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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe
Autoren: Michael Connelly
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viele Beobachter gab, die nicht auf einen Freispruch gewettet hätten.«
    Ich winkte ab.
    »Das mag ja sein, aber es ändert nichts an meinem Entschluss. Und es ist auch nicht der Grund, weshalb ich hier bin.«
    Sie nahm ihre Brille ab und legte sie auf den Schreibtisch. Sie wirkte unschlüssig, doch dann stellte sie die nächste Frage.
    »Weshalb sind Sie dann hier?«
    »Weil Sie erfahren sollen, dass ich Bescheid weiß. Und dass in Kürze auch jeder andere Bescheid wissen wird.«
    »Ich hab leider nicht die geringste Ahnung, was Sie meinen. Was wissen Sie, Mr. Haller?«
    »Ich weiß, dass Sie käuflich sind und versucht haben, mich umbringen zu lassen.«
    Sie stieß ein Lachen aus, aber ihr Blick schleuderte Dolche.
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Nein, es ist kein Witz.«
    »Dann, Mr. Haller, würde ich sagen, kommen Sie erst mal wieder zur Besinnung. Wenn Sie in diesem Gericht herumlaufen und derart aberwitzige Anschuldigungen äußern, wird das nicht ohne Folgen für Sie bleiben. Ernsthafte Folgen. Offensichtlich haben Sie tatsächlich Recht und mit der Belastung zu kämpfen, nach dem Entzug zu früh wieder eingestiegen zu sein.«
    Ich lächelte, und ihre Miene verriet, dass sie ihren Fehler sofort bemerkt hatte.
    »Wirklich blöd, dass Ihnen das eben rausgerutscht ist, nicht? Woher wissen Sie, dass ich einen Entzug gemacht habe? Und noch interessanter ist die Frage: Woher hat Geschworener Nummer sieben gewusst, wie er mich gestern Abend aus dem Haus locken konnte? Die Antwort ist, Sie haben Erkundigungen über mich eingezogen. Sie haben mich in eine Falle gelockt und McSweeney losgeschickt, um mich umzubringen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Und ich kenne auch diesen Mann nicht, von dem Sie behaupten, er hätte Sie umzubringen versucht.«
    »Also, er kennt Sie schon. Und als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, war er gerade dabei, den Bundesbehörden einen Deal vorzuschlagen.«
    Der hatte gesessen. Bosch und Armstead wären zwar alles andere als begeistert, dass ich ihr das verriet, aber das war mir im Moment vollkommen egal. Es war ja auch keiner der beiden auf übelste Weise benutzt worden und hätte um ein Haar einen Kopfsprung vom Mulholland Drive gemacht. Mir jedoch war genau das passiert, und das verlieh mir jedes Recht, die Person zur Rede zu stellen, die hinter all dem steckte.
    »Allerdings bin darauf gestoßen, ohne mit jemandem einen Deal zu machen«, fuhr ich fort. »Mein Ermittler hat Nachforschungen über McSweeney angestellt. Er ist vor neun Jahren wegen Körperverletzung mit einer tödlichen Waffe verhaftet worden, und wer war sein Anwalt? Mitch Lester, Ihr Mann. Ein Jahr später ist er erneut festgenommen worden, diesmal wegen Betrugs, und wieder übernahm Mitch Lester den Fall. Da ist die Verbindung zu suchen. Ein richtig schönes kleines Dreieck, nicht? Sie haben die Möglichkeit, die Zusammensetzung des Geschworenenkontingents und das Auswahlverfahren zu beeinflussen. Sie können sich in die entsprechenden Computer einloggen, und Sie haben den Schläfer in meine Jury eingeschleust. Jerry Vincent hat Sie dafür bezahlt, aber als das FBI seine Nase in die Sache zu stecken begann, hat er kalte Füße bekommen. Und Sie konnten auf keinen Fall riskieren, dass Jerry zum FBI ging und ein Tauschgeschäft vorschlug, bei dem er als Gegenleistung einen Richter anbot. Deshalb haben Sie McSweeney losgeschickt. Als dann gestern Ihr ganzer schöner Plan über den Haufen geworfen zu werden drohte, beschlossen Sie, reinen Tisch zu machen. Sie haben McSweeney, den Geschworenen Nummer sieben, beauftragt, zuerst Elliot und Albrecht und dann mich aus dem Weg zu räumen. Sehe ich das richtig so, Frau Richterin? Oder habe ich noch etwas übersehen?«
    Ich stieß das Wort Richterin aus, als wäre es gleichbedeutend mit Dreck. Sie sprang auf.
    »Das ist doch kompletter Irrsinn. Sie haben keinerlei Beweise, um irgendeine Verbindung zwischen mir und irgendeiner anderen Person herzustellen außer mit meinem Mann. Und vollends absurd ist dieser aberwitzige Zusammenhang, den Sie von mir zu einem seiner Mandanten herstellen.«
    »Da haben Sie vollkommen Recht. Beweise habe ich keine, aber wir befinden uns auch nicht vor Gericht. Im Moment geht es nur um Sie und mich. Ich habe nichts als meinen Riecher, und der sagt mir, dass Ihnen diese Geschichte das Genick brechen wird.«
    »Ich möchte, dass Sie auf der Stelle den Raum verlassen.«
    »Und was ist mit dem FBI? Die haben McSweeney.«
    Ich konnte sehen,
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