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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe
Autoren: Michael Connelly
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schon wieder? Ich habe Ihnen von Anfang an alles erzählt, was ich Ihnen erzählen durfte. Sie sind derjenige, der mir etwas verheimlicht und seine Spielchen mit mir treibt. Was hat das FBI hier zu suchen?«
    »Es war von Anfang an beteiligt.«
    »Ach so. Und Sie haben nur vergessen, es mir gegenüber zu erwähnen.«
    »Ich habe Ihnen erzählt, was nötig war.«
    »Na schön, aber jetzt will ich wirklich alles wissen, oder meine Kooperation mit Ihnen ist ab sofort beendet. Und das schließt ein, dass ich mich in irgendeiner Form als Zeuge gegen den Mann dort drüben zur Verfügung stelle.«
    Ich wartete eine Weile, aber Bosch schwieg. Erst als ich mich von ihm abwandte, um zu meinem Auto zu gehen, legte er mir die Hand auf den Arm. Er lächelte schmal und schüttelte den Kopf.
    »Jetzt kommen Sie, Mann. Regen Sie sich erst mal ab. Und schmeißen Sie hier nicht mit leeren Drohungen um sich.«
    »Leere Drohungen? Wir werden ja sehen, wie leer sie sind, wenn ich die Vorladung des Bundesschwurgerichts abweise, die ich sicher erhalte. Ich kann bis hinauf zum Supreme Court meine anwaltliche Schweigepflicht geltend machen. Allein dadurch wird sich die ganze Geschichte gut und gerne zwei Jahre hinziehen, und Ihre neuen Freunde vom FBI werden sich bestimmt wünschen, Sie hätten mir reinen Wein eingeschenkt, solange Sie noch Gelegenheit dazu hatten.«
    Bosch überlegte kurz, dann packte er mich am Arm.
    »Na schön, Sie Sturschädel, kommen Sie hier rüber.«
    Wir gingen zu einer Stelle des Parkplatzes, die noch weiter von dem Polizeiameisenhaufen entfernt war, und Bosch begann zu reden.
    »Wenige Tage nach dem Vincent-Mord hat sich das FBI bei mir gemeldet und erklärt, er sei eine Person von Interesse für sie gewesen. Mehr nicht. Er war einer der Anwälte, deren Namen aufgetaucht waren, als sie die Staatsgerichte unter die Lupe nahmen. Nichts Konkretes, nur Gerüchte. Vielleicht hatte er Mandanten von gewissen Dingen erzählt, die er für sie tun könnte, und von irgendwelchen Beziehungen. Das FBI hatte einfach eine Liste von Anwälten zusammengestellt, die möglicherweise korrupt waren, und Vincent stand darauf. Sie luden ihn als kooperierenden Zeugen vor, aber er weigerte sich, zu erscheinen. Daraufhin machten sie ihm mehr Druck, und kurze Zeit später wurde er erschossen.«
    »Das haben die Ihnen verraten, und Sie machen prompt gemeinsame Sache mit ihnen. Fantastisch. Danke, dass ich das jetzt auch weiß.«
    »Wie gesagt, es waren keine für Sie relevanten Informationen.«
    Ein Mann in einem FBI-Blouson marschierte hinter Bosch über den Parkplatz, und dabei wurde sein Gesicht kurz von oben beleuchtet. Er kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich konnte ihn nicht einordnen – bis ich ihn mir mit Schnurrbart vorstellte.
    »He, da ist ja das Arschloch, das Sie mir neulich auf den Hals gehetzt haben«, sagte ich so laut, dass es der vorbeigehende Agent hören konnte. »Er kann von Glück reden, dass er an der Tür keine Kugel in die Fresse gekriegt hat.«
    Bosch legte mir die Hände auf die Brust und stieß mich ein paar Schritte zurück.
    »Jetzt beruhigen Sie sich mal. Ohne Unterstützung des FBI hätte ich Sie niemals rund um die Uhr überwachen lassen können. Und Sie lägen in diesem Moment womöglich schon am Fuß dieses Bergs.«
    Ich schüttelte seine Hände ab, beherrschte mich aber. Meine Wut verrauchte, während ich mich mit der unbestreitbaren Wahrheit dessen abfand, was Bosch gerade gesagt hatte. Und mit der Tatsache, dass ich von Anfang an nur benutzt worden war. Zuerst von meinem Mandanten und dann von Bosch und vom FBI. Diesen Moment nutzte Bosch, um einen anderen FBI-Agenten, der in der Nähe stand und uns beobachtete, zu sich zu win ken.
    »Das ist Agent Armstead. Er ist der zuständige Mann aufseiten des FBI, und er hat ein paar Fragen an Sie.«
    »Klar doch, warum nicht?«, sagte ich. »Meine beantwortet ja ohnehin niemand. Aber ich beantworte brav Ihre.«
    Armstead war ein junger, aalglatt wirkender Beamter mit einem militärisch korrekten Haarschnitt.
    »Mr. Haller, wir wenden uns Ihren Fragen zu, sobald Zeit dafür ist«, erwiderte er. »Im Moment haben wir hier eine fließende Situation und wären Ihnen für Ihre Kooperation außerordentlich verbunden. Ist Geschworener Nummer sieben der Mann, an den Vincent das Schmiergeld gezahlt hat?«
    Ich musterte den jungen Beamten und warf dann Bosch einen zweifelnden Blick zu.
    »Woher soll ich das wissen? Damit hatte ich nichts zu tun. Wenn Sie eine Antwort
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