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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe
Autoren: Michael Connelly
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jetzt keine Zeit.«
    »Also, die Sache ist folgende«, sagte ich. »Ich glaube, er wollte es so hindrehen, dass es aussah, als wäre ich gesprungen.«
    Darüber dachte Bosch kurz nach, dann schüttelte er den Kopf.
    »Selbstmord? Wer hätte das glauben sollen? Sie haben den Fall des Jahrzehnts, Mann. Sie sind total gefragt. Sie kommen im Fernsehen. Und Sie haben eine Tochter. Einen Selbstmord nimmt Ihnen doch kein Mensch ab.«
    Ich nickte.
    »O doch.«
    Er musterte mich wortlos und wartete, dass ich ihm das erklärte.
    »Ich war süchtig, Bosch, ich habe gerade einen Entzug hinter mir. Wussten Sie das nicht?«
    »Nein. Erzählen Sie es mir.«.
    »Die Erklärung für den Selbstmord wäre folgende gewesen: Mir wurden der Druck und die enorme Aufmerksamkeit, die mit diesem wichtigen Fall einhergingen, zu viel, und entweder war ich schon rückfällig geworden, oder ich stand kurz davor. Deshalb bin ich gesprungen, um das alles nicht nochmal von neuem durchmachen zu müssen. Das kommt übrigens gar nicht so selten vor, Bosch. Man nennt das den Notausstieg. Da fällt mir übrigens ein …«
    »Ja, was?«
    Ich deutete über den Parkplatz auf Geschworenen Nummer sieben.
    »Er und die Person, für die er das getan hat, wussten sehr viel über mich. Sie haben sich sehr intensiv mit meiner Vorgeschichte befasst. Dabei sind sie vermutlich auf meine Sucht, meinen Entzug und Lanies Namen gestoßen. Sie haben sich also was Cleveres einfallen lassen, wie sie mich loswerden können, denn sie konnten auf keinen Fall schon wieder einen Anwalt abknallen, ohne enorm viel Aufmerksamkeit auf sich und die Hintergründe der ganzen Sache zu lenken. Bei einem Selbstmord wäre die Sache wesentlich weniger dramatisch ausgefallen.«
    »Schon klar, aber warum wollen diese Leute Sie überhaupt loswerden?«
    »Wahrscheinlich weil sie glauben, ich wüsste zu viel.«
    »Tun Sie das denn?«
    Bevor ich darauf antworten konnte, begann McSweeney von der anderen Seite des Parkplatzes zu uns herüberzurufen:
    »He, Sie! Kommen Sie mit dem Anwalt. Ich hab Ihnen einen Deal vorzuschlagen. Ich kann Ihnen ein paar richtig dicke Fische ans Messer liefern, Mann! Ich will einen Deal!«
    Bosch wartete, ob noch mehr käme, aber das war alles.
    »Wenn Sie meinen Rat hören wollen«, sagte ich, »dann gehen Sie jetzt da rüber und schmieden das Eisen, solange es noch heiß ist. Bevor ihm einfällt, dass er ein Recht auf einen Anwalt hat.«
    Bosch nickte.
    »Danke, Coach. Aber ich glaube, ich weiß selbst, was ich zu tun habe.«
    Er schickte sich an, den Parkplatz zu überqueren.
    »Warten Sie, Bosch«, rief ich. »Sie schulden mir noch was, bevor Sie da rübergehen.«
    Bosch hielt inne und bedeutete Armstead, er solle zu McSweeney zu gehen. Dann kam er zu mir zurück.
    »Was schulde ich Ihnen?«
    »Eine Antwort. Ich habe Sie heute Abend angerufen, um Ihnen Bescheid zu geben, dass ich das Haus nicht mehr verlasse. Eigentlich hätten Sie danach nur noch einen Wagen zu meiner Überwachung zurückzulassen brauchen. Aber trotzdem ist jetzt die ganze Truppe hier oben. Wieso dieser Sinneswandel?«
    »Sie haben es wohl noch gar nicht mitbekommen, wie?«
    »Was soll ich nicht mitbekommen haben?«
    »Sie können morgen ausschlafen, Herr Anwalt. Es gibt keinen Prozess mehr.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Ihr Mandant tot ist. Heute Abend hat jemand Elliot und seine Freundin kaltgemacht, als sie vom Essen nach Hause fuhren. Vermutlich unser Freund da drüben, der uns jetzt einen Deal vorschlagen möchte. Das elektrische Tor an Elliots Einfahrt ging nicht auf, und als er ausstieg, um es von Hand aufzuschieben, kam jemand von hinten auf ihn zu und verpasste ihm einen Kopfschuss. Dann erschoss er die Frau im Auto.«
    Geschockt wich ich einen halben Schritt zurück. Ich kannte das Tor, von dem Bosch sprach. Erst am vorigen Abend war ich in Elliots Villa in Beverly Hills gewesen. Und was die Freundin betraf, glaubte ich ebenfalls Bescheid zu wissen. Für diesen Posten hatte ich Nina Albrecht auf der Rechnung, seit Elliot erwähnt hatte, jemand hätte ihm am Tag der Morde in Malibu geholfen.
    Bosch fuhr trotz meines bestürzten Gesichtsausdrucks fort:
    »Als mir ein Freund in der Rechtsmedizin davon erzählt hat, ist mein erster Gedanke gewesen, dass heute Nacht jemand ein paar Rechnungen begleichen will. Deshalb hielt ich es für angeraten, das Team zurückzurufen und abzuwarten, ob sich bei Ihnen zu Hause etwas tut. Glück für Sie.«
    Ich starrte geradewegs durch Bosch
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