Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
immerhin fertigbrachte, gut hundert Menschen bis zu den Singhal-Klippen zu bringen«, sagte Conal Nord trocken.
    Er sah von einem zum anderen, und in seinem Blick lag eine Spur von Sarkasmus. »Manchmal habe ich das Gefühl, die Wissenschatler haben mit dem Projekt Mondstein etwas geschaffen, das die menschliche Lernfähigkeit wesentlich nachdrücklicher anregt als unsere Universität. Meine Tochter zum Beispeil ist dreiundzwanzig Jahre alt und gehört zur Intelligenzgruppe eins. Aber ich glaube nicht, daß sie sich auch nur für eine Stunde in einer ihr fremden Welt zurechtfinden würde.«
    »Ihre Tochter?« fragte Jessardin überrascht. »Ist sie wirklich schon dreiundzwanzig?«
    »Sie studiert hier an der Universität. Ich fliege übermorgen mit ihr und ihrem Verlobten zur Venus.« Nord machte eine ungeduldige Handbewegung, da private Beziehungen in diesem Gespräch nichts zu suchen hatten. »Was geschieht jetzt, Simon? Sie haben den Verdacht, daß zumindest vier Terranner der Vernichtungsaktion entkommen sein könnten. Werden Sie nach ihnen suchen lassen?«
    »Mit Robotsonden, ja, routinemäßig. Aber wohin könnten sie entkommen sein? Nur in die New Mojave! Dort gibt es nichts, buchstäblich. Nichts außer der alten Sonnenstadt mit ihren Strahlungen... «
    Sekundenlang blieb es still.
    Jom Kirrands Gesicht verschloß sich. Conal Nord runzelte die Stirn. Strahlungen, wiederholte er in Gedanken. Er wußte, daß die unbekannte Strahlenquelle in jener alten Marsstadt von den Wissenschaftlern der Vereinigten Planeten nie völlig erforscht worden war, daß dem Ort mitten im größten Wüstengebiet des Planeten auch heute noch ein merkwürdiges Odium des Geheimnisvollen anhaftete. Zum Teil ließ es sich sicher aus dem Tabu erklären, das die Vergangenheit der alten Marsstämme umgab und das seine Wurzeln im schlechten Gewissen hatte. Aber das konnte nicht die ganze Erklärung sein.
    »Leben in der Umgebung dieser sogenannten Sonnenstadt nicht immer noch ein paar Menschen?« fragte der Generalgouverneur.
    »Geisteskranke und geflüchtete Kriminelle«, bestätigte Jom Kirrand achselzuckend. »Es geschieht immer wieder einmal, daß jemand auf Umwegen in die New Mojave vorstößt und bis zur Sonnenstandt gelangt, weil das der einzige Ort ist, an dem er den Kontrollen und der Liquiation entgehen kann. Wenn die vier überlebenden Barbaren in die New Mojave geflohen sind, können wir sie vergessen.. Wir kennen die Gefährlichkeit der Strahlung: sie wirkt zerstörerisch auf Nerven und Gehirn und ist am Ende fast sicher tödlich.«
    Aber sie kennen weder die Natur der Strahlen noch ihre Quelle, dachte Conal Nord.
    Er fand es seltsam, daß die Marsianer ein ungelöstes Rätsel mitten auf ihrem Planeten duldeten. Vielleicht, weil die Wissenschaftler der psychologischen Fakultät erkannt hatten, daß die Menschen selbst in einer Gesellschaft wie der auf dem Mars eine Ausweichmöglichkeit brauchten, eine Art letzter Zufluchtsstätte, die von den allgegenwärtigen Kontroll-Mechanismen nicht erfaßt wurde? Conal Nord glaubte nicht recht daran. Andererseits konnte er sich auch nicht vorstellen, daß in den Ruinen der sogenannten Sonnenstadt wirklich etwas Unerklärliches existierte.
    Er verscheuchte den Gedanken.
    Wenn die Barbaren aus dem Feuersturm über den Singhai-Klippen hinausgekommen waren, würden sie nicht in die New Mojave fliehen, sondern die »Terra I« suchen, wie Conal Nord wußte. Er konzentrierte sich wieder auf die Unterredung. Simon Jessardin und Jom Kirrand besprachen noch ein paar Einhelheiten, dann erhob sich der Vollzugschef, um den Einsatz der Rotosonden zu veranlassen.
    Jessardin lehnte sich zurück. Er wirkte müde. Ohne hinzusehen, bediente er den Operator, um den Film über die Zerstörung der Singhal-Klippen noch einmal über den Monitor laufen zu lassen.
    Conal Nord fragte sich, ob auch der andere angesichts dieser schrecklichen Bilder sein Gewissen prüfte. Aber dem straffen Asketengesicht des Präsidenten war nichts zu entnehmen.
    *
    Zwischen den Felsen hingen bereits die malvenfarbenen Schatten der Dämmerung.
    Der junge Akolyth lehnte an einem Steinblock und starrte zu den Gestalten hinunter: Männer und Frauen, die ausgeschwärmt waren, um eine der Quellen zu finden, die sich in den grünen Hügeln verbergen mußten. Dayels Kehle war trocken. Er trug die braune Kutte der Tempelschüler. Sie war staubig und zerfetzt und schützte die Haut kaum noch vor der brennenden Sonne. Sein Blick wanderte zu Ayno
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher