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Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt

Titel: Söhne der Erde 05 - Flucht in die Sonnenstadt
Autoren: Susanne U. Wiemer
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weiß, daß ich recht habe!«
    »Ich sage ja gar nichts«, meinte Gerinth trocken. »Natürlich hast du recht. Aber wenn du Erlends Sohn dazu bringen willst, andere für sich ins Feuer greifen zu lassen, mußt du ihm schon vorher eine Keule auf den Kopf schlagen.«
    *
    Lara Nord kauerte in einer der Kabinen des Schiffs auf dem Rand der Schlafmulde, die Arme um die Knie geschlungen.
    Sie trug eine kurze Tunika in der mattroten Farbe der Universität, ihr glattes, kurzgeschnittenes Haar umgab wie ein goldfarbener Helm das schmale, schöne Gesicht. mit den klaren venusischen Zügen. Helder Kerr lehnte neben ihr an der Wand. Er bemerkte, daß sie tief in Gedanken versunken vor sich hinstarrte, aber er mißverstand den Ausdruck ihrer Augen.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte er. »Ich glaube nicht, daß der Präsident den Angriff befehlen wird.«
    Lara blickte auf, runzelte flüchtig die Stirn.
    »Weil wir beiden hier sind?« fragte sie. »Du weißt, daß keine Rücksicht auf das Leben eines einzelnen genommen werden darf, wenn die Sicherheit des Staates auf dem Spiel steht.«
    Kerr nickte. Er wußte, daß Lara recht hatte; für ihn als Marsianer war das eine Selbstverständlichkeit, ständig erfahren in der Realität eines Alltags, der für persönliche Wünsche und Bedürfnisse keinen Raum ließ. Wie jedermann akzeptierte Kerr die Notwendigkeit einer Ordnung, die sich strikt nach den Gesetzen wissenschaftlicher Logik richtete. Persönlich wäre er zum Beispiel gern Pilot geblieben. Die Behörden hatten ihm aufgrund seines Intelligenz-Quotienten und seines Psychogramms die Leitung eines Raumhafens zugewiesen, also leitete er einen Raumhafen und begegnete der Langeweile mit fatalistischer Ironie. Da als sein nächstes Kommando der venusische Raumhafen Indri vorgesehen war, hatte auch festgestanden, mit welcher Frau er vor Vollendung seines fünfunddreißigsten Lebensjahres eine Partnerschaft einzugehen hatte. Sie mußte von der Venus stammen oder ihre berufliche Versetzung dorthin erwarten; sie mußte der gleichen Intelligenz-Gruppe angehören wie er, sie mußte für den gleichen Bereich gesellschaftlicher Aufgaben ausgebildet und eingeteilt sein - wobei es sich in Laras Fall um Raumfahrt-Medizin handelte. Daß sie überdies das staatliche Gesundheitszeugnis und die Bürgerrechte besitzen mußte, verstand sich von selbst. Gefühle spielten, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle.
    »Du bist immerhin die Tochter des Generalgouverneurs«, sagte Kerr. »Und der venusische Rat ist etwas empfindlich. Aber ich meinte etwas anderes, ich denke an die Waffen.«
    »Waffen?« echote Lara.
    »Die 'Terra I' war ein Schlachtschiff, Lara. Und damals gab es schon Energie-Werfer, gegen die sich unsere modernen Laserkanonen gar nicht so maßlos überlegen ausnehmen. Werfer nach dem Prinzip der kleinen Tri-Star-Schocker, die der Vollzug nicht mehr benutzt, weil die tödliche Wirkung zu breit streut. Nur steht die Bewaffnung des Schiffs zu den Tri-Star-Schockern ungefähr im gleichen Verhältnis wie die Laserkanonen zu den Gewehren.«
    Lara biß sich auf die Lippen. »Das weiß ich. Deshalb habe ich auch ständig ein Kribbeln im Nacken, wenn die Barbaren mit der Technik herumspielen. Aber sie können doch unmöglich mit Energie-Werfern umgehen, oder?«
    »Natürlich nicht. Die Frage ist nur, ob Jessardin das so hundertprozentig genau weiß. Er wird vorsichtig sein. Vor allem, weil ihm inzwischen aufgegangen sein muß, daß es die Barbaren immerhin geschafft haben, den Energieschirm zu aktivieren.«
    »Und die Stromaggregate«, sagte Lara.
    »Ja. Und über den Antrieb habe ich ihnen auch schon zuviel verraten, als ich die beiden Vorstufen zündete, um Verwirrung zu stiften. Verdammt, der Plan war perfekt. Ich begreife immer noch nicht, wie er schiefgehen konnte.«
    Lara zuckte die Schultern.
    Sie wußte es. Der Plan war schiefgegangen, weil die Priester und die Tempeltal-Leute nicht schnell genug angegriffen hatten, als Helder Kerr die beiden Antriebs-Vorstufen zündete und das Schiff minutenlang in ein feuerspeiendes Ungetüm verwandelte. Und weil Charru von Mornag als einziger sofort begriffen hatte, daß sie nicht das Schiff, sondern die drei Gleiterjets verteidigen mußten - daran erinnerte sie sich.
    »Nicht zu ändern«, meinte Kerr. »Ich werde mich mal ein bißchen umsehen.«
    »Du kannst dich frei bewegen?«
    »Jemand bleibt ständig in meiner Nähe. Aber das spielt keine Rolle.«
    Er wandte sich ab, dann fiel die
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