung Schäden anrichtete. Vor allem riskierte sie, daß man sie gefangennahm und als Geisel benutzte. Bei dem Kampf um das havarierte Raumschiff hatte Charru von Mornag das abgelehnt, weil es seinem terranischen Ehrgefühl widersprach. Aber inzwischen war zuviel geschehen, hatte es zu viele gebrochene Versprechungen, Lügen und Winkelzüge gegeben. Die Barbaren mußten begriffen haben, daß ihre Gegner nach keinem anderen Gesetz als dem der Zweckmäßigkeit handelten. Wenn sie jetzt anfingen, mit gleicher Münze zurückzuzahlen...
    Helder Kerr erhob sich und verließ den Raum.
    Zwanzig Minuten später ließ er sich in der Gäste-Suite des Regierungssitzes melden. Conal Nord bediente gerade das mobile Sichtgerät, mit dem er sich jederzeit in die Bildwand-Programme einschalten konnte. Ein Nachrichtensprecher verlas mit ernstem Lächeln eine offizielle Verlautbarung, nach der Vollzug und Verwaltung »gewisse Probleme«, die im Rahmen des Projekts Mondstein aufgetreten seien, wieder voll im Griff hätten.
    Floskeln, dachte Helder Kerr.
    Die Unruhe in der Bevölkerung saß tief - jedenfalls bei dem Teil der Bevölkerung, der mit den Ereignissen konfrontiert worden war. Das Personal von Klinik, Liquidationszentrale und Raumhafen würde lange brauchen, um sich von dem Schock zu erholen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher