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So fern wie ein Traum

So fern wie ein Traum

Titel: So fern wie ein Traum
Autoren: Nora Roberts
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nicht in der Lage gewesen war, ihre Ehe zu retten, und die etwas peinliche Tatsache, dass sie in ihrem ganzen Leben nur mit einem einzigen Mann geschlafen hatte. Auch machte sie sich Sorgen, dass sich ihr Versagen als Ehefrau negativ auf ihre Kinder auswirken könnte, und sie lebte in der beständigen Angst, dass das Kartenhaus ihres Familienlebens, das sie so mühsam neu errichtete, bei der ersten starken Bö wieder in sich zusammenfallen könnte.
    Ihr Leben – die unnachgiebige Realität – hatte wenig Ähnlichkeit mit dem, was sie sich immer erträumt hatte. War es da ein Wunder, dass sie am liebsten im Bett geblieben und sich die Decke über den Kopf gezogen hätte?
    Stattdessen bereitete sie sich auf das vor, was sie jeden Morgen tat. Aufstehen, sich für den Tag wappnen und versuchen, das komplizierte Durcheinander durchzustehen, das sie aus ihrem Leben gemacht hatte. Es gab Menschen, die von ihr abhingen.
    Ehe sie jedoch die Decke zurückwerfen konnte, klopfte es leise an der Tür. Ann Sullivan steckte den Kopf herein und lächelte. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Miss Laura.«
    Die langjährige Templetonsche Wirtschafterin trat mit einem vollbeladenen und mit einer Vase voller Tausendschönchen geschmückten Frühstückstablett ins Zimmer.
    »Frühstück im Bett!« Noch während sie versuchte, ihren Terminplan zu ändern, damit Zeit für mehr als eine eilige Tasse Kaffee blieb, lehnte sich Laura im Bett zurück. »Ich fühle mich wie eine Königin.«
    »Schließlich feiert eine Frau ihren dreißigsten Geburtstag nicht jeden Tag.«
    Laura sah Ann mit einem zaghaften Lächeln an. »Erzählen Sie mir doch, wie ein solcher Geburtstag ist.«
    »Jetzt reden Sie bitte keinen solchen Unsinn.«
    Mit geübten Bewegungen stellte Ann Laura das Tablett sicher in den Schoß. Sie selbst hatte ihren dreißigsten, vierzigsten und – Gott bewahre – fünfzigsten Geburtstag schon erlebt. Und da sie wusste, wie sehr die Jahre einer Frau zu schaffen machen konnten, ging sie achtlos über Lauras Seufzer hinweg.
    Sie hatte dieses Mädchen genau wie ihre eigene Tochter und Miss Kate seit über zwanzig Jahren liebevoll umsorgt, und sie wusste, wie jede von ihnen am besten zu nehmen war.
    Also kniete sie sich vor den Kamin und schürte ein Feuer, nicht nur, um die Januarkälte aus dem Zimmer zu vertreiben, sondern weil die knisternden Flammen Helligkeit und Fröhlichkeit verbreiteten. »Sie sind eine wunderschöne junge Frau, die die besten Jahre des Lebens noch vor sich hat.«
    »Und dreißig Jahre hinter sich.«
    Ann fand zielsicher die richtigen Worte. »Und Sie haben nichts aufzuweisen als zwei wunderbare Kinder, ein florierendes Unternehmen, ein gemütliches Heim, eine Familie und Freunde, die Ihnen zu Füßen liegen. Das ist wirklich traurig, finde ich.«
    Aua, dachte Laura und gab zu: »Ich versinke mal wieder im Selbstmitleid.« Wieder lächelte sie zaghaft. »Jämmerlich und typisch für mich. Vielen Dank, Annie. Die Idee mit dem Frühstück war wirklich wunderbar.«
    »Trinken Sie erst mal eine Tasse Kaffee.« Während das Feuer im Kamin aufloderte, schenkte Ann den Kaffee ein und tätschelte Laura besänftigend die Hand. »Wissen Sie, was Sie brauchen? Einen freien Tag. Einen ganzen Tag ganz für sich allein, an dem Sie nichts anderes machen als das, wozu Sie wirklich Lust haben.«
    Eine hübsche Idee, die sie noch vor wenigen Jahren problemlos hätte in die Tat umsetzen können, dachte sie. Aber jetzt galt es, die Mädchen für die Schule fertig zu machen, den Vormittag über in ihrem Büro im Templeton-Hotel Monterey die anstehenden Aufgaben zu erfüllen und am Nachmittag im
Schönen Schein,
der Boutique, die sie gemeinsam mit Margo und Kate eröffnet hatte.
    Dann mussten die Mädchen zu ihrem Ballettunterricht gefahren, die Rechnungen durchgesehen und Überweisungen ausgefüllt werden. Anschließend waren die Hausaufgaben der Kinder zu überwachen und sich mit den unzähligen Problemen und Problemchen auseinander zu setzen, die ihre Töchter während des Tages vielleicht gehabt hatten.
    Außerdem bräuchte sie ein wenig Zeit, um nach Joe, dem alten Gärtner, zu sehen. Sie machte sich Sorgen um ihn, wollte aber nicht, dass er davon erfuhr.
    »Sie hören mir gar nicht zu, Miss Laura«, beschwerte sich Annie.
    Der sanft tadelnde Ton der Haushälterin zwang Laura in die Gegenwart zurück. »Tut mir Leid. Die Mädchen müssen allmählich aufstehen, wenn sie nicht zu spät zur Schule kommen wollen«, sagte sie
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