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So weit die Hoffnung trägt - Roman

So weit die Hoffnung trägt - Roman

Titel: So weit die Hoffnung trägt - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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Hochzeitsreisenden. Doreen half ihm, sich anzuschnallen, dann schob sie die Tür zu und kletterte auf den Beifahrersitz. Als sie saß, wandte sie sich um und lächelte uns an.
    »Herzlich willkommen allerseits zur Hannibal-Geistertour. Ich biete diese Tour jetzt schon seit fast zwölf Jahren an, und ich kann Ihnen sagen, in diesen Jahren habe ich schon einige erstaunliche Dinge gesehen. Seien Sie unbesorgt, Ihre Erfahrungen auf dieser Tour werden Ihre eigenen sein. Wir beurteilen die Wahrhaftigkeit Ihrer Begegnungen nicht, wir akzeptieren die Dinge nur und lassen sie geschehen. Vor allem werden Sie sich gut amüsieren.
    Unser erster Haltepunkt heute Abend strotzt nur so von paranormaler Aktivität: der Alte Baptistenfriedhof.« Sie wandte sich an den Fahrer. »Los geht’s.«
    Der Fahrer steckte sein Handy ein, warf einen Blick über die Schulter und lenkte den Bus auf die stille, freie Straße.
    Der Friedhof befand sich etwa fünf Minuten von unserem Treffpunkt entfernt, und das letzte Licht des Tages war verschwunden, als der Kleinbus hielt. Doreen und der Fahrerhalfen Mr. Lewis aus dem Bus, und dann folgten wir anderen.
    Ich stieg als Letzter aus, und die kleine Gruppe hatte bereits einen Halbkreis um Doreen gebildet. Der Großteil des Friedhofs lag unter einem Baldachin alter Eichen, sodass wir alle ins Dunkel der Nacht gehüllt waren.
    Doreen reichte jedem von uns Kupferstäbe, die man in Holzgriffen drehen konnte, etwa wie Wünschelruten, die Wasserhexen benutzen, um Wasser zu finden.
    »Dieses kleine Gerät wird Ihnen helfen, spektrale Energie zu finden«, sagte sie. »Wenn Sie über den Friedhof gehen, halten Sie die Stäbe so vor sich.« Sie machte es vor, streckte die Stäbe mit beiden Händen vor sich aus, als würde sie zwei Pistolen halten. »Wenn sie anfangen, sich zu kreuzen, haben Sie vielleicht jemanden gefunden, der mit Ihnen kommunizieren möchte. Manchmal werden sich die Linien einfach öffnen. Ich habe sogar schon gesehen, dass sie sich drehen. Stellen Sie den Geistern dann einfach Fragen. Die Geister hier oben sind an uns gewöhnt, daher wissen sie, was sie tun müssen. Aber seien Sie vorsichtig, es ist dunkel, passen Sie bitte auf, wohin Sie treten. Wir wollen schließlich nicht, dass jemand über irgendetwas stolpert. Und jetzt gehen Sie los! Viel Vergnügen!«
    Auf Doreens Entlassung hin schlenderten alle mit ihren Zauberstäben los, in unterschiedliche Abschnitte des Friedhofs. Ich stand da und kam mir wie ein Idiot vor, während ich die Zeigestäbe vor mir hielt.
    Mr. Lewis stand noch immer neben mir. Er bewegte sich langsam, seinen Gehstock in einer Hand, die beiden Stäbe in der anderen. Ich dachte, dass es in seinem Alter vielleicht ein bisschen gewagt war, nachts über Friedhöfe zu schlurfen.
    »Kommen Sie zurecht?«, fragte ich.
    »Natürlich«, sagte er kurz angebunden, mit leiser, rauer Stimme.
    »Haben Sie das hier schon mal gemacht?«
    »Unzählige Male.«
    »Oh«, sagte ich etwas überrascht. »Haben Sie je irgendetwas gefunden?«
    »Nicht das, was ich suche.« Er wandte sich um und sah mich an, mit Augen, die ebenso dunkel waren wie der Friedhof. »Ich suche meine Frau.«
    Seine Antwort versetzte mir einen leichten Schock. Ich hatte mir nie überlegt, auf diese Weise nach McKale zu suchen. Nicht, dass ich es wollte. Alles daran erschien mir falsch.
    »Suchen Sie schon lange nach ihr?«
    »Ja«, sagte er. Dann zuckelte er los, irgendetwas vor sich hin murmelnd, während er über das Gelände streifte.
    Ich ging allein auf die nordöstliche Ecke des Friedhofs zu, die Stäbe vor mir ausgestreckt. Etwa zehn Minuten später gesellte sich Doreen zu mir. »Wie läuft’s?«, fragte sie.
    »Gut«, sagte ich.
    »Sehr schön«, sagte sie fröhlich.
    Nichts war passiert, nur, dass sich die Stäbe leicht bewegt hatten, was sich kaum vermeiden ließ, selbst wenn man es versuchte.
    »Sagen Sie«, begann ich, »was wissen Sie eigentlich über Mr. Lewis?«
    »Mr. Lewis ist ein pensionierter Versicherungsvertreter aus Tulsa, Oklahoma. Seine Frau ist vor einer Weile gestorben, und seitdem verbringt er die meiste Zeit damit, durchs Land zu reisen, zu spiritistischen Sitzungen und Geistertouren, auf der Suche nach einem Beweis, dass sie noch immer existiert.«
    »Hat er schon Glück gehabt?«, fragte ich.
    »Offenbar nicht. Viele Leute haben behauptet, sie hätten sie gefunden, aber keiner hat seinen Test bestanden.«
    »Was ist das denn für ein Test?«
    »Er hatte einen Kosenamen für sie. Wenn
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