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Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats
Autoren: Susanne U. Wiemer
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schattenhafte Gestalt eines Akolythen wies, der am Rand der Senke wartete. Die beiden Männer wandten sich ab, verschwanden mit dem Jungen zwischen Felsen und Gestrüpp. Charru hob den Kopf und warf seinem Bruder einen Blick zu.
    »Schau nach, was die Priester vorhaben, Jarlon. Aber laß sie in Ruhe, solange sie nicht versuchen, in die Wüste oder die Berge davonzurennen.«
    Der junge Mann nickte nur und wandte sich ab.
    Charru prüfte die weißglühende Klinge. Zwei Schritte entfernt lehnte Camelo mit dem Rücken an einer Metallstrebe. Er hatte die Augen geöffnet, doch sein Fieber war jetzt zu heftig, als daß er die Umgebung noch bewußt wahrgenommen hätte.
    Nur den Schmerz würde er spüren. Aber Charru sagte sich, daß er genau wie sie alle schon viel Schlimmeres erlebt hatte. Gerinth und Karstein hielten den Verletzten an den Armen fest. Charru beugte sich vor und zog die Unterlippe zwischen die Zähne, als er die glühende Klinge in die tiefe, immer noch blutende Wunde preßte.
    Camelo schrie und bäumte sich auf. Dann klärte der Schock sein Bewußtsein, und er biß knirschend die Zähne zusammen. Charru arbeitete schnell und geschickt. Die Methode war brutal, aber sie kannten nichts anderes. Minuten später verlor Camelo endlich das Bewußtsein. Schlaff sank er zurück, und Gerinth machte sich daran, die Wunde mit einem Umschlag aus getrockneten Kräutern zu behandeln, der heilend wirken und hoffentlich das Fieber senken würde.
    Charru wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Einen Augenblick dachte er an die riesige, perfekte Klinik der Marsianer, an den Operationssaal, den er bei seiner Flucht gesehen hatte, an die makabre Organbank, in der die Opfer endeten, die in der Liquidationszentrale umgebracht wurden. Er warf das Haar zurück und versuchte, die Erinnerung zu verdrängen. Gerinth und Karstein hoben vorsichtig den Bewußtslosen auf, um ihn hinüber in das Schiff zu bringen. Es gab dort eine Reihe von kleinen Räumen mit bequemen Schlafstellen, und es gab sogar Decken aus einem dünnen, silbern glänzenden Material, das die Zeit überdauert hatte.
    Was noch? überlegte Charru.
    Pläne vielleicht? Zeichnungen ähnlich der von Conal Nord? Unterlagen, die ihnen helfen konnten, all die fremdartigen Geräte zu verstehen?
    Wenigstens das Wasser war kein Problem mehr: Gillon und Erein hatten eine Quelle in einem Tal ganz in der Nähe entdeckt.
    In den Felsen standen Wachtposten. Sie würden rechtzeitig warnen, wenn die Robotsonden der Marsianer auftauchten, damit sich die Menschen unter dem schützenden Energieschirm versammeln konnten. Das mußte schnell gehen, auch bei den Priestern. Aber Bar Nergal fürchtete das Schiff und schien besessen von dem Gedanken, diesen Ort zu verlassen. Er hetzte, bohrte, stachelte die Tempeltal-Leute mit allen Mitteln auf. Nur, um seine alte, unumschränkte Macht wiederzuerlangen? Oder glaubte er wirklich immer noch, daß die Marsianer Götter seien, und wartete auf eine Gelegenheit, sich ihnen zu Füßen zu werfen?
    Charru wandte sich um, als er seinen Bruder zurückkommen sah.
    Jarlons Gesicht spiegelte Sorge. »Was ist mit Camelo?«
    »Wir haben getan, was wir konnten. Er wird sich erholen. Hast du herausgefunden, wo Bar Nergal und die Priester stecken?«
    »In der Schlucht da drüben.« Jarlon zuckte die Achseln. »Sie haben eine Höhle entdeckt, und jetzt kriecht der Oberpriester in den Felsspalten herum.«
    »Bar Nergal?« Charru lachte leise, und seine Augen funkelten flüchtig auf. »Ich hätte nicht gedacht, daß er jemals auf Entdeckungen ausgehen würde.«
    »Vielleicht sucht er ein neues Göttertor, was weiß ich. Oder einfach einen Platz, wo er tun und lassen kann, was er will.« Jarlon zögerte und runzelte die Stirn. »Irgendwann fängt er sicher wieder mit seinen widerlichen Ritualen an. Aber du wirst es nicht dulden, oder?«
    Charru hob die Schultern. Er hatte noch nicht darüber nachgedacht, aber er ahnte, daß sein Bruder recht hatte.
    Er kann niemanden zwingen, ihm zu folgen, Jarlon...«
    »Doch, los kann er! Sie haben Angst vor ihm und gehorchen ihm immer noch. Wir haben seine Opfer im Tempeltal lange genug schreien gehört. Jetzt können wir sie hindern.«
    »Ja. Aber sind nicht auch die Priester frei, zu tun und zu lassen, was sie wollen?«
    »Nicht, solange dieser Wahnsinnige sie unter der Knute hält«, stieß Jarlon hervor. »Und dann... es wird Ayno sein, an dem sie sich als erstes vergreifen. Sie betrachten ihn als Verräter. Wenn Bar Nergal ein
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