Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So sinnlich kann die Liebe sein

So sinnlich kann die Liebe sein

Titel: So sinnlich kann die Liebe sein
Autoren: Alexandra Sellers
Vom Netzwerk:
sein, dass ich zu lange gewartet habe ... Ist Dad da? Ich würde gern mit ihm reden."
    Sie stellte ihm keine Fragen, und er dachte nicht zum ersten Mal, dass sie eine großartige Mutter war.
    „Er ist in der Garage und stellt die Töpferscheibe auf, die dein Großonkel uns gegeben hat. Vielleicht kannst du ihm helfen. Mit mechanischen Dingen war er nie so geschickt, wie er immer geglaubt hat. Wenn du Suppe möchtest, komm nachher noch einmal wieder."
    Es konnte nicht schaden vorbeizufahren, dachte Bel. Sie konnte sic h das Haus ansehen. Sie musste ja nicht anhalten. Falls bei ihm Licht brannte, wusste sie, dass er noch wach war.
    Doch das Haus war dunkel. Vermutlich war er nicht einmal da. Sie bremste ab und schaltete den Motor aus. Vor ein paar Monaten war sie schon einmal hier gewesen, als Tallia sie gebeten hatte, ihm etwas vorbeizubringen.
    Natürlich war das auch einer ihrer Versuche gewesen, sie zusammenzubringen.
    Aber als er sie hereingebeten und ihr einen Drink angeboten hatte, hatte sie dankend abgelehnt und wäre fast zum Auto zurückgerannt...
    Nirgends brannte Licht. Selbst die Außenbeleuchtung war nicht angeschaltet.
    Nichts regte sich. Er war bestimmt nicht da. Sie konnte ruhig aussteigen, zur Tür gehen und sich an den Tag erinnern ...
    Nebenan bellte ein Hund und wurde ermahnt. Da stieß etwas gegen ihren Knöchel. Sie schaute nach unten und sah eine weiße Katze, die einen Buckel machte und sich einladend an sie schmiegte, in der Hoffnung, jemand würde ihr die Tür öffnen. Nun warteten sie zu zweit auf ihn ... bloß die Katze hatte kein anderes Zuhause und konnte nirgends hingehen, wenn Jake nicht kam und sie ins Haus ließ.
    Bel lachte leise. Sie hatte auch kein anderes Zuhause. Sie war dort zu Hause, wo Jake war.
    Entschlossen drückte sie auf die Klingel. Er war nicht da, die Katze war ja der Beweis, aber irgendwie fühlte sie sich erleichtert, als die Türklingel läutete. Ihr Klang hallte im dunklen Innern des Hauses laut wider.
    „Mach dir keine Hoffnungen, Kätzchen", warnte sie. „Vermutlich musst du noch etwas länger warten, ehe er nach Hause kommt. Nicht so lange wie ich. Bei mir kann es ein Leben lang dauern."
    Diese Furcht hatte sie bisher nicht in Worte gefasst. Sie erschrak über die Tränen, die ihr in die Augen stiegen, schluchzte auf und biss sich auf die Unterlippe. Wie dumm von ihr, in Tränen auszubrechen, nur weil sie mit Jakes Katze geredet hatte!
    Die Katze schnurrte und strich ihr um die Beine. Sie wollte ganz offensichtlich gestreichelt werden. Bel lächelte unter Tränen, hätte das Tier am liebsten auf den Arm geno mmen und sich mit ihm davongestohlen. So hätte sie wenigstens etwas, das Jake gehörte ...
    Im selben Moment wurde ihr klar, welchen Grund es nur haben konnte, dass er um diese Uhrzeit nicht zu Hause war. Er musste bei einer anderen im Bett liegen.
    Das versetzte ihr einen Stich ins Herz.
    Lieber Himmel, was hätte sie bloß gemacht, wenn er die Frau mit nach Hause gebracht hätte und vorhin an die Tür gekommen wäre! Wie erniedrigend wäre das für sie, Bel, gewesen. Abrupt wandte sie sich ab, eilte den Weg hinunter und stieg in ihren Wagen.
    Als sie abfuhr, war die weiße Katze den Weg halb hinuntergelaufen und miaute.
    „Hübsch, nicht wahr?" meinte Eliot Drummond. „Ich hoffe, den Kindern wird es gefallen. Ich will auch noch einen Töpferkurs mitmachen. Was soll es, zumindest gibt es eine Reihe Weihnachtsgeschenke. Hast du schon mal getöpfert, Jake?"
    „Nein, Dad."
    „Du bist ein impulsiver Mensch. Jung meint, es wäre wichtig, ein Gefühlsventil zu haben."
    „Jung!" wiederholte Jake und warf einen ungeduldigen Blick zur Decke.
    „C. G. Jung, du weißt schon, der große Psychologe. Er war auch ein impulsiver Mensch und hat sich der Bildhauerei gewidmet. Es kann nicht schaden, sich am Töpfern zu versuchen oder am Zimmern."
    „Natürlich habe ich das schon mal gehört, Dad", erwiderte Jake gelassen und dachte, mein Leben lang. G. G. Jung war ein Steckenpferd seines Vaters.
    „Du hast es gehört, aber hast du es auch beherzigt?"
    „Dad, müssen wir über C. G. Jung sprechen?"
    Sein Vater musterte ihn durchdringend. „Er hat großes Verständnis für Veränderungen gehabt, Jake."
    Jake zuckte innerlich zusammen. Wie sehr er sich bei seinem Vater auch über die ständigen Hinweise auf die Psychologie ärgerte - schließlich hatte sein Vater beruflich damit zu tun -, so erschreckend fand Jake von Zeit zu Zeit den Tiefblick, den er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher