Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold
Autoren: Jane Nickerson
Vom Netzwerk:
ich.
    Â»Ja, das stimmt. Ich habe mir sehr viel Mühe mit ihm gegeben. Und wir haben uns so gemocht, dass er mich später als Haushälterin auf seinem französischen Gut behielt. Und als er dann Wyndriven Abbey hier herüberschaffte – oh, die Verrücktheiten der sehr Reichen! –, bestand er darauf, dass ich mitkomme. Nur Ling und Achal, die Kammerdiener des Masters, und Alphonse, der Koch, waren ebenfalls schon in Frankreich bei ihm. Mr Bass, der Verwalter, kam kurz danach. Er ist ein Südstaatler. Alle anderen Bediensteten wurden hier gekauft.«
    Bei dem Wort ›gekauft‹ zuckte ich zusammen, aber sie merkte es nicht. In einem spitzen Winkel zur Badewanne stand ein verschnörkeltes kleines Sofa. Ich ließ mich darauf sinken und legte die Hand auf den Platz neben mir. »Wollen Sie sich nicht kurz setzen und mir mehr erzählen? Ich habe so lange darauf gewartet, hierherkommen zu dürfen, und Sie wissen doch bestimmt alles über meinen Patenonkel und das Haus hier.«
    Mrs Duckworth brauchte keine weitere Ermunterung. Sie machte es sich bequem. Ȇber die Arbeiter auf den Plantagen des Masters weiß ich natürlich nicht Bescheid. ›Die Wyndriven Plantagen‹ werden sie genannt. Sie liegen auf der anderen Seite von Chicataw und wir haben nicht viel damit zu tun.«
    Â»Master Bernard muss ein wunderbarer kleiner Junge gewesen sein, wenn Sie so an ihm hängen.«
    Es folgten ausführliche Beschreibungen des Ausmaßes von Mrs Duckworthes Zuneigung, der vielen Begabungen des lieben kleinen Master Bernard, seines französischen Elternhauses, seiner Sitzhaltung auf einem Pony und seiner Fertigkeiten beim Fechten.
    Sie musste den kleinen Jungen so geliebt haben, wie meine Familie mich liebte. Vielleicht war ich auch verwöhnt worden – mit Ausnahme der Geschenke meines Patenonkels nicht materiell, aber mit einem Übermaß an Zuneigung und Aufmerksamkeit. Ein Grund mochte darin liegen, dass alle die Tatsache wettmachen wollten, dass ich meine Mutter nie gekannt hatte.
    Mrs Duckworth hatte sich gerade in die Beschreibung von Master Bernards Vaters Haltung auf seinem Pferd und seine Leistungen gestürzt, als sie sich mitten im Satz unterbrach. »Gütiger Himmel, wir sollten uns besser beeilen! Der Master hat eine Dreiviertelstunde gesagt und die muss fast schon um sein. Wir wollen ihn doch nicht warten lassen.«
    Ich wünschte, sie hätte nicht aufgehört zu erzählen. Ich liebte es, über alles Bescheid zu wissen.
    Mrs Duckworth riss die Türen eines Schrankes auf. Ich hatte nur einen Moment Zeit, um mir einen Eindruck von den Kleidern in allen Regenbogenfarben zu verschaffen, bevor sie eines in Altrosa herausholte. Es war aus kariertem Taft und mit schwarzem Samt verbrämt.
    Â»Bis Ihre französische Zofe kommt, helfen entweder ich oder eines der Hausmädchen Ihnen beim Ankleiden«, erklärte sie.
    Â»Aber bitte, ich kann mich doch allein ankleiden.« Trotz meiner lange gehegten Überzeugung, dass ich für Luxus geradezu geschaffen sei, war es schwer, meine bisherigen Gewohnheiten zu ändern.
    Â»Allein ankleiden? Was würde Master Bernard dazu sagen? Und wer würde Ihr Mieder schnüren und die Knöpfe auf dem Rücken schließen? Und Sie frisieren und nach Ihren Unterkleidern und Strümpfen und dem Schmuck und den Handtaschen und Fächern schauen? Nein, nein, Sie bekommen Ihre Zofe und bis dahin hilft jemand anders. Sie hätte eigentlich schon hier sein sollen, aber es gab Schwierigkeiten bei der Ausreise von Frankreich.«
    Â»Wenn ich schon eine Zofe haben muss, kann es dann nicht eines von den Hausmädchen sein? Ich spreche nur wenig Französisch und mit jemandem, der Englisch spricht, wäre es leichter für mich.«
    Â»Darüber können Sie mit dem Master reden. Aber er hat seine feste Meinung zu den Dingen und Sie täten sich damit wahrscheinlich keinen Gefallen.«
    Ich hielt mich am Bettpfosten fest, während sie mein Mieder eng schnürte. Ich protestierte nicht, wie ich es bei Anne getan hätte. Sie befestigte meine Krinoline und zog mir das Kleid über den Kopf. Es war fast ärmellos, hatte nur einen Hauch von Rüschen über den Schultern und ein weit tieferes Dekolleté, als ich es je zuvor getragen hatte. In höheren Kreisen galten für Gesellschaftskleider natürlich andere Regeln als zu Hause und ich würde mich daran gewöhnen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher