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So sinnlich kann die Liebe sein

So sinnlich kann die Liebe sein

Titel: So sinnlich kann die Liebe sein
Autoren: Alexandra Sellers
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Hause hätte, von dem er Briefe, Kekse und gestrickte Socken bekommen würde, solange er in den kalten, nassen Schützengräben stehen musste. Jemand, für den es sich lohnte zu überleben. Deshalb hat mein Vater meine Mutter geheiratet."
    „Was?" flüsterte Jake ungläubig.
    „Das war eine andere Zeit, Jake, eine andere Ära."
    „Verdammt!" entfuhr es Jake.
    „Dann hat er sich in Übersee in Angela verliebt, ist aber zurückgekommen, und ich glaube, er hat auch etwa ein halbes Jahr ernsthaft versucht, etwas aus der Ehe zu machen. Ich war damals schon fünf oder sechs. Mir hat es ehrlich gesagt nicht gepasst, dass er da war. Er war sehr streng und anders als meine Mutter.
    Sie kamen auch nicht gut miteinander aus. Wäre er auf dem Schlachtfeld gestorben, wäre Mum eine rundum glückliche Frau gewesen. Erst als er ihr sagte, er wolle die Scheidung, da ... Na ja, es war mehr eine Angelegenheit des Stolzes als der Liebe, aber das wollte sie sich nicht eingestehen. Sie hat ihm das Leben eine Zeit lang zur Hölle gemacht, ihm ständig etwas vorgeheult und ihn mit Vorwürfen überhäuft. Als er dann ging, hat sie weder sich noch mich vergessen lassen, was er getan hatte." Er schüttelte den Kopf. „Und dich auch nicht."
    Jake stand reglos da und versuchte das Gehörte zu begreifen. Seine Welt war aus den Fugen geraten, und so einfach fand er sich nicht darin zurecht.
    „Lass uns an die frische Luft gehen", schlug sein Vater vor. „Warum habe ich nicht daran gedacht, dass sie mit dir genauso reden würde wie mit mir? Sie war keine Frau, die aus ihren Fehlern gelernt hätte oder reifer geworden wäre. Sie hat ihren Zorn und die Enttäuschung nie überwunden."
    Vater und Sohn traten in die feuchte Nachtluft hinaus und setzten sich an den Picknicktisch neben dem Pool.
    „Gib mir auch mal einen Schluck von dem Bier", meinte sein Vater und streckte die Hand aus. „Und was hat sie dir über dich gesagt?" wollte er wissen und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen, ehe er Jake die Dose wiedergab.
    Stockend und verwirrt berichtete Jake, was seine Großmutter ihm eingeredet hatte. Er vermochte nicht zu begreifen, dass das, was sie ihm erzählt hatte, nicht der Wahrheit entsprach. Auch hatte er das Gefühl, seine Welt stünde Kopf. Seine Überzeugungen waren alle hinfällig. Nie zuvor hatte er jemals so unbeholfen geklungen, und das als Anwalt!
    „Also, sie meinte, dass ich nicht fähig wäre, einer Frau treu zu sein, und deshalb sollte ich nie heiraten", endete er.
    Sein Vater vermochte seinen Zorn kaum noch zu zügeln. Er fluchte so heftig, dass Jake seinen Ohren nicht traute.
    „Aber du hast immer gesagt, Grandpa wäre ein Frauenheld gewesen", protestierte Jake. „Und als ich anfing auszugehen, hast du immer gesagt, ich sei ihm ähnlich."
    „Ja, er war schon ein Frauenheld. Ich auch, aber sobald du dich entschieden hast zu heiraten, Jake, bist du dem entwachsen. Du hast dich verändert."
    Jake schaute ihn erstaunt an. „Aber ... hast du denn aufgehört, Mum zu betrügen?" Die Worte waren ihm einfach so herausgerutscht, ehe er es richtig wahrnahm.
    Eliot Drummond wirbelte so heftig he rum, dass Jake zurückwich. Zum ersten Mal in seinem Leben bekam er Angst vor seinem Vater.
    „Hast du es ernsthaft darauf angelegt, mich zu reizen? Was ist los mit dir? Ich habe deine Mutter nie betrogen."
    Daraufhin herrschte Schweigen. Beide hörten das Atmen des anderen.
    „Dad, ich habe es gehört", gestand er seinem Vater schließlich unwillig. „Ich habe gehört, wie ihr, du und Mum, euch gestritten habt."
    Sein Vater erstarrte. Er musterte Jake eingehend, und der Ausdruck seiner Augen berührte Jake unangenehm. Dann senkte sein Vater seinen Blick und sah auf seine Hände.
    „Jake, du hast mir gesagt, du wärst an dem Tag nicht im Haus gewesen. Du hast mir geschworen, du hättest nur deine Sachen abgestellt und wärst wieder weggefahren." Er klang vollkommen erschöpft, wie ein alter Mann.
    Jake schluckte und fühlte sich genauso hilflos, wütend, traurig und schuldbewusst wie damals, als ihm seine Mutter Leid getan hatte. „Ich war fast im Wohnzimmer. Ich habe gehört ..." Er hob eine Hand. „Mum hat geweint, und du
    ... ich habe mich nicht aufgehalten, sondern habe gleich kehrtgemacht und bin zu Brad gegangen."
    „Und von dem einen Vorfall hast du auf mein Verhalten während unserer gesamten Ehe geschlossen?"
    „Es war Grandma, die mir gesagt hat, es käme regelmäßig vor. Sie behauptete, Mum wäre sehr
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