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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe
Autoren: Michael Connelly
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fort. »Sie haben doch alles ins Rollen gebracht, nicht? Sie haben dem Richter diesen anonymen Brief geschickt.«
    Ich dachte kurz nach, bevor ich antwortete.
    »Wenn ich jetzt zustimme, werde ich dann als Zeuge aussagen müssen?«
    Bisher war ich von der Grand Jury noch nicht vorgeladen worden. Nachdem McSweeney ausgepackt hatte, brauchten sie mich anscheinend nicht. Und ich wollte, dass das auch so blieb.
    »Nein, rein privates Interesse«, sagte Bosch. »Ich möchte wissen, wer das einzig Richtige getan hat.«
    Auch wenn ich meine Bedenken hatte, wollte ich letztlich doch, dass er es erfuhr.
    »Ja, das war ich. Meine Absicht war, McSweeney als Geschworenen loszuwerden und den Prozess mit fairen Mitteln zu gewinnen. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass Richter Stanton den Brief anderen Richtern zeigen und sie um Rat fragen würde.«
    »Er hat die Vorsitzende Richterin angerufen, um ihre Meinung dazu zu hören.«
    Ich nickte.
    »So muss es wohl gewesen sein. Stanton hat sie kontaktiert, ohne zu wissen, dass sie hinter dem Ganzen steckte. Daraufhin hat sie McSweeney angewiesen, nicht mehr im Gericht zu erscheinen, und anschließend versucht, mit seiner Hilfe das Schlamassel zu bereinigen.«
    Bosch nickte, als bestätigte ich Dinge, die er bereits wusste.
    »Und Sie waren Teil des Schlamassels. Ihr muss klargeworden sein, dass Sie den Brief an Richter Stanton geschrieben hatten. Sie wussten zu viel und mussten zum Schweigen gebracht werden. Genau wie Vincent. Es war nicht wegen der Zeitungsmeldung, die wir in der Times platziert haben. Sondern weil Sie Richter Stanton diesen Tipp gegeben haben.«
    Ich schüttelte den Kopf. Um ein Haar hätten mich meine Umtriebe Kopf und Kragen gekostet, in Form eines Sprungs vom Mulholland Drive.
    »Ich glaube, ich war ganz schön blöd.«
    »Das würde ich nicht sagen. Immerhin weilen Sie noch unter uns freien Bürgern. Was von denen keiner von sich sagen kann, wenn dieser Tag zu Ende geht.«
    »Das ja. Was für einen Deal hat McSweeney ausgehandelt?«
    »Keine Todesstrafe und ein gewisses Entgegenkommen. Wenn alle anderen schuldig gesprochen werden, kriegt er wahrscheinlich fünfzehn Jahre. Im Bundessystem bedeutet das, dass er dreizehn Jahre einsitzt.«
    »Wer ist sein Anwalt?«
    »Er hat zwei. Dan Daly und Roger Mills.«
    Ich nickte. Er war in guten Händen. Ich dachte an das, was Walter Elliot mir gesagt hatte: Je schuldiger man ist, umso mehr Anwälte braucht man.
    »Kein schlechter Deal für drei Morde.«
    »Ein Mord«, korrigierte mich Bosch.
    »Wieso nur einer? Vincent, Elliot und Albrecht.«
    »Elliot und Albrecht gehen nicht auf sein Konto.«
    »Was? Er hat die beiden umgebracht, und dann hat er mich umzubringen versucht.«
    Bosch schüttelte den Kopf.
    »Er hat den Mordanschlag auf Sie verübt, aber Elliot und Albrecht hat er nicht auf dem Gewissen. Die Tatwaffe stimmt nicht überein. Außerdem ergibt es keinen Sinn. Warum hätte er die beiden einfach hinterrücks erschießen und es bei Ihnen dann so hindrehen sollen, als wäre es Selbstmord? Das passt nicht zusammen. Mit Elliot und Albrecht hatte McSweeney nichts zu tun.«
    Ich war einen Moment sprachlos. Die letzten drei Tage war ich der festen Überzeugung gewesen, dass der Mörder von Elliot und Albrecht derselbe war, der mich umzubringen versucht hatte, und dass er sich inzwischen in sicherem Gewahrsam befand. Doch jetzt erzählte mir Bosch, dass es einen zweiten Mörder gab, der sich noch auf freiem Fuß befand.
    »Hat die Polizei in Beverly Hills schon einen Verdacht?«, fragte ich schließlich.
    »O ja, sie sind sich sogar ziemlich sicher, wer es war. Aber sie werden es ihnen wohl nie anhängen können.«
    Ein Schlag folgte auf den anderen. Eine Überraschung auf die nächste.
    »Wer war’s?«
    »Die Familie.«
    »Meinen Sie die Familie im übertragenen Sinn? Die Mafia?«
    Bosch lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Die Familie von Johann Rilz. Sie haben die Sache selbst in die Hand genommen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Länder und Rillen. Die Kugeln, die sie aus den zwei Opfern geholt haben, waren Neun-Millimeter-Parabellums. Geschossmantel und Patronenhülse aus Messing und in Deutschland hergestellt. Die Techniker haben ein Geschossprofil erstellt und mit einer in Deutschland hergestellten C-Sechsundneunzig-Mauser in Verbindung gebracht.«
    Er hielt kurz inne, um mir die Gelegenheit zu geben, Fragen zu stellen. Da ich keine hatte, fuhr er fort:
    »Für die Cops drüben in Beverly Hills sieht
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