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Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Titel: Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt
Autoren: Susanne U. Wiemer
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stierte mit irrem Blick ins Leere. Bar Nergal hatte die Marsianer gesehen, die er für seine Götter hielt. Er hatte sich ihnen zu Füßen geworfen und erlebt, daß sie ihn für einen wahnsinnigen alten Narren hielten, nicht einmal der Mühe wert, ihn gefangenzunehmen. Bar Nergal, der Oberpriester, war nicht fähig, Befehle zu geben.
    »Zai-Caroc!« sagte der Tempelhüter scharf.
    Der Priester stieß einen fauchenden Laut aus. Dicht vor Charrus Füßen klirrte der Dolch auf die Felsen.
    *
    In dem großen Kommando-Jet der marsianischen Armee sorgte die Klimaanlage für angenehme Kühle.
    Die durchsichtige Kuppel des kombinierten Luft- und Bodenfahrzeugs gestattete einen ungehinderten Rundblick nach allen Seiten. Im Süden verbargen roter Staub und flimmernde Hitzeschleier die fernen Kuppeln und Türme der Stadt Kadnos. Im Osten ragten die Garrathon-Berge auf, grünes Kulturland. Im Westen hätten die Singhal-Klippen die Eintönigkeit der Wüste unterbrechen sollen, doch die Felsformation existierte nicht mehr, seit der Vollzug die Laserkanonen darauf gerichtet hatte. Aber der Versuch, auf diese Weise die geflohenen Barbaren aus der Welt unter dem Mondstein zu liquidieren, war fehlgeschlagen.
    Den Grund kannten nur zwei der Männer, die sich im Kommando-Jet aufhielten.
    Conal Nord, Generalgouverneur der Venus und Staatsgast auf dem Mars, weil er es gewesen war, der die Barbaren warnte.
    Simon Jessardin, Präsident der Vereinigten Planeten, weil ihm Nord die Wahrheit gesagt hatte.
    Das Gespräch blieb ein Geheimnis zwischen ihnen. Nicht nur, weil eine langjährige Freundschaft die beiden Männer verband. Freundschaft spielte keine Rolle, menschliche Gefühle galten als gefährliche Schwächen. Jessardin würde auch einen Freund unter Anklage stellen, wenn die Pflicht es erforderte, so wie Conal Nord vor Jahren seinen eigenen Bruder dem Gericht ausgeliefert hatte. Aber Nord war Gouverneur der Venus; der venusische Rat stand hinter ihm. Und Spannungen zwischen den Planeten der Föderation mußten unter allen Umständen verhindert werden.
    Davon abgesehen stand die marsianische Armee hier, weil Conal Nord das Versteck der Barbaren inzwischen preisgegeben hatte.
    Seine Tochter befand sich als Geisel bei den Terranern. Durch Zufall: Lara Nord studierte an der Universität zu Kadnos und hatte im Labor der staatlichen Zuchtanstalten gearbeitet, als die Barbaren dort einbrachen, um sich Nahrungsmittel zu beschaffen. Frische, natürlich gewachsene Nahrungsmittel, da ihre Körper die abrupte Umstellung auf die ebenfalls gestohlenen Konzentrat-Würfel mit lebensgefährlichen Stoffwechsel-Krisen beantworteten. Lara war freiwillig mitgegangen, um den Kranken zu helfen - was ihr Vater nicht ahnen konnte. Genauso wenig, wie die Barbaren geahnt hatten, daß sie Conal Nords Tochter war. Es lief auf das gleiche hinaus.
    Die Terraner hatten in ihrer verzweifelten Lage keine andere Wahl, als das Mädchen festzuhalten, um nicht verraten zu werden. Und nicht genug damit: sie hatten zudem noch Helder Kerr entführt, den stellvertretenden Raumhafen-Kommandanten, der ihnen dabei helfen sollte, die havarierte »Terra I« wieder in ein flugfähiges Raumschiff zu verwandeln:
    Jetzt sprach alles dafür, daß die »Terra« statt dessen zu einem Klumpen geschmolzenen Metalls werden würde.
    Der Präsident leitete die Aktion persönlich. Er war ein Asket; der seine Pflichten ernst nahm und unangenehmen Aufgaben niemals auswich. Sein Blick haftete auf der grünen Scheibe des Bord-Chronometers.
    »Es ist so weit«, sagte er ruhig. »Wollen Sie wirklich gehen, Conal?«
    Nord zuckte die Achseln. Er hatte die sanften, harmonischen Züge des Venusiers, trug eine einfache graue Tunika und die Amtskette, die seinen Rang auswies.
    »Betrachten Sie mich nicht schon als Experten für die Erdenmenschen, seit ich zufällig ihre Flucht aus dem Mondstein beobachtete?« fragte er mit einem leisen Anflug von Ironie.
    »Und Sie haben schon einmal mit ihnen verhandelt, ich weiß. Aber diesmal...«
    Der Venusier schüttelte den Kopf. »Es wird diesmal nicht anders sein, Simon. Ich bin der einzige, der nicht Gefahr laufen würde, irgendeine Verzweiflungs-Aktion zu provozieren. Sie kennen den Grund.«
    Mehr wurde nicht ausgesprochen, da zu viele Ohren mithörten.
    Und selbst diese wenigen Worte waren schon geeignet, eine gewisse Unruhe zu wecken.
    Jom Kirrand, der hagere Vollzugs-Chef, beschäftigte sich angelegentlich mit dem Öffnungsmechanismus der Kuppel, aber er
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