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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe
Autoren: Michael Connelly
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wollen, fragen Sie den Kerl doch selbst.«
    »Keine Sorge. Wir werden ihm jede Menge Fragen stellen. Was wollten Sie hier oben, Mr. Haller?«
    »Das habe ich Ihnen doch gesagt. Und ich habe es Bosch gesagt. Ich habe einen Anruf bekommen von jemand, der sich als Polizist ausgegeben hat. Er hat gemeint, er hätte eine Bekannte von mir hier oben mit ihrem Auto angehalten, weil sie zu viel getrunken hätte, und ob ich nicht kommen und sie heimfahren könnte, damit er sie nicht wegen Trunkenheit am Steuer einliefern muss.«
    »Wir haben den Namen, den Sie mir am Telefon genannt haben, überprüft«, warf Bosch ein. »Es gibt bei der Polizei tatsächlich einen Randall Morris. Allerdings arbeitet er im South Bureau bei der Abteilung Bandenkriminalität.«
    Ich nickte.
    »Inzwischen dürfte eigentlich klar sein, dass der Anruf eine Falle war. Aber er hatte meine Handynummer und kannte den Namen meiner Bekannten. Deshalb habe ich zunächst keinen Verdacht geschöpft.«
    »Wie ist er an den Namen der Frau gekommen?«, fragte Armstead.
    »Gute Frage. Ich hatte eine relativ enge Beziehung zu ihr, allerdings rein platonisch. Und ich habe schon fast einen Monat nichts mehr von ihr gehört.«
    »Wie könnte er dann von ihr erfahren haben?«
    »Sie fragen mich ständig irgendwelchen Scheiß, von dem ich keinen blassen Schimmer habe. Erkundigen Sie sich doch mal bei McSweeney.«
    Mir wurde sofort klar, dass mir ein Fehler unterlaufen war. Ich hätte den Namen nicht wissen können, wenn ich keine Nachforschungen über Geschworenen Nummer sieben angestellt hätte.
    Bosch betrachtete mich eigenartig. Ich hatte keine Ahnung, ob ihm klar war, dass in diesem Prozess die Geschworenen für die beteiligten Anwälte anonym geblieben waren. Bevor er eine weitere Frage nachschieben konnte, rettete mich ein lauter Ruf aus dem Gebüsch, neben dem ich fast in die Tiefe gestoßen worden wäre.
    »Ich habe die Waffe!«
    Bosch richtete einen Finger auf meine Brust.
    »Sie bleiben hier.«
    Ich beobachtete, wie Bosch und Armstead zu der Stelle liefen und mit ein paar anderen die Waffe im Schein einer Taschenlampe betrachteten. Bosch fasste sie nicht an, sondern bückte sich nur, um sie aus der Nähe in Augenschein zu nehmen.
    In diesem Moment begann hinter mir die Wilhelm-Tell-Ouvertüre zu spielen. Ich drehte mich um und entdeckte mein Handy auf dem Kies. Das Display leuchtete in der Dunkelheit. Ich hob es auf. Es war Cisco, und ich ging dran.
    »Cisco, ich rufe dich gleich zurück.«
    »Aber beeil dich. Ich habe interessante Neuigkeiten. Wird dich bestimmt interessieren.«
    Ich beendete das Gespräch und beobachtete, wie Bosch sich wieder aufrichtete und zu McSweeney trat. Er blieb dicht vor ihm stehen und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Doch er wartete nicht auf eine Antwort, sondern drehte sich einfach um und kam zu mir herüber. Sogar im diffusen Mondlicht konnte ich erkennen, dass er aufgeregt war. Armstead folgte ihm.
    »Die Waffe ist eine Beretta Bobcat, wie wir sie auch im Zusammenhang mit dem Vincent-Mord suchen«, sagte er. »Wenn die ballistischen Ergebnisse übereinstimmen, haben wir den Kerl bei den Eiern. Ich werde mich dafür einsetzen, dass Sie vom Bürgermeister eine Belobigung für außerordentliche Verdienste bekommen.«
    »Gut. Ich werde sie mir einrahmen lassen.«
    »Und jetzt erläutern Sie mir das Ganze, Haller. Und am besten fangen Sie damit an, dass er offensichtlich derjenige ist, der Vincent erschossen hat. Warum wollte er auch Sie umbringen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Das Schmiergeld«, sagte Armstead. »Hat er die Bestechung kassiert?«
    »Ich kann Ihnen nur wieder die gleiche Antwort geben wie vor fünf Minuten. Ich weiß es nicht. Aber es deutet eigentlich alles darauf hin, oder?«
    »Woher hat er den Namen Ihrer Bekannten gewusst?«
    »Auch das ist mir völlig schleierhaft.«
    »Sind Sie eigentlich überhaupt zu was zu gebrauchen?«, brummte Bosch.
    Eine berechtigte Frage, und die naheliegende Antwort war für mich nicht sonderlich schmeichelhaft.
    »Glauben Sie mir, Detective, ich …«
    »Sparen Sie sich Ihre Erklärungen, Mann. Steigen Sie einfach in Ihr Auto, und verschwinden Sie. Von jetzt an übernehmen wir.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und entfernte sich. Armstead folgte ihm. Nach kurzem Zögern rief ich Bosch hinterher und winkte ihn zurück. Er sagte etwas zu dem FBI-Agenten und kam allein zu mir.
    »Kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit irgendwelchem Scheiß«, fauchte er ungehalten. »Dafür habe ich
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